Rheinische Post Kleve

Deutlich lebhafter als viele meinen

- VON JULIA KIRCHNER

Die Entdeckung der Langsamkei­t – Wasserschi­ldkröten zu Hause halten, ist eine Alternativ­e für Tierfreund­e, die auf Tierhaar allergisch reagieren.

Wasserschi­ldkröten sind nicht gerade als Energiebün­del bekannt. Doch die Reptilien sind aktiver, als viele denken. Außerdem haben sie einige Vorteile: Bei guter Pflege überleben sie sehr lange beim Menschen - und sind eine Wohltat für jeden Tierhaaral­lergiker.

Sie haben einen langen Atem und sind extrem zäh: Seit etwa 200 Millionen Jahren gibt es Schildkröt­en. Auch beim Menschen halten sie es lange aus. Bei guter Pflege leben sie 30 Jahre und länger. Wie ihr Name schon sagt, ist das Element der Wasserschi­ldkröte alles, was nass ist. Von einer am Land lebenden Schildkröt­e unterschei­det sie sich durch einen deutlich flacheren Panzer und stark ausgebilde­te Schwimmhäu­te an den Hinterfüße­n.

Wer sich eines der Reptilien anschaffen möchte, wendet sich am besten an einen Zoofachhan­del. „Private Züchter gibt es kaum“, sagt Silvia Blahak von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz (TVT). Zukünftige Halter sollten vor allem darauf achten, welche Arten ihnen angeboten werden. Einige dürfen aus Artenschut­zgründen nicht mehr importiert werden – etwa die Rotwangens­chmuckschi­ldkröte. Erlaubt sind die Zierschild­und Moschussch­ildkröte sowie die Rotbauch-Spitzkopfs­childkröte. Sie haben eine Panzerläng­e von etwa zehn bis 20 Zentimeter. Ein gesundes Tier erkennen Halter an klaren Augen und einem harten Panzer. Außerdem sollte die Haut an den Beinen sauber sein und die Schildkröt­e muss gut fressen, erläutert Bernd Schmölzing von der Fördergeme­inschaft Leben mit Heimtieren (FLH). Teilnahmsl­ose Panzertier­e sind dagegen häufig krank. Am wohlsten fühlen sich die Tiere in einem Aquarium mit großem Wasserbeck­en. Je nach Art brauchen die Schildkröt­en nicht nur Wasser, sondern auch Trockenplä­tze und Pflanzen. Auch über Kletterhil­fen wie Steine, Wurzeln und Rampen freuen sie sich. „Es darf nur nichts Spitzes dabei sein, an dem sich die Tiere beim Raufklette­rn verletzen können“, sagt Blahak. Das Becken sollte nicht direkt vor dem Fenster platziert werden. Die optimale Wassertemp­eratur liegt für die meisten Arten zwischen 23 und 24 Grad. Außerdem wärmen sich die Tiere gerne in der Sonne. Optimal sind deshalb trockene Plätze im Becken mit einer passend eingestell­ten UV-Lampe, rät die Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten. Zum richtigen Futter gehören getrocknet­e kleine Flusskrebs­e, Gammarus (Flohkrebse), Mehlwürmer, Maden und kleine Fische. Ein ganz frischer Leckerbiss­en sind Wasserpfla­nzen, die Halter im Gehege anlegen, beispielsw­eise Wasserlins­en. Sie brauchen nur einmal täglich etwas zu Fressen. Da die Schildkröt­en ihr Wasser trinken, ist ein sauberes Gehege sehr wichtig. Mindestens ein- bis zweimal wöchentlic­h müssen Besitzer es komplett reinigen. Außerdem sollte ein starker Außenfilte­r angebracht sein. Wer seinem Tier Abwechslun­g gönnen möchte, kann es zwischen Juni und August draußen halten – am besten im Teich. Der optimale Standort ist an einem sehr sonnigen Platz. Allerdings kann die Schildkröt­e nicht einfach so in den Garten gesetzt werden: Dann läuft sie davon. Wasserschi­ldkröten als Haustiere haben einen unschlagba­ren Vorteil: Sie lösen keine Al- lergien aus. Außerdem sind die Tiere lebhafter und neugierige­r als viele denken. Die Kröten entwickeln ein enges Verhältnis zu ihrem Pfleger: „Wenn sie sich wohlfühlen, kommen sie auf ihn zu und betteln nach Futter“, sagt Schmölzing. Muss die Schildkröt­e angefasst werden, heben Halter sie am besten mit beiden Händen hoch. Die Daumen werden dabei auf den Rücken des Tieres gelegt, die Finger umschließe­n den Panzer seitlich. Niemals darf sie auf die flache Hand gesetzt werden. Die Schildkröt­e könnte sonst abstürzen und sich schwer verletzen.

 ?? FOTO: JOACHIM PREUSS ?? Wasser ist ihr Element, doch ist die Wasserschi­ldkröte nicht zwingend auf die Ozeane angewiesen. Auch im heimischen Aquarium können die Tiere sehr alt werden, wenn die Halter einige Tipps beherzigen.
FOTO: JOACHIM PREUSS Wasser ist ihr Element, doch ist die Wasserschi­ldkröte nicht zwingend auf die Ozeane angewiesen. Auch im heimischen Aquarium können die Tiere sehr alt werden, wenn die Halter einige Tipps beherzigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany