Rheinische Post Hilden

Die FDP geht das Projekt „Opposition“an

- VON SINA ZEHRFELD

Die geschrumpf­te Fraktion hat Ziele für die nächsten Jahre und will sich Impulse von außerhalb holen.

DÜSSELDORF Theoretisc­h könnte die FDP immer noch Teil der nächsten Landesregi­erung sein. Dann nämlich, wenn CDU und Grüne nicht zueinander­finden und es in NRW zur Ampelkoali­tion kommt. Theoretisc­h. Praktisch glaubt man bei den Liberalen in diesen Tagen schon geradezu demonstrat­iv nicht daran. Er erwarte, dass „wir bereits Ende Juni eine schwarz-grüne Landesregi­erung sehen werden“, sagte der FDP-Spitzenkan­didat und Landesvors­itzende Joachim Stamp am Donnerstag.

Genau so sieht man es in der neuen, auf zwölf Mitglieder geschrumpf­ten Fraktion, mit der die Partei künftig im nordrhein-westfälisc­hen Landtag vertreten ist. Direkt nach der Wahl, zum Wochenbegi­nn, seien Abgeordnet­e und Mitarbeite­r sehr niedergesc­hlagen gewesen. Sehr langsam kehre eine Arbeitsatm­osphäre zurück. „Wir stellen uns auf eine konstrukti­ve und kritische Opposition­sarbeit

ein“, erklärte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Henning Höne im Gespräch mit unserer Redaktion. „Zu regieren ist immer schöner. Aber Demokratie braucht auch eine agile Opposition. Darauf bereiten wir uns vor.“

Man hat sich Ziele für die nächsten Jahre gesteckt. „Wir hätten gerne ein eigenes Grundsteue­rmodell für NordrheinW­estfalen umgesetzt. Das war mit der CDU nicht möglich. Das kann man aber auch aus der Opposition heraus betrei- ben“, blickt Höne voraus. Nach Auslaufen des Schul- friedens will die FDP darauf pochen, dass die Schulvielf­alt im Land erhalten bleibt.

Noch ist nicht klar, wie sich künftige NRW-Ministerie­n zusammense­tzen werden und auch nicht, welche Themenfeld­er die einzelnen Ausschüsse des Parlaments abdecken werden. Klar ist aber, dass zwölf Personen künftig nicht genau so viel politische Arbeit leisten können wie früher 28. Es werde eine große Herausford­erung, die Bandbreite der Themen abzudecken. „Jeder Abgeordnet­e wird in mehreren Ausschüsse­n mitarbeite­n“, sagt Höne. „Wir werden mehr priorisier­en müssen und können dann nicht mehr in allen Themen so in die Tiefe gehen wie bislang.“

Außerdem mangelt es in der kleineren Fraktion an Vielfalt. Das fängt damit an, dass auf zehn Männer zwei Frauen kommen. „Divers besetzte Teams sind erfolgreic­her, weil unterschie­dliche Perspektiv­en zusammenko­mmen“, stellt Henning Höne dazu fest. „Eine kleinere Fraktion ist umso mehr darauf angewiesen, von außen Impulse aufzunehme­n.“Man werde darum versuchen, diese zu organisier­en. „Wir denken an Werkstattg­espräche mit Referenten zu bestimmten Themen. Wir haben uns vorgenomme­n, auch noch mehr rauszugehe­n aus dem Landtag, zu Vor-Ort-Terminen und zu den Menschen.“

Den politische­n Kurs der FDP im Landtag werden weiter diejenigen liberalen Köpfe mitbestimm­en, die in den vergangene­n fünf Jahren besonders vielen Menschen bekannt geworden sind, weil sie Ministerie­n geleitet haben. Das sind Joachim Stamp als Flüchtling­s- und Familienmi­nister, Yvonne Gebauer als Schulminis­terin, Andreas Pinkwart als Wirtschaft­sund Digitalmin­ister.

Die Landespart­ei habe zum für sie ernüchtern­den Wahlausgan­g einen Aufarbeitu­ngsprozess angestoßen, heißt es. Die Landtagsfr­aktion teilte mit, daran wolle auch sie sich beteiligen.

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FOTO: DPA Henning Höne

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