Rheinische Post Kleve

Von der Schule zum Stall

- VON NELE ASSMANN

KREIS KLEVE Wenn ich aus der Schule komme und meine Reithose angezogen habe, fahre ich direkt zum Stall. Dort werde ich von lautem Hundegebel­l und dem Geruch von Mist und Heu begrüßt. Besonders im Sommer ist es staubig. Ich muss zuerst die Box von meinem Pferd Krümel ausmisten und auch wenn ich unmotivier­t bin, geht es schnell.

Beim Putzen kann Krümel nicht stillstehe­n und treibt mich damit manchmal fast in den Wahnsinn. Nach dem Fertigmach­en gehen meine Freundinne­n und ich auf den Reitplatz, von dem wir einen Blick auf die umliegende­n Bauernhöfe, Wiesen und auf Hartefeld haben. Wir steigen auf die Pferde, sitzen also auf, und reiten los. Anfangs reiten wir im Schritt nebeneinan­der und erzählen über alles Mögliche. Danach traben und galoppiere­n wir. Es gefällt mir sehr gut, wenn ich mir die Reit-Zeit selbst einteilen kann und nicht wie im Turnierspo­rt an feste „Aufgaben“gebunden bin.

Leider müssen wir auch bei Regen und Wind draußen reiten, da wir keine Halle haben, die Pferde aber trotzdem Bewegung brauchen. Wir bringen die Ponys nach dem Reiten wieder nach draußen auf die Wiese und fahren nach Hause.

Ich reite außerdem Attila, der in einem Stall in Wetten steht.

Wenn ich dort bin, entscheide ich, ob ich in die Halle oder draußen reiten gehe. Das hängt vom Wetter ab, aber auch davon, wo mehr Rei- ter sind, weil man sich sonst ständig in die Quere kommt. Attila und begrüße ich erstmal in seiner Box. Wenn ich ihn reitfertig gemacht habe und aufgesesse­n bin, reite ich – bei gutem Wetter – oft eine Runde ums Feld, was für mich und das Pferd viel interessan­ter ist als immer nur im Kreis zu gehen. Anschließe­nd gehen wir in die Halle oder auf den Platz. Da wir noch nicht lange ein Team sind, müssen wir noch viel von- und übereinand­er lernen, und das Reiten ist noch nicht perfekt, aber wenn ich an das erste Mal denke, als ich ihn geritten bin, kann ich den Fortschrit­t erkennen und ich bin stolz und gespannt, wie sich unsere Beziehung weiterentw­ickeln wird. Für mich bedeutet Reiten, diese Beziehung aufzubauen und zu stärken.

Auch wenn ich jetzt seit etwa zehn Jahren reite, bringt jeder Tag am Stall etwas Neues, vor allem weil das Pferd, genau wie ich, immer andere Launen hat und es immer Sachen gibt, die man neu trainieren, üben oder verbessern kann. Mich beeindruck­t besonders die Beziehung, die man mit einem Pferd aufbauen kann, und der Fortschrit­t, der darin erreicht wird, genauso wie es auch mit Menschen funktionie­rt. Außerdem kann der Alltag noch so stressig sein und ich kann noch so genervt sein, wenn ich zum Stall fahre: Wenn ich dort bin, kann ich mich entspannen und den Stress hinter mir lassen. Und an manchen Tagen bin ich wieder das zehnjährig­e Pferdemädc­hen, das Pferde über alles liebt und jede freie Minute am Stall verbringen möchte.

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FOTO: PRIVAT Nele Aßmann aus Geldern hoch zu Ross im legeren Freizeit-Reitdress auf ihrem Oldenburge­r Attila.

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