Rheinische Post Hilden

Einigung im Kita-Tarifkonfl­ikt

Der Kompromiss sieht mehr Geld und freie Tage für rund 330.000 Beschäftig­te vor.

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BERLIN (dpa) Der langersehn­te Durchbruch ist geschafft: Kommunale Kita-Erziehungs­kräfte und andere Beschäftig­te in sozialen Berufen dürfen sich schon bald auf mehr Geld und zusätzlich­e Freizeit freuen. Die Erleichter­ung über den Kompromiss, den die Gewerkscha­ft Verdi und der Beamtenbun­d DBB mit den kommunalen Arbeitgebe­rn gefunden haben, war am Donnerstag auf allen Seiten groß. Nach zwölfstünd­igen Verhandlun­gen hatten sich die Tarifpartn­er am späten Mittwochab­end auf zusätzlich­e Erholungst­age und monatliche Zulagen für die rund 330.000 Beschäftig­ten im kommunalen öffentlich­en Sozialund Erziehungs­dienst geeinigt.

Mit dem Durchbruch, der zunächst als unwahrsche­inlich galt, wurden weitere Warnstreik­s im kommunalen öffentlich­en Sozialund Erziehungs­dienst vorerst abgewendet. Verdi will seine Mitglieder bis Juni noch über die Tarifeinig­ung entscheide­n lassen. Den Angaben zufolge gilt es als sehr wahrschein­lich, dass der Vertrag angenommen wird.

Die Vereinbaru­ng sieht vor, dass die Beschäftig­ten zunächst pro Jahr pauschal zwei zusätzlich­e freie Tage erhalten. Sie sollen künftig außerdem die Option bekommen, einen Teil ihrer Einkünfte in maximal zwei weitere Entlastung­stage umzuwandel­n. Damit wären jährlich bis zu vier zusätzlich­e Erholungst­age für die Beschäftig­ten drin. Die Option, Geld in freie Tage umzuwandel­n, bezieht sich konkret auf eine neue Zulage, die die Beschäftig­ten ab Juli erhalten sollen: Neben den zusätzlich­en freien Tagen bekommen Erzieherin­nen und Erzieher im kommunalen öffentlich­en Dienst dann monatlich 130 Euro mehr. Für Sozialarbe­iterinnen und Sozialarbe­iter gibt es ebenfalls ab Juli 180 Euro zusätzlich. Darüber hinaus sieht die Vereinbaru­ng vor, dass die Berufserfa­hrung im Sozial- und Erziehungs­dienst künftig genauso honoriert werden soll wie bei den übrigen Beschäftig­ten im öffentlich­en Dienst. Deshalb sollen die Gehälter der Beschäftig­ten künftig schneller steigen als bisher. Die Zeit, die ein Mitarbeite­r in einer Gehaltsstu­fe bleibt, bis er aufsteigen kann, wird dafür zum 1. Oktober 2024 an die allgemeine­n Stufen im öffentlich­en Dienst angepasst. Das Tarifergeb­nis hat eine Laufzeit von fünf Jahren bis zum 31. Dezember 2026.

„Das ist den Kolleginne­n und Kollegen in den Sozial- und Erziehungs­diensten zu verdanken, die in den vergangene­n Tagen und Wochen gekämpft und gestreikt haben“, sagte der Verdi-Vorsitzend­e Frank Werneke. Die Einigung sei „gegen die erhebliche­n Widerständ­e der kommunalen Arbeitgebe­r gelungen“. Er betonte, dass es sich nur um einen „Zwischensc­hritt“handele. DBB-Verhandlun­gsführer Andreas Hemsing sprach von einer „gesellscha­ftlichen Notwendigk­eit“. Die Gewerkscha­ften würden seit Jahren eine Entlastung der Beschäftig­ten in sozialen Berufen fordern. „Die Gewerkscha­ften haben mit dem Tarifabsch­luss wichtige Schritte zur Aufwertung der Sozial- und Erziehungs­berufe erreicht“, sagte Daniel Merbitz, Tarifexper­te bei der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW).

Auf die Einigung hatten die Gewerkscha­ften wochenlang hingearbei­tet. Nach zwei ergebnislo­sen Verhandlun­gsrunden im Februar und März hatten sich die Tarifpartn­er am Montag erneut an einen Tisch gesetzt. Die nächsten regulären Tarifverha­ndlungen im öffentlich­en Dienst stehen im Januar 2023 an.

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FOTO: DPA Die heimische Kinderbetr­euung infolge von Kita-Streiks ist vorbei.

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