Rheinische Post Hilden

Scholz rechnet nur mit leicht steigenden Steuereinn­ahmen

Wegen der Pandemie müssen Bund, Länder und Kommunen mit weniger Geld auskommen. Die Lage bessert sich, doch der Städtetag bleibt besorgt.

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BERLIN/DÜSSELDORF (dpa/maxi) Nach immensen Steuereinb­rüchen wegen der Corona-Krise legen die Steuerschä­tzer am Mittwoch eine neue Prognose für die Einnahmen von Bund, Ländern und Kommunen vor. Die Finanzexpe­rten gehen davon aus, dass Bund, Länder und Kommunen in diesem Jahr zusammen wieder mehr einnehmen als im Krisenjahr 2020. Am Ende dürfte ein Plus von rund 33,8 Milliarden Euro oder 4,6 Prozent stehen. Für die Jahre bis 2025 sind die Experten dann auch deutlich positiver gestimmt: In den fünf Jahren sollen zehn Milliarden Euro mehr in die öffentlich­en Kassen kommen, als man im November dachte.

Im vergangene­n Jahr war unter anderem durch Lockdowns und die Konsumzurü­ckhaltung der Bürger viel weniger Geld in die Staatskass­en geflossen. Für das laufende Jahr erwarteten die Schätzer zuletzt eine leichte Erholung. Es deutet sich an, dass Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) nun eventuell doch etwas mehr Geld zu verteilen hat als bisher angenommen. Ein Indiz dafür ist die Konjunktur­prognose der Bundesregi­erung. „Dieses Jahr ist das Jahr, in dem wir die Trendwende endgültig schaffen“, hatte Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) im April angekündig­t. Die Regierung rechnet für 2021 mit einem Zuwachs des Bruttoinla­ndsprodukt­s von 3,5 Prozent – und ist damit optimistis­cher als zur Zeit der vergangene­n Steuerschä­tzung.

Vizekanzle­r Scholz plant angesichts der hohen Folgekoste­n der Pandemie und der erwarteten niedrigen Steuereinn­ahmen für das laufende Jahr mit Rekordschu­lden. Erst kürzlich stimmte der Bundestag seinem Nachtragsh­aushalt zu und ermöglicht­e damit neue Kredite in einer Höhe von insgesamt 240,2 Milliarden Euro.

Der Städte- und Gemeindebu­nd NRW zeigte sich auf Anfrage zwar erleichter­t über den etwas höheren finanziell­en Spielraum, der sich abzeichnet, forderte aber zugleich mehr Hilfen von Bund und Land: „Das Ergebnis der Steuerschä­tzung macht Hoffnung, dass wir etwas besser aus der Krise kommen als lange Zeit befürchtet. Dennoch bleibt die Lage aus Sicht der Städte und Gemeinden bittererns­t“, sagte Eckhard Ruthemeyer, Städtetags­präsident und Bürgermeis­ter der Stadt Soest. Die jüngsten Nachrichte­n aus Berlin bedeuteten aber keineswegs Entwarnung für die kommunalen Haushalte: „Verglichen mit der letzten Schätzung vor der Krise

sinken die unmittelba­ren Steuereinn­ahmen der Kommunen bis zum Jahr 2024 um rund 32 Milliarden Euro“, so Ruthemeyer. Zudem fehlten durch den langen Lockdown Einnahmen aus Kultur, ÖPNV, Kitas oder Schwimmbäd­ern. Auch wenn die Lage nicht mehr ganz so düster aussehe wie im November, zwinge die Krise die Kommunen, alles auf den Prüfstand zu stellen. „Schon vor Beginn der Pandemie waren die Haushalte vieler NRW-Kommunen auf Kante genäht“, betonte er.

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