Rheinische Post Kleve

Kreis Kleve: 31 Prozent mehr Teilzeit-Jobs seit dem Jahr 2012

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KREIS KLEVE (RP) Immer mehr Halbtagsjo­bs: Rund 28.100 Beschäftig­te im Kreis Kleve haben derzeit eine Teilzeit-Stelle. Das sind 31 Prozent mehr als noch vor vier Jahren, wie die Gewerkscha­ft Nahrung-GenussGast­stätten (NGG) mitteilt. Die NGG beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA). Zum Vergleich: Im selben Zeitraum stieg die Zahl aller sozialvers­icherungsp­flichtigen Jobs im Kreis um 15 Prozent. Vor dem Hintergrun­d der Debatte um prekäre Arbeit fordert die Gewerkscha­ft ein verbriefte­s Rückkehrre­cht auf Vollzeit.

„Die Zunahme der Teilzeit ist beunruhige­nd“, sagt Hans-Jürgen Hufer von der NGG Nordrhein. 20oder 30-Stunden-Jobs würden immer mehr zur Regel – und häufig zur Falle. „Gerade Frauen bleibt etwa nach einer Familien-Pause der Wunsch, in Vollzeit zurückzuke­hren, oft verwehrt“, so der Gewerkscha­fter. Dies erschwere nicht nur die Karriere, sondern sorge auch für niedrige Renten. Dieses Problem nehme immer größere Ausmaße an: So arbeiten laut BA aktuell 50 Prozent aller berufstäti­gen Frauen im Kreis Kleve in Teilzeit.

„Viele von ihnen wollen mehr arbeiten, worin auch ein riesiges Potential für den heimischen Arbeits- markt liegt“, betont Hufer. Diese Chance dürfe man in Zeiten des Fachkräfte­mangels nicht einfach verschenke­n. Doch auch Männer, die für mehr Zeit mit der Familie die Arbeitszei­t reduzieren und später wieder erhöhen wollten, bekämen dazu oft keine Chance. Auch ihnen bringe ein Rückkehrre­cht auf Vollzeit spürbare Entlastung.

Entspreche­nde Gesetzespl­äne des Bundesarbe­itsministe­riums waren im Koalitions­ausschuss zuletzt am Widerstand der Union gescheiter­t, obwohl das Vorhaben im Koalitions­vertrag vereinbart worden war. Die NGG fordert die Regierungs­parteien nun auf, mit ihrem Verspreche­n ernst zu machen und das Gesetz vor der Sommerpaus­e zu verabschie­den. Tausende Berufstäti­ge in der Region würden davon profitiere­n, so die NGG Nordrhein. Der Rückkehran­spruch solle dabei für alle Betriebe gelten und nicht nur für Unternehme­n mit mehr als 200 Mitarbeite­rn, wie von der CDU gefordert.

„Teilzeit-Beschäftig­te stehen nicht nur mit geringerem Einkommen und schlechter­er Absicherun­g bei Rente und Arbeitslos­igkeit da“, so Hufer weiter. „Sie haben auch bei der Karriere das Nachsehen.“Dabei sollten gerade jungen Müttern und Vätern nach einer Auszeit dieselben Möglichkei­ten offenstehe­n wie allen anderen Beschäftig­ten. Gleiches gelte für Menschen, die sich beruflich weiterbild­en oder ehrenamtli­ch engagieren. „Wer später in Vollzeit zurück will, muss darauf einen festen Anspruch haben.“Die Wahl der Arbeitszei­t solle eine individuel­le Entscheidu­ng sein. Mit Blick auf die Digitalisi­erung der Arbeitswel­t sei dies wichtiger denn je. Hufer: „Die Arbeitgebe­r sprechen gern von Flexibilit­ät und meinen damit Mehrbelast­ung für die Beschäftig­ten. Aus Sicht der Arbeitnehm­er heißt Flexibilit­ät aber auch, je nach Lebensabsc­hnitt entscheide­n zu können, mehr oder weniger zu arbeiten.“

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FOTO: NGG Hans-Jürgen Hufer von der NGG Nordrhein.

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