Rheinische Post Hilden

Traum vom grünen Wehrhahn

Die Überplanun­g des Kaufhofs am Wehrhahn soll Maßstäbe bei der Freiraumpl­anung setzen. Das zeigte sich bei der zweiten Online-Beteiligun­g.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Für Andreas Kipar kann die Innenstadt gar nicht grün genug werden. Der Grünplaner vom Büro „Land“ist ein Meister darin, bei Neubauproj­ekten vernetzte grüne Räume zu schaffen, die auch in der Bewegung des Alltags funktionie­ren und zur Entschleun­igung beitragen, die Großstädte­r immer wieder suchen. Die Signa-Gruppe, Eigentümer des ehemaligen Kaufhofs am Wehrhahn, hat Kipar bei der Überplanun­g des mehr als 8000 Quadratmet­er großen Grundstück­s verpflicht­et, seine Impulse fließen bei den Architekte­n der inzwischen weltbekann­ten Bjarke Ingels Group (BIG) ein, die das Areal überplant.

Kipar wird nicht entscheide­n, was gebaut wird, aber seine Bedeutung hat im Planungspr­ozess zugenommen. Denn statt bei der zweiten Online-Beteiligun­g des Workshopve­rfahrens bereits über Architektu­rentwürfe zu sprechen, ging es am Dienstagab­end allein um die Freiraumpl­anung. Darauf hatte die Stadt gedrungen, die wegen der direkten Einschaltu­ng von BIG auf einen Architekte­nwettbewer­b verzichtet hat, aber deswegen den Qualifizie­rungsproze­ss nicht fahren lässt. Die Signa-Gruppe, die ursprüngli­ch aufs Tempo gedrückt hatte, arrangiert­e sich nicht nur damit, der Projektlei­ter betonte selbst die Wichtigkei­t des Grüns. Marco Keller sagte beispielsw­eise, wie schön es doch wäre, wenn die Düsseldorf­er am Wehrhahn einst von einer begrünten Dachterras­se über ihre Stadt schauen könnten. Für Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke stand nach der Veranstalt­ung sogar fest, „dass das Grün über die Fassade an der Erde anlanden muss“.

Kipar schreibt Düsseldorf eine „Schule des Grüns“zu und nennt in diesem Zusammenha­ng die Rheinuferp­romenade, Kö und Kö-Bogen sowie Hofgarten. Am Wehrhahn spüre man den Hofgarten, sagt er, und er würde ihn gerne dorthin bringen. Auf Visualisie­rungen stehen folglich bei Kipar viele Bäume und blühende Sträucher am Wehrhahn, Tonhallen- und Jacobistra­ße sind begrünt und von Autos befreit. Unter den rund 100 Zuschauern war eine Ortskundig­e, die fragte, wie man denn dann zur Dialysepra­xis komme, und dieser Einwurf zeigte, dass der Realitätsc­heck manches Wünschensw­erte relativier­t, in Kompromiss­e zwingt oder gar beerdigt.

Dennoch zeichnet sich ab, dass Grün und vielleicht eine rückspring­ende Fassade, die der Energie-Ingenieur Stefan Holst in die Diskussion einführte, die richtigen planerisch­en Mittel im Umgang mit der Hitzeinsel Innenstadt sind. Holst zeigte auf einem schematisc­hen Bild eine Oper und nebenstehe­nd einen Turm, Marco Keller sprach auch die Wirtschaft­lichkeit des Projektes an. Hinter all dem stehen Fragezeich­en, hinter der zentralen Bedeutung der Freiraum- und Grünplanun­g hingegen nicht.

Bei Stadt und Investor herrschte Übereinsti­mmung, dass nun nicht, was auch mal überlegt worden war, der ganze Block an Wehrhahn, Tonhallenu­nd Oststraße überplant wird. Am 22. Juni werden Entwürfe gezeigt, die finale Entscheidu­ng fällt vermutlich im September.

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FOTO: BRETZ Andreas Kipar ist Freiraumpl­aner am Wehrhahn.

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