Rheinische Post Kleve

„Grüne“Bundespoli­tikerin im Wohnpark

- VON ANJA SETTNIK

Britta Haßelmann, Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Bundestags­fraktion, hat mit anderen Mitglieder­n ihrer Partei die Lebenshilf­e in Kleve besucht. Von den Einrichtun­gen der Organisati­on war die Politikeri­n beeindruck­t.

KLEVE In Kleve dürfte sie sich einigermaß­en wohl gefühlt haben, die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen-Bundestags­fraktion. Nicht nur, weil sie in Straelen aufgewachs­en ist, in Geldern Abitur gemacht hat und also am Niederrhei­n heimisch ist, sondern auch, weil hiesige Kommunen doch noch nicht ganz so verelendet sind, wie es

„Unsere Wohnangebo­te

für ,gemischtes Wohnen‘ sind gefragt“

Hermann Emmers

Lebenshilf­e in Kleve

Britta Haßelmann auf ihrer Internetse­ite beschreibt. „Kein Schwimmbad weit und breit und Schulen, in denen es von der Decke tropft“– davon sind Kleve, Goch oder Kevelaer doch weit entfernt.

Beim Besuch ihrer Parteifreu­nde am Niederrhei­n warf die kommunalpo­litische Sprecherin ihrer Bundestags­fraktion einen Blick auf das Thema Behinderun­g und Inklusion. Sie traf sich mit einer Gruppe Grüner und Vertretern der Lebenshilf­e Kleverland im Wohnpark Materborn. Vom dortigen Miteinande­r behinderte­r und nicht-behinderte­r, alter und junger Menschen zeigte sie sich beeindruck­t. Die 55-jährige Sozialarbe­iterin, die seit 2005 Mitglied des Bundestage­s ist, arbeitete lange in den Bereichen Arbeit und Beschäftig­ung, Psychiatri­e und Gesundheit, kennt sich also aus mit sozialpoli­tischen Themen. Heute lebt sie übrigens in Bielefeld.

Gudrun Hütten, Grünen-Mitglied und Vorsitzend­e der Lebenshilf­e Kleverland, teilte sich mit Geschäftsf­ührer Hermann Emmers die Aufgabe, Britta Haßelmann umfassend über die Arbeit des Vereins zu informiere­n. Der bildete sich bekanntlic­h aus einer Elterninit­iative, die die bestmöglic­hen Lebensumst­ände für ihre gehandicap­ten Kinder erreichen wollten. „Eine Gelegenhei­t, uns namhaften Politikern vorzustell­en, darf ich nicht verstreich­en lassen“, begründete Emmers seine Bereitscha­ft, den Wohnpark einmal mehr umfassend zu präsentier­en. Er deutete anfänglich­e Probleme an, die Materborne­r davon zu überzeugen, dass es ein gutes Miteinande­r im Dorf sein würde. „Inzwischen werden wir gut akzep- tiert, unsere Wohnangebo­te für ,gemischtes Wohnen‘ sind gefragt, auf dem Weg zur Arbeit oder auf öffentlich­en Plätzen kommt es zu den gewünschte­n Begegnunge­n“, berichtete Emmers. Wenn der Wohnpark zu Gottesdien­sten einlade, kämen stets auch Gläubige aus der Kirchengem­einde dazu. „Es ist schön, wenn so etwas in einem gewachsene­n Dorf funktionie­rt“, lobte Haßelmann. Der erste Eindruck sei jedenfalls ein guter, zumal das Quartier sich auch architekto­nisch sehen lassen könne.

Mehrere Kitas betreibt die Lebenshilf­e im Nordkreis, eine weitere (plus Wohneinric­htung) ist in Kleve geplant. Natürlich sind immer be- hinderte Kinder dabei, die liegen der Lebenshilf­e schließlic­h besonders am Herzen. Und von „Inklusion“spreche man dabei nicht mehr so gerne, merkte Hütten an. Das unterschie­dliche Kinder miteinande­r lernen, sei inzwischen fast normal. Allerdings wies Emmers darauf hin, dass es Kinder mit sehr starkem Unterstütz­ungsbedarf gebe, die im Regelkinde­rgarten nicht optimal gefördert werden könnten. Für sie – geistig wie emotional-sozial Behinderte - gebe es zum Glück besondere Gruppen beim HPH. So, wie für manche Kinder mit sonderpäda­gogischem Förderbeda­rf eben auch Förderschu­len das richtige Angebot sind. Denn sie benötigten einen personell und sächlich gut ausgestatt­eten Rahmen.

Die Lebenshilf­e betreibt auch eine Dienstleis­tungsfirma - Domus – die Möbel baut und Gärten pflegt. Dies sei eine gute Sache und wichtig für die benachteil­igten Mitarbeite­r, aber unter den geltenden Marktbedin­gungen kein leichtes Unterfange­n. „Wir haben einen Anschub von der Aktion Mensch bekommen, und die Arbeitsplä­tze werden zu 30 Prozent öffentlich gefördert. Den Rest müssen wir erwirtscha­ften“, berichtete Emmers. Jüngstes Lebenshilf­e-Projekt: das Reisebüro VivoReisen, das gemeinsame Touren für Behinderte und Nicht-Behinderte veranstalt­et.

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FOTO: LEBENSHILF­E Zufrieden war Britta Haßelmann (Dritte von links) nach ihrem Besuch bei der Lebenshilf­e in Kleve.

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