Innung stiftet Grafikschrank für die Zeichnungen von Koekkoek
KREIS KLEVE In einem feinen Kirschbaumschrank mit sieben schmalen Schubladen liegen die kostbaren Zeichnungen von Barend Cornelis Koekkoek unter einer schützenden Plexiglasscheibe ins Passepartout gesetzt: Der hohe Baum, der Blatt für Blatt mit mächtigem Stamm in den Himmel wächst, der Wanderer am Wegesrand. Man muss nur an einem der schmalen Edelstahlgriffe ziehen, und schon gleitet fast lautlos die Schublade auf und präsentiert den zarten Strich des Zeichners. So kann man Kunst zugleich schön verwahren und ausstellen.
Der Schrank ist ein Meisterstück der Lehrwerkstatt der Tischlerinnung des Kreises Kleve: Josef Mör- sen hat den in Anlehnung ans Biedermeier modern gestalteten Grafikschrank entworfen und gebaut. In der Lehrwerkstatt der Innung, gestiftet von der Innung.
Die Innung hatte vor geraumer Zeit hier im Haus Koekkoek die Gesellenstücke ausgestellt und revanchiert sich mit dem Schrank. Die jungen Lehrlinge des Tischlerhandwerks durften zuschauen, zum Mitmachen hatten sie beim eng getakteten Ausbildungsplan für Tischler keine Zeit, sagt Ausbilder Mörsen. „Sie waren sofort neugierig, als sie das Modell gesehen haben“, sagt er. Denn ein haptisch-räumliches Modell ist für ihn immer noch die Grundlage für den Feinschliff am Möbelentwurf, den er zusammen mit Ursula Geisselbrecht-Capecki, der künstlerischen Leiterin vom B.C. Koekkoek-Haus entwickelt hat.
Als Furnier hat Mörsen amerikanischen Kirschbaum gewählt, die Leisten, die die Deckplatte umgeben, sind Massivholz. Der warme Ton des Kirschbaums erinnert an die Biedermeier-Möbel im Haus, die mattschwarzen Schattenkanten aus eingefärbter MDF-Platte ebenso, die klaren geraden Linien an die Moderne. Tüfteln musste Mörsen am Schließmechanismus: „Es soll sich, neben der obersten Schublade, ja immer nur eine Schublade öffnen lassen“, sagt er. Auch lässt sich das schwere Möbelstück mit wenigen Schrauben zerlegen, um es transportfähig zu machen.
„Wir werden darin die Zeichnungen von Koekkoek und den Nachfol- gern präsentieren“, sagt Geisselbrecht. Damit hat Haus Koekkoek die Möglichkeit, wechselnd einen geschützten Blick in die Zeichnungen zu geben. „Der größte Teil unserer Sammlung besteht aus Grafik“, sagt Geisselbrecht. Den Blick hinein in den grafischen Schatz des Hauses macht der Schrank möglich, der die empfindlichen Arbeiten im schützenden Dunkel der Schublade verwahrt und nur für die Momente der Betrachtung dem Licht aussetzt.
Gestern übergab Innungsmeister Heinz-Josef van Aaken mit Mörsen den Schrank offiziell, der seit den Weihnachtstagen im KoekkoekRaum auf Besucher wartet. Dort, wo auch Koekkoeks unbekannte Schöne versonnen als die Mona-Lisa von Kleve von der Wand lächelt.