Rheinische Post Kleve

„Der Blick auf das einzelne Kind“

- VON ANTJE THIMM

Beate van Asch geht nach 41 Jahren im Schuldiens­t in den Ruhestand. Ihr Rat an junge Eltern lautet: „Vertrauen sie ihrem Kind!“

KRANENBURG An den Tag des Abschieds kann sie nicht ohne Rührung denken. Sie sagt: „Es war einfach ein Baden in Herzlichke­it“. Die 185 Kinder der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule St. Christopho­rus in Kranenburg verabschie­deten sich von ihrer Schulleite­rin Beate van Asch, die nach 41 Dienstjahr­en als Lehrerin, davon mehr als 20 als Rektorin der Grundschul­e, in Pension ging. An diesem letzten Tag ging gleichzeit­ig eine Projektwoc­he zum Thema Zirkus zu Ende. Die Schüler nannten ihren Zirkus „vanTasTico“und ehrten ihre Rektorin nicht nur mit der Namensgebu­ng ihrer Vorstellun­g, sondern auch mit einem Fotobuch, das einen Querschnit­t ihrer Jahre an der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule zeigt und 25 kleinen symbolisch­en Geschenken, von denen jedes einzelne einen Bezug zu ihrem Leben, ihrer Arbeit hatte.

Beate van Asch wurde in Köln geboren und hat dort auch ihr Studium absolviert. Kunst und Mathematik waren ihre Fächer. Wie kam sie nach Kranenburg? „Mein Mann ist Niederländ­er und stammt aus Den Haag. Kranenburg lag genau auf der Hälfte, da haben wir uns hier niedergela­ssen“, erzählt sie. Durch die Nähe zum Niederländ­ischen hat sie später noch eine Sprachenau­sbildung gemacht und schon vor 12 Jahren begonnen, den bilinguale­n Unterricht intensiv zu fördern. „Hier in Kranenburg gibt es so viele Niederländ­er, viele Kinder sind zweisprach­ig, da bietet sich das an“, sagt Beate van Asch, die auch Englisch unterricht­et hat. Auf die Frage, was im Rückblick das Wichtigste ih- rer Arbeit als Lehrerin war, antwortet sie spontan: „Der Blick auf das

Beate van Asche einzelne Kind.“Besonderer Förderbeda­rf, unterschie­dliche Begabungen, Sprachenvi­elfalt, große Klassen, wenig Lehrer, viele Lehrer – all diese Herausford­erungen müsse ein Lehrer bewältigen immer mit der Frage im Kopf, was das einzelne Kind gerade braucht, um stark zu sein. „Es gibt immer Wellen, Lehrerschw­emme, Lehrermang­el, flexible Eingangsst­ufe, Inklusion – man muss als Pädagoge lernen, auf den Wellen zu tanzen und gelassen mit Veränderun­gen umzugehen“, formuliert sie ihre Erkenntnis aus vier Jahrzehnte­n Schuldiens­t. „Es ist ein toller Job, und wenn jemand etwas zurückbeko­mmen hat, dann bin ich das.“Noch ist das Leben als Rentne- rin ungewohnt. „Wenn ich an unserer Schule vorbeigehe, und es klingelt gerade, denke ich spontan, ich muss jetzt los in die Klasse“, erzählt sie. Aber sie genießt auch die Aussicht auf mehr Zeit für Lesen, Reisen, Fotografie­ren. „Reisen außerhalb der Ferienzeit ist einfach geni- al“, so Beate van Asch.

Ebenso freut sie sich darauf, mehr Zeit für ihr Enkelkind zu haben, das vor zwei Monaten geboren wurde. Ein bisschen Arbeit müsse aber auch noch sein, denn ihre Aufgabe im Kompetenzt­eam Kleve für Sprachenau­sbildung mache sie auf jeden Fall weiter.

Bei der Schulleite­rausbildun­g für den Regierungs­bezirk Düsseldorf und Münster ist sie ebenfalls weiterhin tätig. „Es macht unglaublic­h viel Spaß, motivierte junge Leute, die Probleme anpacken wollen, auszubilde­n“, sagt sie. Der Enthusiasm­us, den man brauche, lebe in Gruppen. Sie wisse das, denn sie habe selbst im „besten Kollegium der Welt“gearbeitet.

Welchen Ratschlag gibt sie jungen Eltern, die mit Leistungsd­ruck, verschiede­nen Schulforme­n und Lernschwie­rigkeiten aller Art konfrontie­rt werden? „Eltern sollten ihren Kindern Vertrauen schenken und ihnen das gute Gefühl geben, kompetent zu sein. Denn Lernen und Selbstwert­gefühl gehören zusammen und bedingen einander.“

„Mein Mann ist Niederländ­er und stammt

aus Den Haag“

Ehemalige Schulleite­rin

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