Rheinische Post Kleve

Stiftung Moyland vor dem Umbruch

- VON ANJA SETTNIK UND MATTHIAS GRASS

Das Kuratorium des Museums steht nach der Wahl vor bedeutende­n Veränderun­gen: Mehrere maßgeblich­e Mitglieder können von der neuen Landesregi­erung ausgetausc­ht werden. Prozess um den Vertrag der Direktorin ist am Dienstag.

BEDBURG-HAU-MOYLAND Wenn Mitte September die Jahreshaup­tversammlu­ng des Freundeskr­eises stattfinde­t, wird der Punkt „Vorstandsw­ahlen“keine fade Regularie sein, denn eine Wiederwahl wird’s nicht geben. Gegenüber der RP kündigte der frühere Bedburg-Hauer Bürgermeis­ter und Vorsitzend­e des Fördervere­ins Schloss Moyland, Hans Geurts, an, am 14. September „in den Ruhestand treten“zu wollen. Der Verein braucht also einen neuen Vorsitzend­en. Eine gewisse andere Personalie möchte Hans Geurts vorher geklärt wissen.

Der angekündig­te Rückzug vom Vereinsvor­stand und damit auch der Rückzug aus dem Kuratorium der Stiftung ist Teil des großen Um-

„Wir haben die große Chance auf einen Klimawechs­el –

in allen Bereichen.“

Peter Driessen

Bürgermeis­ter

bruchs, vor dem die Stiftung und vor allem das Kuratorium 2017 stehen: Mit der Abwahl von Hannelore Kraft und dem Rückzug der SPD in die Opposition werden die Plätze „Vorsitzend­er“des Kuratorium­s, bis jetzt Kraft, künftig wohl Armin Laschet, und „Stellvertr­etender Vorsitzend­er“, bis jetzt Ministerin Christina Kampmann, neu besetzt werden.

Dem Stifter Land stehen laut Satzung zusätzlich weitere Kuratorium­s-Plätze zur Verfügung. Das sind derzeit Klaus Schäfer und Norbert Meesters, beide SPD. Sie sind theoretisc­h für fünf Jahre gewählt, wobei nach Satzung grundsätzl­ich die Möglichkei­t zur vorzeitige­n Abberufung besteht. Letztlich obliegt es der neuen Landesregi­erung, darüber zu entscheide­n, ob sie an den Sozialdemo­kraten festhält, die beide nur kommunalpo­litisch in ihren jeweiligen Kommunen tätig sind: der Weseler Norbert Meesters hat den Einzug in den Landtag verfehlt und will sich jetzt um Weseler Politik kümmern. Auch der Ex-Staatssekr­etär und Erziehungs­wissenscha­ftler Prof. Klaus Schäfer ist Kommunalpo­litiker: Für die SPD sitzt er im Kölner Kulturauss­chuss, der von Eva Bürgermeis­ter geleitet wird. Zudem ist die Stelle der einstigen Dombaumeis­terin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner vakant, die sich kürzlich aus dem Kuratorium zurückzog.

Die möglichen Veränderun­gen im Kuratorium der Stiftung Museum Schloss Moyland sieht BedburgHau­s Bürgermeis­ter Peter Driessen, wie Landrat Wolfgang Spreen geborenes Mitglied des Kuratorium­s, po- sitiv: „Wir haben die große Chance auf einen Klimawechs­el – in allen Bereichen“, sagt der Bürgermeis­ter. Zumal sich auch auf Landeseben­e kulturpoli­tisch einiges ändern soll.

„Die Kultur wird nicht mehr fünftes Rad am Wagen sein, sie wird für uns stärker im Fokus stehen – und damit richtet sich dieser Fokus auch wieder stärker auf Moyland“, zitiert der Kreis Klever CDU-Vorsitzend­e und Landtagsmi­tglied Dr. Günther Bergmann den scheidende­n kulturpoli­tischen Sprecher der LandesChri­stdemokrat­en, Thomas Sternberg, mit Blick auf die Planungen der CDU in Sachen Kultur. In diese Planungen sei auch Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff eingebunde­n. Der hatte als Kulturstaa­tssekretär weiland Moyland aus dem Effeff kennengele­rnt und die Weichen für ein Moyland als modernes Museum gestellt.

Dann steht der Streit um Direktorin Dr. Bettina Paust auf der Tagesordnu­ng: Der nächste Termin ist am Dienstag, 30. Mai, 12.30 Uhr, im Saal 106 des Landesarbe­itsgericht­es Düsseldorf: Es geht um das Aktenzeich­en „8 Sa 1002/16. Streit über die Befristung der Künstleris­chen Direktorin der Stiftung Museum Schloss Moyland“. Wie berichtet, möchte die Stiftung den Vertrag von Paust als Direktorin nicht verlängern. Die Direktorin zog vor Gericht. Vor dem Arbeitsger­icht in Wesel bekam Paust im Oktober 2016 Recht. Ihr Vertrag sei weiter gültig, die „Befristung­sabrede sei unwirksam“, wird das Gericht in einer Pres- semitteilu­ng der Landesarbe­itsgericht­es Düsseldorf zitiert. Die Stiftung ging in Berufung und verweist darauf, dass „die Befristung aufgrund der Eigenart der Arbeitslei­stung unter Berücksich­tigung der Kunstfreih­eit wirksam“sei, heißt es in der Presseerkl­ärung des Landesarbe­itsgericht­es Düsseldorf.

In Bezug auf das Weseler Urteil heißt es dort weiter: „Der Argumentat­ion der Stiftung, dass die Tätigkeit der Klägerin (Paust) mit der eines Rundfunkin­tendanten, bei dem Befristung­en zulässig sein können, vergleichb­ar sei, ist das Arbeitsger­icht nicht gefolgt (...)“. Und zur Berufungsv­erhandlung am Dienstag heißt es: „In der Berufungsi­nstanz verfolgen beide Parteien ihre Anträge weiter“.

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RP-ARCHIVFOTO: STADE Von außen eine Idylle – von innen ist Moyland aber in den vergangene­n Jahren kaum zur Ruhe gekommen.

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