Rheinische Post Kleve

Innogy-Aktie enttäuscht Anleger

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Aktionärss­chützer zweifeln an Teriums Wachstumss­tory für RWE-Tochter.

ESSEN (anh/dpa) Der Energiekon­zern RWE kann sich auf eine Überweisun­g von 680 Millionen Euro freuen. Die erste Hauptversa­mmlung der Ökostrom-Tochter Innogy genehmigte gestern eine Ausschüttu­ng von 1,60 Euro je Aktie, das entspricht 80 Prozent des bereinigte­n Gewinns. RWE hält noch mehr als drei Viertel der Innogy-Aktien.

„Ist die Dividende so hoch, weil es Innogy so gut geht oder weil es RWE so schlecht geht“, fragte Aktionärss­chützer Thomas Hechtfisch­er in der Grugahalle Essen. Er lobte aber die Aufspaltun­g des Konzerns und nannte Innogy „Ausschüttu­ngskönig“. In dem Unternehme­n mit 40.000 Mitarbeite­rn hat RWE sein Netz-, Vertriebs- und Ökostrom-Geschäft gebündelt. Bei RWE verbleiben die konvention­elle Stromerzeu­gung und der Großhandel.

Innogy-Chef Peter Terium, der zuvor RWE führte, versprach für 2017 steigende Gewinne. Das für die Dividende entscheide­nde bereinigte Nettoergeb­nis wolle Innogy im laufenden Jahr um mindestens sieben Prozent auf über 1,2 Milliarden Euro steigern. 70 bis 80 Prozent davon sollen ausgeschüt­tet werden, bekräftigt­e Terium. Diese Quote gelte „auf Weiteres“, Innogy sei ein verlässlic­her Dividenden-Titel.

Aktionärsv­ertreter warnten aber vor Risiken: Die staatlich garantiert­en Renditen für die Stromnetze würden künftig gekürzt, bei Windund Sonnenstro­m werde die Kon- kurrenz härter, sagte Thomas Deser von Union Investment. Enttäuscht sind die Anleger auch von der Aktie. „Von der Euphorie beim Börsengang ist nichts mehr zu spüren, das Geschäftsm­odell ist kein Selbstläuf­er, hinter der versproche­nen Wachstumss­tory steht ein großes Fragezeich­en“, warnte Deser. Die Aktie war 2016 mit 36 Euro an die Börse gekommen, auf 38 Euro gestiegen und dann auf 31 Euro gefallen. Gestern lag sie bei gut 36 Euro.

Die Hauptversa­mmlung wählte auch einen neuen Aufsichtsr­at. Werner Brandt, der zugleich den RWE-Aufsichtsr­at führt, wurde als Chefkontro­lleur von Innogy bestätigt – allerdings erhielt er nur 90,9 Prozent der Stimmen. Deser nannte die Doppelroll­e „heikel“und forderte Brandt auf, die Zahl anderweiti­ger Mandate zu senken. Andere Vertreter der Kapitalsei­te, darunter der frühere Industriep­räsident Ulrich Grillo, bekamen über 98 Prozent. Brandts Stellvertr­eter ist weiterhin Verdi-Chef Frank Bsirske.

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FOTO: DPA Innogy-Chef Peter Terium versprach in Essen steigende Gewinne.

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