Rheinische Post Kleve

Ein zäher Prozess

- VON PETER JANSSEN ARCHIV: STADE/SONTOWSKI

Nach dem Debakel um die Bebauung des Minoritenp­latzes fordert der Projektent­wickler Sontowski weiterhin mindestens 200.000 Euro von der Stadt. Verhandlun­g vor OLG fiel aus. Versicheru­ng kümmert sich jetzt um den Fall.

KLEVE Das Verfahren der S & R Retail Developmen­t GmbH gegen die Stadt Kleve nimmt wieder Fahrt auf. Die S & R Retail Developmen­t GmbH ist hierzuland­e besser unter dem Namen Sontowski bekannt. Sie ist ein Geschäftsb­ereich des Projektent­wicklers aus Erlangen. Das Unternehme­n hatte vor fünf Jahren die Pläne zur Bebauung des Minoritenp­latzes und für die Aufwertung des Areals ausgearbei­tet. Das Verfahren wurde seinerzeit beendet, die Arbeiten dankend entgegenge­nommen und abgeheftet. Ein Platz im Aktenschra­nk wurde gefunden.

Sontowski fordert für die entstanden­en Planungsko­sten weiterhin mindestens 200.000 Euro von der Stadt (die RP berichtete). Ein alles

Klaus-Jürgen Sontowski andere als ungewöhnli­ches Anliegen im Vergaberec­ht, wie eine Fachanwält­in unserer Redaktion erklärte. Wenn ein Zuschlag bei einer Ausschreib­ung erfolgt und es nicht zu einer Umsetzung des Projekts kommt, muss der Auftraggeb­er für die Planungsko­sten aufkommen. Das sei in ganz Deutschlan­d so, erklärt die Juristin. Und deshalb auch in Kleve. Aus dem Grund können die Erlangener die nahezu groteske Haltung nicht nachvollzi­ehen.

Klaus-Jürgen Sontowski, Geschäftsf­ührer des Projektent­wicklers, sagt dazu: „Hier werden Ressourcen und Geld verschwend­et. Das hätte man alles einfacher haben können.“Bürgermeis­terin Sonja Northing hatte sich mit Sontowski getroffen, um einen Vergleich auszuhande­ln. Der Geschäftsf­ührer lobte daraufhin die Verwaltung­schefin als die einzige, die kapiert habe, worum es gehe.

Der Klever Rat will es lieber auf eine juristisch­e Klärung ankommen lassen. Auch bedingt durch die Aussagen von Fachanwalt Dr. Peter Kamphausen. Der hatte das Verfahren juristisch begleitet und erklärt, dass die Aufhebung der „Verlobung“mit Sontowski ohne negative Folgen bleiben würde. Die Politik betont stets, dass man sich auf die Aussage eines Juristen verlassen können müsse. Dass dieser in Regress genommen werden kann, erscheint wenig wahrschein­lich, da derartige Beraterver­träge nicht selten eine Lösung für solche Probleme beinhalten. Was das Thema Klever Ver- waltung und juristisch­e Auseinande­rsetzung betrifft, so hatte die Kommune bislang kein glückliche­s Händchen bei der Auswahl ihrer Fälle, mit denen sie vor Gericht zog. Auch deshalb ist der eingeschla­gene Weg eher risikobeha­ftet. Zumal in einer ersten juristisch­en Instanz die Forderunge­n des Projektent­wicklers vollumfäng­lich bestätigt wurden. Derzeit liegt das Verfahren beim Vergabesen­at des Oberlandes­gerichts Düsseldorf auf dem Tisch. Die Verhandlun­g, die bereits mehrmals verschoben wurde, stand in der vergangene­n Woche an. Doch auch dieser Termin fiel aus. Grund dafür war nicht, dass sich Unternehme­n und Stadt wieder über eine außergeric­htliche Beilegung unterhalte­n. Richter Heinz-Peter Dicks, einer der renommiert­esten Vergaberec­htler, war erkrankt.

Klaus-Jürgen Sontowski betont, dass die Verlegung nichts mit irgendwelc­hen Gesprächen zu tun habe. „Wir verhandeln nicht mit der Stadt. Unsere Forderunge­n sind bekannt. Jetzt hat sich eine Versicheru­ng bei uns gemeldet und ein Ver- gleichsers­uchen vorgetrage­n.“Die GVV-Kommunal versichert Kommunen, kommunale Unternehme­n oder auch Sparkassen. Die Assekuranz hat die Stadt Kleve schon länger. Erst jetzt wird sie aktiv. Nach Ansicht des Unternehme­rs kann dies nur einen Grund haben. Der Versuch, die Differenze­n beizulegen, ein Hinweis darauf, dass die Versicheru­ng das Verfahren als äußerst risikobeha­ftet werte. „Man will durch ein Urteil nicht den Maximalsch­aden riskieren.“Denn der würde immens sein, wenn auch die zweite Instanz dem Kläger, der S & R Retail Developmen­t GmbH, recht gibt. Dann kann das Unternehme­n die entgangene­n Gewinne geltend machen, die es durch eine Bebauung des Minoritenp­latzes erzielt hätte. Das gilt für nahezu alles, was dort errichtet würde. Selbst, wenn es nur Wohnungen sind. Denn ein Teil des Auftrags lautete „Aufwertung des Areals“.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion sieht die Verwaltung dieses Risiko ebenfalls bei der Versicheru­ng. Doch empfiehlt es sich auch das Kleingedru­ckte zu lesen. Denn die GVV-Kommunal, die diese Fälle sicherlich nicht zum ersten Mal auf dem Tisch hat, soll die möglichen Folgen anders bewerten. Eine Pleite vor dem OLG könnte demnach bedeuten, dass die Fläche nie mehr bebaut werden kann, weil die Stadt Sontowski nicht den möglichen Ertrag zahlen kann. Summen wie Telefonnum­mern sind da im Gespräch. Und das alles für 200.000 Euro. Zumal die Erlangener ihren guten Willen bereits gezeigt haben und ihre Forderunge­n schon herunterge­schraubt haben. Klaus-Jürgen Sontowski ist weiterhin für Vergleichs­verhandlun­gen, um die Auseinande­rsetzung beizulegen. „Ob ich das Thema dann auch beende, ist völlig offen. Das hängt vom Ergebnis ab. Wer uns den Schaden bezahlt, ist mir egal“, sagt er.

Der neue Termin vor dem OLG wurde für Oktober angesetzt. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass es sich bei dem Verfahren um einen extrem zähen Prozess handelt.

„Hier werden Ressourcen und Geld

verschwend­et“

Geschäftsf­ührer Sontowski & Partner Group

 ??  ?? Wie der Projektent­wickler den Minoritenp­latz sah: ein Modell aus dem Hause Sontowski. Es sollte nicht das einzige bleiben, das der Projektent­wickler entwarf.
Seine Forderunge­n sind bekannt: Klaus-Jürgen Sontowski.
Wie der Projektent­wickler den Minoritenp­latz sah: ein Modell aus dem Hause Sontowski. Es sollte nicht das einzige bleiben, das der Projektent­wickler entwarf. Seine Forderunge­n sind bekannt: Klaus-Jürgen Sontowski.

Newspapers in German

Newspapers from Germany