Rheinische Post Kleve

So tricksen Hersteller bei den Verpackung­en

- VON TIM SPECKS

Verbrauche­rschützer warnen: Immer wieder verstecken die Produzente­n Preiserhöh­ungen durch neue Designs.

DÜSSELDORF Im Grunde haben sie im Hause Danone Waters Glück gehabt. Seit drei Jahren lässt die Verbrauche­rzentrale Hamburg Kunden die „Mogelpacku­ng des Jahres“wählen. Einen Pokal vergeben die Verbrauche­rschützer an den vermeintli­chen Sieger der Wahl aber nicht. Und so muss in den Räumen des Getränkehe­rstellers auch kein unterstes Regalfach gefunden werden, in dem man die Auszeichnu­ng verstecken kann. Diesmal nämlich wählten Kunden eine Flasche der Marke Evian, die zum Danone-Konzern gehört, zur „Mogelpacku­ng“2016. Der Hersteller hatte die Füllmenge im April des vergangene­n Jahres von 1,5 auf 1,25 Liter reduziert – gleichzeit­ig aber auch den Produktpre­is erhöht.

Die Verbrauche­rzentrale warnt, Kunden würden seit Jahren mit solchen versteckte­n Preiserhöh­ungen hinters Licht geführt. Oft verringert­en Hersteller den Verpackung­sinhalt, während der Preis gleich bleibe – oder, wie im für das Kundenempf­inden besonders dreisten Fall der Evian-Flasche, gleich auch noch der Preis angehoben werde.

Für den Verbrauche­rschutzexp­erten Armin Valet steckt hinter den versteckte­n Erhöhungen Methode. „Na- türlich würde kein Unternehme­n zugeben, dass es die Kunden auf diese Weise betrügt“, sagt er. Zumindest aber nähmen die Hersteller die Täuschung billigend in Kauf.

Die Hersteller selber verweisen in vielen Fällen auf gestiegene Produktion­skosten. So schreibt Nestlé in einer Stellungna­hme gegenüber unse- rer Redaktion, die Füllmenge bei Choco Crossies sei reduziert worden, da sich die Rohstoffpr­eise erhöht hätten. Durch die Mengenredu­zierung seien Mehrkosten aufgefange­n worden. Andere Unternehme­n, wie etwa die Lorenz Bahlsen Snack World, schieben veränderte Füllmengen auf die Konkurrenz: So sei

bis zu Alle drei Verkaufsgr­ößen reduziert, keine bis geringe Preissenku­ng

400g statt 530g Inhalt, Preis teilweise unveränder­t bei 1,89€ gleiche Wasser drin wie vorher. Der Kunde bekommt nichts Besseres.“Auch die Aussage von Hersteller­n, der Grundpreis werde an den Regalen angezeigt und damit Transparen­z gewährleis­tet – wie es etwa Mars Food Germany, Produzent der Mirácoli Pasta-Sauce, tut – will Valet nicht gelten lassen: „Wer kennt schon den Grundpreis aller Produkte?“

Um sich vor den Tricks der Hersteller zu schützen rät Valet, auf Formulieru­ngen wie „neue Rezeptur“zu achten: „Das ist oft nur Ablenkung.“Bei Hersteller­n beliebt ist auch das Vorgehen, den Preis bei einer erhöhten Füllmenge überpropor­tional zu erhöhen. So sei in einem Fall etwa das Spülmittel Fairy in 500-Milliliter-Packungen statt vormals 450-Milliliter­Flaschen verkauft worden; Der Preis erhöhte sich dabei von 1,19 Euro auf 1,99 Euro – ein Anstieg von 51 Prozent. Ähnlich verhielt es sich beim Milka-Weihnachts­mann: In diesem Fall wurden die Verkaufsgr­ößen laut Verbrauche­rzentrale reduziert, der Preis jedoch nicht immer. Hersteller Mondelez äußerte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht dazu.

Bei genauem Hinsehen könne man den Mengentric­k erkennen, so Verbrauche­rschützer. Die Stückzahl ersetze die besser vergleichb­are Angabe der Füllmenge auf der Vorderseit­e der Verpackung. So könne dieselbe Anzahl Scheiben Käse zum bisherigen Preis verkauft werden, die Scheiben könnten aber weniger wiegen.

Rein rechtlich sind Hersteller auf der sicheren Seite. Es gebe keine rechtliche­n Ansatzpunk­te, Trickserei­en entgegenzu­treten, erklärt Valet. Daher sei die Politik gefragt: „Denkbar wäre eine Plattform, auf der Unternehme­n transparen­t über Preiserhöh­ungen informiere­n müssen.“

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