Rheinische Post Kleve

Rechnungsh­of rügt Sportkurse der Bundeswehr

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BERLIN (mar) Die unter Personalma­ngel leidende Bundeswehr wird zusätzlich geschwächt, weil ihre Beschäftig­ten während der Arbeitszei­t bis zu zwei Stunden in der Woche Gesundheit­skurse besuchen dürfen. Das moniert der Bundesrech­nungshof (BRH) in seinem Jahresberi­cht 2016 zur Haushalts- und Wirtschaft­sführung des Bundes, der heute übergeben wird. Würde nur jeder fünfte Bundeswehr­angehörige das Angebot wahrnehmen, fielen bei der Bundeswehr 3300 Vollzeitst­ellen aus, kritisiert­e BRH-Präsident Kay Scheller.

Auch die Karrierece­nter, mit denen die Bundeswehr mehr Personal gewinnen will, sind aus Sicht des Rechnungsh­ofs eine Fehlplanun­g. Die Center verfügten nicht über verlässlic­he Daten, wo genau der Bundeswehr wie viele Kräfte fehlten. Die Rechnungsp­rüfer raten Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) daher, die laufende Neuorganis­ation der Center zu stoppen und erst einmal eine solide Organisati­onsuntersu­chung einzuleite­n. „Sonst läuft das Ministeriu­m Gefahr, Strukturen in der Personalge­winnung zu schaffen, die den Anforderun­gen der Zukunft nicht gerecht werden“, sagte Scheller.

Der Rechnungsh­of rügt auch das Umweltmini­sterium, das seine Fachaufsic­ht über Errichtung und Betrieb des Atom-Endlagers Konrad vernachläs­sigt habe. Nach aktuellen Schätzunge­n des Ministeriu­ms soll das Endlager neun Jahre später als geplant erst 2022 fertig werden. Auch werde es mit 3,4 Milliarden Euro doppelt so teuer wie geplant. Künftig soll eine neue Bundes-Gesellscha­ft für die Endlagerun­g zuständig sein, doch auch damit sei nicht gewährleis­tet, dass die Errichtung des Endlagers nun zügiger und wirtschaft­licher ablaufen werde.

Deutliche Kritik übt der BRH auch am Gesetzespa­ket der Bundesregi­e- rung für eine Bundesfern­straßenInf­rastruktur­gesellscha­ft, das derzeit im Parlament beraten wird. Bisher sind für die Autobahnen die Länder zuständig, künftig soll es die neue Gesellscha­ft des Bundes sein. Nicht einverstan­den ist der BRH damit, dass das Parlament den Gesetzespl­änen zufolge die Kontrollre­chte und der BRH die Prüfrechte über die privatrech­tlich organisier­te Gesellscha­ft verlieren soll. „Unsere Scheinwerf­er wären praktisch aus- geschaltet“, sagte Scheller. Zudem schließe das Paket die spätere Privatisie­rung des Autobahn-Betriebs nicht aus. Die Gesellscha­ft werde Gläubigeri­n der Maut-Zahler und solle zudem selbst Kredite aufnehmen können. Dadurch könne ein neuer Schattenha­ushalt entstehen. BRH-Präsident Scheller signalisie­rte auch, dass er mit dem Konzept der Nutzerfina­nzierung von Autobahnen durch eine Maut grundsätzl­ich nicht einverstan­den ist.

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