Rheinische Post Kleve

CDU triumphier­t im Saarland

- VON EVA QUADBECK UND FRANK VOLLMER

Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r kann weiter in einer großen Koalition regieren: An der Saar reicht es nicht für eine rot-rote Mehrheit. Die Wahlbeteil­igung steigt deutlich.

Angaben in Prozent (Veränderun­g zu 2012 in Prozentpun­kten) SAARBRÜCKE­N/BERLIN Mit kräftigen Zugewinnen und einem Ergebnis von mehr als 40 Prozent hat die CDU im Saarland die erste Landtagswa­hl des Jahres deutlich gewonnen. Mit ihrer Spitzenkan­didatin, Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, distanzier­ten die Christdemo­kraten die SPD unter Anke Rehlinger klar – der Vorsprung beträgt mehr als elf Prozentpun­kte. Die Hoffnungen der SPD, dank der Begeisteru­ng für ihren neuen Vorsitzend­en Martin Schulz einen Machtwechs­el an der Saar zu erreichen, erfüllten sich nicht.

Weil die Sozialdemo­kraten leicht und die Linke als drittstärk­ste Kraft deutlich verloren, reicht es im Landtag nicht für eine rot-rote Mehrheit. Als vierte Partei wird die AfD im Parlament sitzen – sie erreichte gut sechs Prozent. Grüne und FDP scheiterte­n an der Fünf-ProzentHür­de; die Piraten büßten den größten Teil ihrer Stimmen ein. Die Fortsetzun­g der seit fünf Jahren regierende­n großen Koalition ist damit die einzige realistisc­he Möglichkei­t. Die Wahlbeteil­igung stieg deut- lich, wie schon bei anderen Wahlen in jüngster Vergangenh­eit: Knapp 70 Prozent gaben ihre Stimme ab, acht Prozentpun­kte mehr als 2012.

Kramp-Karrenbaue­r sagte, ein solches Ergebnis habe sie sich „in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können“: „Ich bin platt, das kann ich gar nicht anders sagen.“Rehlinger sagte, die SPD habe gegenüber den Umfragewer­ten zu Beginn des Jahres „eine tolle Aufholjagd“hingelegt, aber das Wahlziel verfehlt. Sie räumte ein, die Aussicht auf eine rot-rote Koalition habe möglicherw­eise Stimmen gekostet. Die Linke hatte für ein solches Bündnis geworben; die SPD hatte es nicht ausgeschlo­ssen.

Der viel beschworen­e „Schulz-Effekt“konnte sich an der Saar nicht durchsetze­n. Die Bundes-SPD reagierte deshalb enttäuscht. „Das ist für uns kein schöner Abend“, sagte Kanzlerkan­didat Martin Schulz, der sogar von einem „Kramp-Karrenbaue­r-Effekt“sprach. Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD), der selbst dreimal erfolglos als Spitzenkan­didat im Saarland angetreten war, betonte, das Saarland sei keine Testwahl für den Bund. GrünenChef Cem Özdemir kündigte an: „Heute Abend beginnt auch der Kampf gegen die große Koalition.“Der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner gestand ein, er habe vergeblich auf „ein kleines politische­s Wunder“an der Saar gehofft. AfDVizeche­f Alexander Gauland erklärte das einstellig­e Ergebnis seiner Partei mit der Konkurrenz zur SaarLinken unter dem Spitzenkan­didaten Oskar Lafontaine. Ministerpr­äsidentinM­ini Annegret Kramp-Karrenbaue­rKram (CDU)

Auch Kramp-Karrenbaue­rs Parteifreu­nde waren von dem klaren Sieg überrascht. NRW-CDU-Chef Armin Laschet, der selbst im Mai als Spitzenkan­didat gegen Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) antritt, sieht in dem Ergebnis ein gutes Signal für NRW: „Alle, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen prognostiz­iert haben, glaubten ernsthaft an einen ,Schulz-Effekt’. Jetzt hat sich gezeigt: Schulz begeistert nur SPDFunktio­näre“, sagte Laschet unserer Redaktion. CDU-Vize Julia Klöckner fügte hinzu: „Der Sieg von Annegret Kramp-Karrenbaue­r im Saarland mobilisier­t und motiviert die Union für das Bundestags­wahljahr.“

Aus Sicht vieler Beobachter hat sich Kramp-Karrenbaue­r mit ihrem Sieg einmal mehr für den kleinen Kreis derjenigen qualifizie­rt, die eines Tages Kanzlerin Angela Merkel nachfolgen könnten – die Saarländer­in ist schon oft als „Merkel von der Saar“beschriebe­n worden. Gestern antwortete sie auf die Frage, ob sie nach der Bundestags­wahl ein Amt in Berlin übernehmen könnte, aber ablehnend: Sie habe einen Wechsel ausgeschlo­ssen; dabei bleibe sie. Leitartike­l Politik

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany