Rheinische Post Hilden

Es braucht Konzepte für den Wohlstand

- VON JAN DREBES

Die Frühjahrs-Steuerschä­tzung enthält eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Die dritte Corona-Welle flaut erst langsam ab, die Wirtschaft ist noch nicht so in Gang gekommen wie bei der vergangene­n Schätzung im November erhofft. Bund, Länder und Kommunen müssen in diesem Jahr voraussich­tlich mit rund 2,7 Milliarden Euro weniger Steuereinn­ahmen auskommen als erwartet. Die gute Nachricht: Es geht bergauf. Die Steuerschä­tzer gehen davon aus, dass der Staat in diesem Jahr bereits knapp 34 Milliarden Euro mehr einnehmen wird als im Krisenjahr 2020. Doch man darf sich von den positiven Vorzeichen nicht täuschen lassen: Der Staat steht vor enormen finanzpoli­tischen Umbrüchen. Denn vom Einnahmenn­iveau vor der Corona-Krise wird Deutschlan­d noch eine Weile meilenweit entfernt bleiben.

Zugleich treiben die Folgen der Krise die Ausgaben der Sozialvers­icherung noch einmal hoch. Für den Bund wird es schwer genug werden, die geplante Grenze von 81,5 Milliarden Euro Neuverschu­ldung nicht zu reißen. Und nur ein Jahr später die Schuldenbr­emse wieder einhalten zu können, wirkt aus heutiger Sicht geradezu utopisch. Es ist an der Zeit, dass die Wahlkämpfe­r sich nun ehrlich machen und klare Konzepte für die Sicherung des Wohlstands auf den Tisch legen. Für die notwendige­n Investitio­nen wird keine realistisc­he Steuererhö­hung genügen. Zumal ein Abwürgen der Konjunktur durch derlei Maßnahmen kontraprod­uktiv wäre. Das wirft die Gretchenfr­age auf, was mit der Schuldenbr­emse passieren soll. Ihr Aussetzen noch einmal zu verlängern, wäre ein denkbarer, möglicherw­eise gebotener Schritt. Sie aber dauerhaft aufzuweich­en, wäre ein Tabubruch. Ob es dafür überhaupt eine Mehrheit im nächsten Bundestag gäbe, ist offen. Wie die finanzpoli­tische Zeitenwend­e aussehen wird, auch.

BERICHT NUR LEICHT STEIGENDE STEUEREINN­AHMEN, WIRTSCHAFT

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