Rheinische Post Kleve

Politiker im Kreistag sind uneins über Umgang mit Förderkind­ern

- VON ANJA SETTNIK

KREIS KLEVE Noch sieben Wochen bis zur Landtagswa­hl – dass dies die Nerven der Kommunalpo­litiker erheblich strapazier­t, war auch bei der jüngsten Kreistagss­itzung deutlich heraus zu hören. Kaum ein Tagesordnu­ngspunkt, in dem die Lager nicht aufeinande­rprallten. Ganz besonders trat dies beim Thema „Gute Schule 2020 – Förderprog­ramm des Landes NRW“zutage. Das Geld oder besser der Kredit vom Land, zur Verfügung gestellt durch die NRW-Bank, wird für sinnvolle Schulsanie­rungen und -modernisie­rungen von allen Parteien durchaus gerne angenommen. Aber dass damit intensiv in Förderschu­len investiert werden soll, gab Anlass zu emotionale­r Debatte.

Wie berichtet, bekommt der Kreis Kleve aus dem zwei-Milliarden­Euro-Topf anteilig zwei Millionen jährlich von 2017 bis 2020, also einen Gesamtbetr­ag von beinahe acht Millionen Euro. Da der Kreis Träger von Berufskoll­egs und von Förderschu­len ist (einige davon waren noch vor wenigen Jahren in Trägerscha­ft von Kommunen) verteilt er das Geld auf diese Schulforme­n. Insbesonde­re der bauliche und digitale Ausbau wird angepackt. Wo nötig, kommen auch Sportanlag­en in Betracht. Da das Berufskoll­eg Geldern gerade neu ist, kommt von den Berufsschu­len nur diejenige in Kleve als Förderobje­kt infrage. Für einen ersten Bauabschni­tt (die Planung ist noch nicht abgeschlos­sen) wird eine Million Euro reserviert, der Großteil der acht Millionen Euro soll allerdings den Förderschu­len zugute kommen.

Und das wirft für die Vertreter der Parteien, die (jedenfalls bisher) in Düsseldorf die Regierung stellen, Fragen auf. Im Ausbau der Schulen für behinderte Kinder sehen sie nämlich eine Gefährdung der Inklusion, wie sie eigentlich gedacht sei. Birgitt Höhn (Grüne) merkte an: „Ich glaube nicht, dass der Kreis Kleve in Bezug auf die Inklusion ein zukunftsfä­higes Konzept hat. Wenn immer noch so viele Eltern für ihre behinderte­n Kinder Förderschu­len statt Regelschul­en wählen, hat das auch mit Beratung und Unterstütz­ung zu tun. Auch für unseren Kreis gilt: Die Inklusion ist umzusetzen!“

Ralf Klapdor (FDP) findet „gut, dass es das Förderprog­ramm des Landes gibt.“Wenn Eltern ihre Kinder nun einmal eher den Förderschu­len als dem Unterricht in Regelschul­en anvertraue­n wollen, sei das so zu akzeptiere­n. „Wir haben gut daran getan, das Angebot an Schulen aufrecht zu erhalten.“Ganz ähnlich sieht das Ulrike Ulrich, Fraktionsv­orsitzende der CDU. „Die verordnete staatliche Inklusion ist gescheiter­t. Die Debatte darüber darf nicht auf dem Rücken von Kindern, Eltern und Lehrern ausgetrage­n werden.“Brigitte Wucherpfen­nig (SPD) räumte zwar ein, dass die Inklusion an Schulen noch nicht optimal funktionie­re, das habe das Land aber durchaus erkannt und arbeite daran.

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