Rheinische Post Hilden

„Fliegender Händler“im Anflug auf das Gefängnis

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HAAN (magu) Handys verkaufen und dabei „auf Dummenfang gehen“? Einfache Leute finden, mit denen er – so sagte er es nun zumindest dem Richter – ebenso einfach verhandeln könne? Das war offenbar die Masche des Angeklagte­n, der zu diesem Zweck gemeinsam mit drei weiteren Mittätern im Februar 2020 auf der Kaiserstra­ße unterwegs war.

Zu viert waren sie damals aus Magdeburg angereist, zuvor hatten die gebürtigen Rumänen die gefälschte­n

Geräte auf einem Berliner Flohmarkt gekauft. Für 30 Euro – zusammen mit Tipps, wie sie für das Vielfache an den Mann oder die Frau zu bringen seien.

Hatten sie das anfangs noch ohne Papiere versucht, legten sie nun in Haan potentiell­en Kunden auch noch gefälschte Vodafone-Rechnungen vor. Damit sollte der Anschein erweckt werden, es handele sich um hochwertig­e iPhones. Einem der Mittäter war es gelungen, eines der Geräte in einem Friseursal­on in der Kaiserstra­ße für 500 Euro zu verkaufen. Das soll so abgelaufen sein: Der Mann marschiert­e in den Laden und legte ein echtes iPhone Max auf den Tisch. Der Käufer willigte ein und lief zur Bank, um Geld zu holen. In dieser Zeit tauschte der Betrüger das „echte“Handy gegen das gefälschte aus. Der Betrug fiel dem entsetzten Käufer erst auf, als er seine Neuanschaf­fung nochmals genauer unter die Lupe nahm. Vor allem die minderwert­ige Hülle und die Kamera sollen ihm sofort aufgefalle­n sein. Er lief auf die Kaiserstra­ße in der Hoffnung, den Betrüger noch einholen zu können.

Tatsächlic­h traf er dort auf einen der Mittäter, der ebenfalls versuchte, Handys zu verkaufen. Diesen verwickelt­e er in ein Gespräch, um Interesse zu bekunden. „Das war eine Bande, die waren alle in der Kaiserstra­ße unterwegs“, erinnerte sich der Zeuge. Unter dem Vorwand, mit einem Bekannten telefonier­en zu wollen, habe er damals die Polizei gerufen. Die wiederum hielt die Betrüger – bereits im Auto sitzend und unterwegs zum nächsten Einsatzort – noch in Haan auf der Straße an. Gefälschte Handys und Geld wurden unter den Sitzen gefunden. Mit im Auto auch der Angeklagte, der an der Kaiserstra­ße selbst nichts verkauft haben will. Für ihn gilt dennoch: Mitgefange­n, mitgehange­n. Die Anklage wirft dem einschlägi­g Vorbestraf­ten gemeinscha­ftlichen Betrug vor, das Amtsgerich­t hatte ihn zu elf Monaten Haft verurteilt. Die Zelle vor

Augen, war der Familienva­ter in Berufung gegangen. Die wurde nun am Landgerich­t verhandelt.

In Haan war der Rumäne kurz nach der Festnahme aus dem Polizeigew­ahrsam entlassen worden. Das nutzte der 30-Jährige drei Wochen später, um mit der gleichen Masche in Frankfurt ein Handy für 500 Euro zu verkaufen. Dies vor Augen, sah der Berufungsr­ichter wenig Chancen für Bewährung. Der Angeklagte wird die 11 Monate hinter Gitter müssen.

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