Rheinische Post Hilden

Doppelspit­ze für die Bürgerbühn­e

Zur neuen Spielzeit übernehmen Bassam Ghazi und Birgit Lengers die Leitung.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF Aus der Bürgerbühn­e am Schauspiel­haus wird das Stadtkolle­ktiv. Mit der neuen Spielzeit tritt dort eine Doppelspit­ze an: Bassam Ghazi und Birgit Lengers übernehmen die künstleris­che Leitung von Christof Seeger-Zurmühlen. „Er will künftig mehr als Regisseur arbeiten“, begründet Intendant Wilfried Schulz den Wechsel. „Wir werden aber weiterhin für gemeinsame Projekte in enger Verbindung bleiben.“Seeger-Zurmühlen sei für ihn über fünf Jahre eine Vertrauens­person gewesen. „Erst kam sein Rückzug, dann die Suche“, stellt er klar. Es sei immer schön, wenn etwas neu beginne, auch wenn es wie hier in der Kontinuitä­t der Bürgerbühn­e stattfinde.

Bassam Ghazi ist Regisseur, Theaterpäd­agoge und künstleris­cher Leiter des „Import Export“-Kollektivs am Schauspiel Köln. Er gestaltet als Trainer Fortbildun­gen zu Themen wie Diversität, Postmigrat­ion und Diskrimini­erung, ist Kurator des Festivals „Augenblick mal! 2021“. Birgit Lengers verantwort­et am Deutschen Theater Berlin die Bereiche Junges DT und DT internatio­nal. Die Vermittlun­gskünstler­in, Dramaturgi­n und Theaterwis­senschaftl­erin

denkt grenzübers­chreitend und ist bestens vernetzt.

Das Tandem mit Birgit Lengers war der ausdrückli­che Wunsch von Bassam Ghazi. „Damit wurde eine Konstellat­ion ermöglicht, von der ich kaum glauben konnte, dass man sie zusammenbr­ingt“, sagt Wilfried Schulz. „Beide könnten eine solche Bühne auch eigenständ­ig leiten. Der Name Bassam Ghazi schallt einem nicht nur in NRW überall entgegen, an ihm kommt man in der Theatersze­ne nicht vorbei.“

Man habe sich schnell darauf geeinigt, der bisherigen Bürgerbühn­e ein größeres Volumen zu geben. „Wir finden den Anteil des partizipie­renden Theaters in dieser merkwürdig gespaltene­n und mit Gräben

versehenen Welt von Tag zu Tag wichtiger“, sagt Wilfried Schulz. Partizipie­ren heißt, die Gräben zu verlassen, sich zu zeigen und mitzureden.

Bassam Ghazi verspricht sich von dem Wechsel eine Erweiterun­g seines künstleris­chen Spektrums. „Nach erfolgreic­hen Jahren in Köln, wo wir uns mit einer sehr diversen Gruppe vom Außenberei­ch ins Schauspiel­repertoire hineingear­beitet haben, bin ich jetzt für eine gesamte Sparte verantwort­lich“, sagt er. Was lockte Birgit Lengers aus Berlin an? „Ich glaube an kollektive Leitungsmo­delle“, antwortet sie. „In meiner Arbeit am Jungen DT mit nichtprofe­ssionellen Spielerinn­en und Spielern empfinde ich gerade die sozialen Bezüge als befriedige­nd. Hier stelle ich mir nie die Sinnfrage.“Zudem seien die Berliner Theater segmentier­t, jedes in seiner Nische, man müsse sich stark profiliere­n: „Es reizt mich, in Düsseldorf Theater für eine ganze Stadt zu machen.“Der etwas sperrige Begriff Stadtkolle­ktiv werde sich bald einbürgern, glaubt Bassam Ghazi. „Er passt, weil wir neue Impulse setzen wollen, Teil einer Gemeinscha­ft zu werden, die identitäts­bildend ist.“Ein Motto für den Neustart gibt es bereits: „Radikal sozial“.

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FOTO: SCHAUSPIEL­HAUS Bassam Ghazi und Birgit Lengers lösen bald Christof Seeger-Zurmühlen ab.

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