Hunderte Operationen fallen aus
Verdi treibt den Streik an den Unikliniken in NRW mit Härte voran: Allein in Essen sind zahlreiche Eingriffe ausgefallen, Düsseldorf meldet sich aus der Notfallversorgung ab. Ein rascher Ausweg ist nicht in Sicht.
DÜSSELDORF Der Streik des Pflegepersonals an den sechs Universitätskliniken in NRW betrifft immer mehr Patienten. Allein an der Uniklinik Essen traf es Hunderte Menschen: „Inzwischen mussten mehrere Hundert Operationen verschoben werden – eine maximale Belastung für Patientinnen und Patienten. Aktuell sind knapp zwei Drittel unserer OP-Säle geschlossen“, so das Klinikum. Und der Streik und seine Folgen sind noch lange nicht vorbei. Ein Überblick.
Uniklinik Düsseldorf Aktuell sind nur elf der 28 Operationssäle in Betrieb, die meisten Säle mussten geschlossen werden. „Die Patientenversorgung leidet erheblich unter dem zusätzlichen Personalausfall aufgrund des Streiks. Die Streikmaßnahmen haben aktuell zur Folge, dass sowohl nicht-dringliche, als auch dringliche Behandlungen verschoben werden müssen und ganze Stationen geschlossen sind“, sagte ein Klinik-Sprecher. „Als einziger Maximalversorger in Düsseldorf bedeutet dies leider, dass auch aufwendigere Operationstermine in einzelnen Fällen abgesagt werden müssen.“Betroffene Patienten würden direkt von den Behandlungsteams informiert. Immer wieder muss sich die Klinik aus der Notfallversorgung abmelden: „Auch auf den Intensivstationen und in der Zentralen Notaufnahme kann es zu Abmeldungen kommen, so dass der Rettungsdienst andere Krankenhäuser anfahren muss.“
Uniklinik Essen „Aktuell sind knapp zwei Drittel unserer OP-Säle geschlossen. Dies bedeutet, dass wir uns auf Operationen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen beschränken müssen oder auf Eingriffe, ohne welche die Betroffenen durch Verzögerung schwerwiegende
Folgen zu erwarten hätten“, erklärte die Essener Klinik. „Die Lage ist, medizinisch gesehen, außerordentlich angespannt. Wir haben aktuell ständig rund 500 Betten in verschiedenen Kliniken und auf verschiedenen Stationen schließen müssen.“Auch die Uniklinik Essen ist zentral in der Region: Schwere Verletzungen (Polytrauma) können von anderen Kliniken teils nicht behandelt werden.
Uniklinik Aachen Auch hier ist die Lage angespannt: „Die laufenden Streikmaßnahmen haben zur Folge, dass sowohl nicht-dringliche als auch dringliche Behandlungen oder Operationen verschoben werden müssen und ganze Stationen geschlossen sind. Aktuell haben wir nur etwa die Hälfte der üblichen OPKapazität
zur Verfügung“, erklärte ein Sprecher. Betroffene Patienten würden bei einer Verschiebung direkt informiert. Die Aussichten sind trüb: „Ab wann die Uniklinik schrittweise wieder zum Normalbetrieb zurückkehren kann, ist aktuell nicht vorhersehbar.“
Uniklinik Bonn Hier werden vier Stationen vollständig bestreikt und sind geschlossen. Sechs Stationen werden teilbestreikt, dort ist die Bettenzahl reduziert. Insgesamt hat das Klinikum in Bonn 68 Stationen. Betroffen von der Bettenreduktion sind auch zwei Intensivstationen mit insgesamt neun Betten.
Wie geht es weiter Verdis Forderung nach einem Entlastungstarifvertrag
außerhalb der regulären Verhandlungen sind schwer zu erfüllen, weil damit das bisherige Tarifsystem gesprengt wird. „Im Moment bemühen sich die sechs Universitätsklinika darum, selbst mit Verdi verhandeln zu dürfen, während aktuell die Tarifgemeinschaft der Länder für die Tarifverhandlungen zuständig ist“, sagt Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandschef der Uniklinik Bonn. „Die Uniklinika möchten die Pflegenden entlasten und sind seit Jahren in der inländischen und ausländischen Rekrutierung sehr aktiv. An allen Standorten sind aber vorhandene Pflegestellen nicht besetzt wegen des allgemeinen Fachkräftemangels.“Patienten werden also wohl noch lange leiden müssen.