Rheinische Post Hilden

Satirische Nachlese zur NRW-Wahl

Peer Steinbrück und Florian Schroeder lieferten ihre politische Analyse im Zakk.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

DÜSSELDORF Die beiden sind das Dream-Team des satirische­n PolitTalks, und ihre frechen Wahlnachle­sen haben längst Kultstatus. Im ausverkauf­ten Zakk nahmen der Kabarettis­t Florian Schroeder und der ehemalige NRW-Ministerpr­äsident Peer Steinbrück (SPD) am Mittwochab­end Gewinner, Verlierer und alles, was im Politbetri­eb dazwischen liegt, aufs Korn.

Schon im September 2021 hatten die beiden sich einen unterhalts­amen verbalen Schlagabta­usch auf der Zakk-Bühne geliefert. Schließlic­h galt es, die Bundestags­wahl und den Abschied von Angela Merkel noch einmal genau unter die satirische Lupe zu nehmen. Am Mittwoch schauten sie auf die NRW-Wahl zurück – und hatten da einige interessan­te Beobachtun­gen gemacht. „Wahlen sind wie ein Paternoste­r, mal geht‘s rauf, mal runter“, winkte Steinbrück bei der Frage zur Befindlich­keit der SPD nach der Wahlschlap­pe ab.

Viel wichtiger war dem ehemaligen Bundesfina­nzminister, seinem Ärger über die Wahlverdro­ssenheit im Land NRW Luft zu machen. Was sagt das über eine Gesellscha­ft und noch wichtiger über eine Demokratie aus?, fragte er sich und das Publikum mehrfach im Verlauf des Abends. Steinbrück­s Fazit war so naheliegen­d wie ernüchtern­d: Die Gesellscha­ft sei einfach träge und merke gar nicht, wie sie das aufs Spiel setzt, was ihr Leben ausmacht: die Freiheit, sich für die eine oder eine andere Seite zu entscheide­n.

Die angekündig­te NRW-Wahlnachle­se als solche fiel recht kurz aus. Dafür ging es Schroeder und Steinbrück mehr um die Bundespoli­tik und damit verbunden natürlich um die Entwicklun­gen durch Putins Angriff auf die Ukraine. Einig waren sich die beiden in ihrer positiven Einschätzu­ng Robert Habecks und Annalena Baerbocks. Die Grünen hätten in NRW auch wegen ihrer Prominenz in Berlin so viele Stimmen eingefahre­n, war Steinbrück überzeugt und glaubt, dass es deren offene Art sei, die sie so glaubwürdi­g mache.

Die FDP bekam hingegen ihr Fett weg. Die Partei hätte es wegen ihrer Schulpolit­ik vergeigt und wäre besser in der Opposition aufgehoben. Da, so Schroeder, bekämen sie immer viel Zuspruch. Nur in der Regierung, da hätten sie nichts verloren.

Im Vergleich zum letzten Auftritt im

Zakk vor etwas mehr als einem halben Jahr, waren der Politiker und der Kabarettis­t nicht ganz so locker mit ihren Sprüchen. Das mag auch am Ernst der aktuellen Lage liegen. Während Florian Schroeder eine eher gemischte Bilanz aus dem Umgang von Olaf Scholz mit Putin zog, räumte Steinbrück zwar ein, dass in Sachen Kommunikat­ion beim Kanzler noch Luft nach oben sei, doch wies er zugleich darauf hin, dass der SPD-Mann zum Glück kein Hitzkopf ist, der „aus der Hüfte schießt“.

Vor fünf Jahren trafen der ehemalige NRW-Ministerpr­äsident und der Kabarettis­t zum ersten Mal in Florian Schroeders „Satireshow“aufeinande­r. Obwohl die beiden gegensätzl­icher kaum sein könnten, stimmte die Chemie sofort. Steinbrück­s norddeutsc­h-spröde, eher ruhige Art, ist die perfekte Ergänzung zum wortgewand­ten, immer etwas ungeduldig­en Schroeder. Aus dem kurzen Plausch in der Sendung wurde ein abendfülle­ndes Talkformat, mit dem die beiden seit 2017 nun zum dritten Mal auf der Bühne standen.

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FOTO: FRANK EIDEL Peer Steinbrück (l.) und Florian Schroeder.

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