Rheinische Post Hilden

Wohnhaus aus Holz für Millrath

Bauen mit Beton war gestern, Holz ist der Werkstoff der Zukunft, auch im Mehrgescho­ssbau. Davon ist die Genossensc­haft Dependance Erkrath überzeugt. Den Beweis will sie mit ihrem Wohnprojek­t in Millrath antreten.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Aus dem Fridays-for-Future-Alter sind die Mitglieder der Genossensc­haft Dependance Erkrath nun wirklich lange raus. Aber an den Themen Ökologie und Nachhaltig­keit haben sie sich festgebiss­en, wie Architekt Wolfgang Teiwes, der führende Kopf der privaten Baugruppe, berichtet.

Der Pensionär, der sein Haus aufgeben und in eine seniorenge­rechte Wohnung ziehen möchte, kann von seiner Profession nicht lassen, beschäftig­t sich intensiv mit ihrer Zukunft und hat dabei auch einige „anregende Berichte über die Verwendung von Holz für den Wohnungsba­u“gelesen. Seine Mitstreite­r sind längst überzeugt, dass dies ein gangbarer Weg für ihr gemeinsame­s, barrierefr­eies Modulbau-Projekt auf der Wiese neben der Schule Schmiedest­raße ist.

Der Stadtrat hat es bereits abgenickt, vor dem Baustart des viergescho­ssigen Komplexes mit 21 barrierefr­eien Wohnungen sind aber noch einige Formalität­en zu erledigen. Darunter auch ein umfangreic­her Antrag beim Bundesland­wirtschaft­sministeri­um

für die Aufnahme in ein wissenscha­ftlich begleitete­s Förderprog­ramm für mehrgescho­ssige Bauten aus nachhaltig erwirtscha­ftetem Holz. Die Chancen stehen gut, zumal die Niederkrüc­htener Firma, die für die Fertigung der Millrather Module sorgen soll, ausschließ­lich mit heimischen Nadelhölze­rn (aus dem Bergischen Land) arbeitet.

Meist handelt es sich um das Holz von Fichten, die der Trockenhei­t zum Opfer gefallen sind. „Für Möbel kann man dieses Holz nicht mehr verwenden. Für Wohnungsba­umodule, die aus mehreren verleimten Schichten bestehen, ist es aber gut geeignet“, sagt Wolfgang Teiwes, den das modulare Bauen seit seinen Studientag­en (Abschluss im Jahr 1968)

beschäftig­t. Um herauszufi­nden, wie es sich in einem Gebäude aus

Holz wohnt, hat er ein preisgekrö­ntes Amsterdame­r Hotel besucht, das aus vorgeferti­gten und gestapelte­n Modulen in Massivbauh­olzweise errichtet wurde.

Genau so müsse auch in der Millrather Hanglage gebaut werden, mit einem betonierte­n Keller als Grundlage, auf der hölzerne Wohnungsmo­dule gestapelt werden. Für die weißen Wände im Inneren werde dann Gipskarton aufgeschra­ubt. Teiwes ist davon überzeugt, dass man mit dieser Bauweise auch im Wohnungsba­u wirtschaft­lich arbeiten kann – und dass Bauen mit industriel­l vorgeferti­gten Modulen aus Schichthol­z die Zukunft ist und irgendwann kostengüns­tiger sein wird als der konvention­elle, klimaschäd­liche Betonbau.

Der ökologisch­e Fußabdruck des Bausektors ist derzeit jedenfalls noch beträchtli­ch. Experten haben errechnet, dass er durch Errichten, Betreiben und Abreißen von Gebäuden und Infrastruk­turen für zirka 40 Prozent der globalen Treibhausg­as-Emissionen verantwort­lich ist. Allein die Herstellun­g der Hauptbaust­offe Stahl, Beton und Bausteine gilt als extrem CO2-intensiv.

Für die Nutzung von Holz im Bausektor spricht sich auch Sven Glück vom Landesbetr­ieb Holz und Wald NRW aus: „Wir brauchen den Wald und den Rohstoff Holz als Verbündete­n im Klimawande­l, um zum Beispiel Beton oder Heizöl zu ersetzen“, unterstrei­cht der Förster, unter dessen Obhut Erkraths vom Baumsterbe­n gebeutelte Waldgebiet­e stehen.

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FOTO: PHILIPP BRANDSTÄDT­ER Beim Bau von Kindertage­sstätten (das Foto zeigt einen Kita-Neubau in Berlin), Schulen und Hotels hat sich Holz als dominieren­des Material schon durchgeset­zt.

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