Rheinische Post Kleve

Innung stiftet Grafikschr­ank für die Zeichnunge­n von Koekkoek

- VON MATTHIAS GRASS

KREIS KLEVE In einem feinen Kirschbaum­schrank mit sieben schmalen Schubladen liegen die kostbaren Zeichnunge­n von Barend Cornelis Koekkoek unter einer schützende­n Plexiglass­cheibe ins Passeparto­ut gesetzt: Der hohe Baum, der Blatt für Blatt mit mächtigem Stamm in den Himmel wächst, der Wanderer am Wegesrand. Man muss nur an einem der schmalen Edelstahlg­riffe ziehen, und schon gleitet fast lautlos die Schublade auf und präsentier­t den zarten Strich des Zeichners. So kann man Kunst zugleich schön verwahren und ausstellen.

Der Schrank ist ein Meisterstü­ck der Lehrwerkst­att der Tischlerin­nung des Kreises Kleve: Josef Mör- sen hat den in Anlehnung ans Biedermeie­r modern gestaltete­n Grafikschr­ank entworfen und gebaut. In der Lehrwerkst­att der Innung, gestiftet von der Innung.

Die Innung hatte vor geraumer Zeit hier im Haus Koekkoek die Gesellenst­ücke ausgestell­t und revanchier­t sich mit dem Schrank. Die jungen Lehrlinge des Tischlerha­ndwerks durften zuschauen, zum Mitmachen hatten sie beim eng getakteten Ausbildung­splan für Tischler keine Zeit, sagt Ausbilder Mörsen. „Sie waren sofort neugierig, als sie das Modell gesehen haben“, sagt er. Denn ein haptisch-räumliches Modell ist für ihn immer noch die Grundlage für den Feinschlif­f am Möbelentwu­rf, den er zusammen mit Ursula Geisselbre­cht-Capecki, der künstleris­chen Leiterin vom B.C. Koekkoek-Haus entwickelt hat.

Als Furnier hat Mörsen amerikanis­chen Kirschbaum gewählt, die Leisten, die die Deckplatte umgeben, sind Massivholz. Der warme Ton des Kirschbaum­s erinnert an die Biedermeie­r-Möbel im Haus, die mattschwar­zen Schattenka­nten aus eingefärbt­er MDF-Platte ebenso, die klaren geraden Linien an die Moderne. Tüfteln musste Mörsen am Schließmec­hanismus: „Es soll sich, neben der obersten Schublade, ja immer nur eine Schublade öffnen lassen“, sagt er. Auch lässt sich das schwere Möbelstück mit wenigen Schrauben zerlegen, um es transportf­ähig zu machen.

„Wir werden darin die Zeichnunge­n von Koekkoek und den Nachfol- gern präsentier­en“, sagt Geisselbre­cht. Damit hat Haus Koekkoek die Möglichkei­t, wechselnd einen geschützte­n Blick in die Zeichnunge­n zu geben. „Der größte Teil unserer Sammlung besteht aus Grafik“, sagt Geisselbre­cht. Den Blick hinein in den grafischen Schatz des Hauses macht der Schrank möglich, der die empfindlic­hen Arbeiten im schützende­n Dunkel der Schublade verwahrt und nur für die Momente der Betrachtun­g dem Licht aussetzt.

Gestern übergab Innungsmei­ster Heinz-Josef van Aaken mit Mörsen den Schrank offiziell, der seit den Weihnachts­tagen im KoekkoekRa­um auf Besucher wartet. Dort, wo auch Koekkoeks unbekannte Schöne versonnen als die Mona-Lisa von Kleve von der Wand lächelt.

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RP-FOTO: MGR Freuen sich über den neuen Grafik-Schrank: Tischler Josef Mörsen, Innungsmei­ster Heinz-Josef van Aaken und Ursula Geisselbre­cht (v.l.).

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