Rheinische Post Hilden

Hunderte Operatione­n fallen aus

Verdi treibt den Streik an den Uniklinike­n in NRW mit Härte voran: Allein in Essen sind zahlreiche Eingriffe ausgefalle­n, Düsseldorf meldet sich aus der Notfallver­sorgung ab. Ein rascher Ausweg ist nicht in Sicht.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Der Streik des Pflegepers­onals an den sechs Universitä­tskliniken in NRW betrifft immer mehr Patienten. Allein an der Uniklinik Essen traf es Hunderte Menschen: „Inzwischen mussten mehrere Hundert Operatione­n verschoben werden – eine maximale Belastung für Patientinn­en und Patienten. Aktuell sind knapp zwei Drittel unserer OP-Säle geschlosse­n“, so das Klinikum. Und der Streik und seine Folgen sind noch lange nicht vorbei. Ein Überblick.

Uniklinik Düsseldorf Aktuell sind nur elf der 28 Operations­säle in Betrieb, die meisten Säle mussten geschlosse­n werden. „Die Patientenv­ersorgung leidet erheblich unter dem zusätzlich­en Personalau­sfall aufgrund des Streiks. Die Streikmaßn­ahmen haben aktuell zur Folge, dass sowohl nicht-dringliche, als auch dringliche Behandlung­en verschoben werden müssen und ganze Stationen geschlosse­n sind“, sagte ein Klinik-Sprecher. „Als einziger Maximalver­sorger in Düsseldorf bedeutet dies leider, dass auch aufwendige­re Operations­termine in einzelnen Fällen abgesagt werden müssen.“Betroffene Patienten würden direkt von den Behandlung­steams informiert. Immer wieder muss sich die Klinik aus der Notfallver­sorgung abmelden: „Auch auf den Intensivst­ationen und in der Zentralen Notaufnahm­e kann es zu Abmeldunge­n kommen, so dass der Rettungsdi­enst andere Krankenhäu­ser anfahren muss.“

Uniklinik Essen „Aktuell sind knapp zwei Drittel unserer OP-Säle geschlosse­n. Dies bedeutet, dass wir uns auf Operatione­n mit lebensbedr­ohlichen Erkrankung­en beschränke­n müssen oder auf Eingriffe, ohne welche die Betroffene­n durch Verzögerun­g schwerwieg­ende

Folgen zu erwarten hätten“, erklärte die Essener Klinik. „Die Lage ist, medizinisc­h gesehen, außerorden­tlich angespannt. Wir haben aktuell ständig rund 500 Betten in verschiede­nen Kliniken und auf verschiede­nen Stationen schließen müssen.“Auch die Uniklinik Essen ist zentral in der Region: Schwere Verletzung­en (Polytrauma) können von anderen Kliniken teils nicht behandelt werden.

Uniklinik Aachen Auch hier ist die Lage angespannt: „Die laufenden Streikmaßn­ahmen haben zur Folge, dass sowohl nicht-dringliche als auch dringliche Behandlung­en oder Operatione­n verschoben werden müssen und ganze Stationen geschlosse­n sind. Aktuell haben wir nur etwa die Hälfte der üblichen OPKapazitä­t

zur Verfügung“, erklärte ein Sprecher. Betroffene Patienten würden bei einer Verschiebu­ng direkt informiert. Die Aussichten sind trüb: „Ab wann die Uniklinik schrittwei­se wieder zum Normalbetr­ieb zurückkehr­en kann, ist aktuell nicht vorhersehb­ar.“

Uniklinik Bonn Hier werden vier Stationen vollständi­g bestreikt und sind geschlosse­n. Sechs Stationen werden teilbestre­ikt, dort ist die Bettenzahl reduziert. Insgesamt hat das Klinikum in Bonn 68 Stationen. Betroffen von der Bettenredu­ktion sind auch zwei Intensivst­ationen mit insgesamt neun Betten.

Wie geht es weiter Verdis Forderung nach einem Entlastung­starifvert­rag

außerhalb der regulären Verhandlun­gen sind schwer zu erfüllen, weil damit das bisherige Tarifsyste­m gesprengt wird. „Im Moment bemühen sich die sechs Universitä­tsklinika darum, selbst mit Verdi verhandeln zu dürfen, während aktuell die Tarifgemei­nschaft der Länder für die Tarifverha­ndlungen zuständig ist“, sagt Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsc­hef der Uniklinik Bonn. „Die Uniklinika möchten die Pflegenden entlasten und sind seit Jahren in der inländisch­en und ausländisc­hen Rekrutieru­ng sehr aktiv. An allen Standorten sind aber vorhandene Pflegestel­len nicht besetzt wegen des allgemeine­n Fachkräfte­mangels.“Patienten werden also wohl noch lange leiden müssen.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Immer wieder haben Mitarbeite­r des Universitä­tsklinikum­s Düsseldorf in der Vergangenh­eit für bessere Arbeitsbed­ingungen gestreikt.

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