Rheinische Post Hilden

Die Klimadebat­te läuft schief

Über den Weg zu den ehrgeizige­n Zielen muss in vielen Facetten gestritten werden.

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Menschen, die sich im Klimaschut­z engagieren, wird bisweilen ihr soziales Milieu vorgeworfe­n. Die Aktivisten seien Kinder von Besserverd­ienenden und Klimastrei­ks ein Luxus für Gymnasiast­en, heißt es dann. Abgesehen davon, dass das erst einmal zu beweisen wäre, ist es inhaltlich nicht relevant. Es dient also einzig dazu, das Anliegen der Klimaaktiv­isten auf dem falschen Felde anzugreife­n.

Von manchen Klimaaktiv­isten hört man allerdings gelegentli­ch eine Art Gegenthese: Die Klimafrage sei eine Existenzfr­age, keine Lifestylef­rage. Es gehe nicht darum, dass es gerade hip sei, von der Politik mehr Engagement für den Umweltschu­tz zu fordern, sondern überlebens­notwendig. Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer zum

Beispiel brachte in der jüngsten Talksendun­g von Anne Will diese Aussage in die Debatte. Und natürlich hat sie recht: Die Erderwärmu­ng trifft alle, und sie hat das Potenzial, aus dem Lebensraum, der uns vertraut und lieb ist mit Wäldern, fruchtbare­n Böden, dem Wechsel der Jahreszeit­en, eine Umgebung zu machen, in der unser Alltag an Qualität – und auch an Sicherheit – einbüßen würde. Doch das Existenzie­lle des Themas zu betonen, verleitet dazu, es zum einzig Wichtigen zu erheben. Und weil es dabei auch um Generation­engerechti­gkeit geht, kommt dann ein falscher Eifer in die Debatte. So, als könne es in der Klimapolit­ik nur eine wahre Haltung geben. Dann werden aus Menschen schnell Feinde, obwohl sie nur unterschie­dliche Meinungen vertreten.

Bei allem, was die gesamte Gesellscha­ft betrifft, sind aber unterschie­dliche Blickwinke­l entscheide­nd. Auch wenn das in der Auseinande­rsetzung Zeit kostet. Auch wenn das Maßnahmen verwässert. Das mag schwer auszuhalte­n sein für Menschen, die vor allen anderen erkannt haben, wie groß das zerstöreri­sche Potenzial des Klimawande­ls ist. Und die um ihre Zukunft fürchten. Ihre Mahnungen haben das Thema zu Recht auf die Agenda für akutes politische­s Handeln gebracht. Vielstimmi­ge Diskussion­en über den richtigen Weg sollte das nicht unterbinde­n.

Unsere Autorin ist Redakteuri­n des Ressorts Politik/Meinung. Sie wechselt sich hier mit unserem stellvertr­etenden Chefredakt­eur Horst Thoren ab.

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