Arzt: Wir haben großen Mangel an Impfstoff
HILDEN (cis) Der niedergelassene Arzt Hans-Dieter Soberger hat mehr als 900 Patienten auf seiner Warteliste, die sich gegen Corona impfen lassen wollen. In der vergangenen Woche hat er sechs Impfdosen für Biontech bekommen und rund 26 Dosen Astrazeneca jeweils für eine Erstimpfung.
Er habe ein Fax von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein erhalten. Darin habe es geheißen, Impfstoff sei nur für zwei Impfzentren vorhanden. „Wir haben einen großen Mangel an Impfstoff in Hilden, vor allem bei Biontech“, hält Soberger fest: „Ärzte in Hilden haben Schwierigkeiten, Patienten von der Notwendigkeit einer Corona-Impfung zu überzeugen, weil wir unglaubwürdig wirken, wenn wir keinen Impfstoff bekommen können.“
Er habe von Kollegen von der anderen Rheinseite gehört, dass die Versorgung mit Impfstoff dort wesentlich besser sei. Er habe die Kassenärztliche Vereinigung schon seit
Wochen auf dieses Problem angesprochen und immer nur ausweichende Antworten („Für die Versorgung mit Impfstoff sind wir nicht zuständig“) erhalten.
„Wir haben in Hilden den Eindruck, dass wir als niedergelassen Ärzte nur das an Impfstoff bekommen, was in den Impfzentren nicht verimpft werden kann“, meint Hans-Dieter Soberger: „Ich habe ein gut eingespieltes Impfmanagement in der Praxis und kann an einem Tag rund 140 Patienten impfen.“
Der Bund ist für die Verteilung der Impfstoffe zuständig, teilt ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums auf Anfrage mit: „Der Bund stellt den Impfstoff für die Arztpraxen zur Verfügung, die wiederum den Impfstoff über die Apotheken bestellen/beziehen (Lieferkette: Bund - Großhandel - Apotheken Arztpraxen). „Die Impfstoffkontingente, die der Bund dem Land zuweist, werden grundsätzlich zeitnah den Impfzentren beziehungsweise der jeweiligen Personengruppe, die ein Impfangebot erhält, zur Verfügung gestellt wird. Es werden keine Impfdosen grundlos zurückgehalten.“
Für diese Woche gibt es pro Arzt bis zu 36 Dosen (6 Vials) Biontech, sagt die KV Nordrhein auf unsere Nachfrage: „Bei Astrazeneca gibt es seit dieser Woche keine Obergrenze mehr, Praxen können grundsätzlich ohne Limit bestellen.“Die tatsächliche Liefermenge pro Arzt hänge allerdings von der Anzahl der insgesamt bestellenden Ärzte der Region insgesamt ab. Es solle jedoch sichergestellt sein, dass jeder Arzt mindestens 18 bis 24 Dosen von Biontech/ Pfizer erhält. Um möglichst viele Patienten impfen zu können, werde Praxen allgemein dringend empfohlen, beide Impfstoffe zu ordern.
Der Sprecher der KV Nordrhein schätzt, dass sich durch die vor wenigen Tagen beschlossene Freigabe von Astrazeneca jetzt aber viele Interessierte in den Praxen melden werden. „Für die Zeit ab Ende Mai ist nach unseren Informationen bundesweit deutlich mehr Impfstoff von Biontech/Pfizer zu erwarten. Nach einer Mitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) wird die Impfstoffmenge von Biontech/Pfizer ab Juni auf rund drei Millionen Dosen pro Woche angehoben und damit etwa verdoppelt.“