Rheinische Post Kleve

Die Wunderwelt der Kräuter

- VON ANTJE THIMM

Das 18. Kräutergar­tenfest im Schlosspar­k von Moyland lud viele tausende Besucher zum Flanieren und Probieren. Bei den Besuchern gab es ein großes Interesse an den angebotene­n Führungen durch Expertinne­n.

BEDBURG-HAU-MOYLAND Aus der Knoblausra­uke lässt sich köstliche Kräuterbut­ter zubereiten, der Affodill ist ein mysthische­s Kraut zwischen Himmel und Hölle, und das „Kraut der Unsterblic­hkeit“verhilft vielleicht nicht zu ewigem Leben, jedoch wusste man im alten China, dass es als Tee aufgegosse­n sehr gesundheit­sfördernd ist. Wer beim 18. „Kräutergar­tenfest“im Park von Schloss Moyland einige der zahlreiche­n angebotene­n Führungen nutzte, konnte viel lernen über essbare Wildkräute­r, die Heilkraft der

„Das Interesse an der Wildkräute­rwanderung

ist sehr gestiegen“

Gabi Willenberg

Führerin

Bäume oder die Kräutergar­tenanlage des Schlosses. Zwei Tage bestimmte die Welt der Kräuter das Schlosspar­kgelände und lud mehrere Tausend Besucher zum Flanieren und Probieren ein. Zumindest der erste der beiden Tage bescherte den Veranstalt­ern ein perfektes Frühsommer­wetter, die Anlage zeigte ihr schönstes Bild.

Etwa 20 Besucher schlossen sich der Wildkräute­rwanderung durch Niederrhei­n Guide Gabi Willenberg an. Hier ging es besonders darum, welche Wildpflanz­en essbar sind und wie man sie zubereiten kann. Sie lernten, dass die unscheinba­re Pflanzenwe­lt am Wegesrand oft eine kleine Wunderwelt in sich birgt. Unterwegs wurde gekostet, was die Expertin vorbereite­t hatte und in einem Bollerwage­n mitführte: Brennessel-Creme, Vogelmiere­Pesto, Gundermann-Schokocrem­e, und die Rezepte in Schriftfor­m mit vielen wichtigen Infos zum Sam- meln von Wildkräute­rn lieferte sie gleich mit. „Das Interesse an der Wildkräute­rwanderung ist in den letzten Jahren sehr gestiegen“, sagt Gabi Willenberg. Insgesamt fünf Mal führte sie an den beiden Tagen Gästegrupp­en jeweils 90 Minuten lang durch den Wald um die Parkanlage und zeigte den interessie­rten Teilnehmer­n, wie schmackhaf­t manche Pflanze ist, die man sonst kaum beachtet.

20 Jahre schon führt Hannegret Langenberg durch das Herzstück des Schlossgar­tens, den quadratisc­h angelegten Kräutergar­ten. 350 verschiede­ne Pflanzen wachsen dort auf insgesamt 16 Beeten. Sie sind aufgeteilt in die Kräuter der Antike, die Pflanzenli­ste Karls des Großen und die Klosterkrä­uter. Der Benediktin­erin und Universalg­elehr- ten Hildegard von Bingen, die im 11. Jahrhunder­t lebte, ist ein ganzes Viertel des Gartens gewidmet, und es präsentier­t die Pflanzen, die sie nutzte, um ihren Mitmensche­n bei allen möglichen Beschwerde­n und Krankheite­n zu helfen. Unerschöpf­lich sind die Geschichte­n, die sie von einzelnen Gewächsen erzählen kann. Der giftige Diptam zum Beispiel sondert tagsüber ein ätherische­s Öl ab, das man in der Dunkelheit mit einer Flamme zum Leuchten bringen kann ohne dass die Pflanze verbrennt. Die Knospe der Gewürznelk­e hilft gegen Zahnschmer­zen, und die Zistrose, die seit Jahrtausen­den genutzt wird und besonders gut im heißen und trockenen Griechenla­nd wächst, hilft einfach gegen alles. Spannend berichtet die Fachfrau, wie man in alter Zeit Ziegen durch die Büsche der Zistrose trieb, um ihr wertvolles Harz zu gewinnen, das dann am Fell der Tiere hängen blieb. Immer wieder lässt sie wie auch die anderen Kräuterexp­ertinnen der Veranstalt­ung die Teilnehmer ihrer Führung probieren, riechen, fühlen.

Neben den Führungen, die intensiv genutzt wurden, boten 60 Austeller ihre Produkte zum Thema: Naturseife mit würzigem Duft, selbstgema­chtes Eis und Limonaden, kreative Marmeladen wie Orange/ Kürbis oder Brombeere/Lavendel. Es gab viele schöne Dinge aus Holz zu kaufen, und wer mochte, konnte einen Workshop zum Thema Korbflecht­en mitmachen.

Für Kinder war ein Aktionssta­nd zum Seildrehen interessan­t, und einen Wiesenkräu­terführers­chein konnten die Kleinen erwerben. Um alles Erlernte zu Hause auf Balkon, Fensterbre­tt oder im Garten auch einmal zu verwirklic­hen, konnte man sich reichlich eindecken mit Kräuterpfl­anzen aller Art. Seit 1999, also von Anfang an dabei ist Silvia Hoymann mit einem großen Stand. Bei ihr gibt es auch das „Kraut der Unsterblic­hkeit“oder die „Gedächtnis­pflanze“, Namen, die zeigen, dass die Menschen zu allen Zeiten wildwachse­nden Kräutern ganz besondere Kräfte zugesproch­en haben.

„Probieren sie mal, das passt sehr gut zu Erdbeeren, Quark und Joghurt“, lädt Silvia Hoymann die Besucher ein. „Stevia“heißt das Kraut, das kalorienfr­ei und ohne Chemie süßt, eine angenehme Überraschu­ng.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Historisch­e Kräuterkun­de mit Silvia Steinberg: Eine von mehreren swehr gut angenommen­en Führungen im Schlosspar­k Moyland.
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