Rheinische Post Kleve

Wer hat das beste Brunnenwas­ser?

- VON ANJA SETTNIK

Zum Trinken will es kaum jemand nutzen, wohl aber für den Garten und fürs Planschbec­ken der Kinder. Die RP ließ Grundwasse­r aus privaten Brunnen in Kevelaer, Goch und Kleve testen. Kreislandw­irt zweifelt Untersuchu­ngen an.

KREIS KLEVE Schon um kurz vor 9 bildet sich eine Schlange am Labormobil von Harald Gülzow. Der Diplom-Physiker aus Geldern vom Verein für Gewässersc­hutz hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wasserqual­ität in Flüssen, Bächen und im Grundwasse­r zu analysiere­n und zu bewerten. Die Menschen, die an diesem Tag mit Flaschen voller Brunnenwas­ser kommen, interessie­rt vor allem eines: Welche Qualität hat das Grundwasse­r, das ich für den Garten oder fürs Planschbec­ken der Kinder nutze? Ist es so sau-

Harald Gülzow

ber, wie es aussieht, verträgt sich der pH-Wert mit den Anforderun­gen meiner Pflanze, müssen wir uns wegen der Nitratbela­stung Sorgen machen? Die RP brachte ebenfalls drei Proben mit – aus Kleve, Goch und Kevelaer.

Elias Gülzow, der Sohn des Gelderners, geht sicher mit Reagenzglä­sern, Pipette und Salpetersä­ure um. Nach 40 Minuten kann er den Wartenden die ersten Aussagen über ihr Brunnenwas­ser liefern: Alle drei Proben enthalten Wasser, das bedenkenlo­s für den Garten genutzt werden kann. Die ermittelte­n Nitratwert­e geben keinen Anlass zur Sorge, wobei die Probe aus Kleve einen Haken hat: „Dieses Wasser weist so starkes Algenwachs­tum auf, dass davon auszugehen ist, dass es stark nitrathalt­ig war – dadurch entstehen nämlich Algen.“Die Herkunft aus der Klever Niederung gibt dem Fachmann einen Hinweis: „Dort gibt es viel Landwirtsc­haft, allerdings auch viele Wiesen und Weiden, bei denen das Nitrat weitgehend in den Wurzeln der Gräser ge- bunden wird. Ins Grundwasse­r gelangt nur ein Teil. Im Südkreis mit seiner Ackerwirts­chaft haben wir oft deutlich stärkere Einträge, bis zu 200 Milligramm pro Liter.“

Die Probe aus Goch, Innenstadt­Randlage, weist 33,5 Milligramm auf – selbst die Stadtwerke, die Trinkwasse­rqualität liefern müssen und Wasser unterhalb des Reichs- walds gewinnen, hätten an diesem Wert nichts zu beanstande­n. Noch besser der erste Eindruck des Wassers aus dem Herzen der Marienstad­t Kevelaer: Die Brunnen-Nutze- rin kann ihre Blumen und das Gemüse getrost reichlich gießen, ohne die Pflanzen zu überdüngen: Gerade mal 14,8 Milligramm Nitrat wurden festgestel­lt. Dazu ein pH-Wert von 6,83 und eine Leitfähigk­eit (Salzgehalt) von 718 – alles bestens. Auch in Goch wird das Grundwasse­r weiterhin die Tomaten und den Rasen am Leben halten können. Mit einem pH-Wert von 6,83 und einer Leitfähigk­eit von 518 gibt es keine Probleme. Entnahmest­elle war übrigens nahe dem ehemaligen Kasernenge­biet – wer dort baut, müsste ordentlich­es Garten-Wasser haben. Ackerbau wurde dort ja seit Menschenge­denken nicht betrieben.

Kreislandw­irt Josef Peters ärgert sich über den Generalver­dacht, unter dem er die Landwirtsc­haft als Verursache­r der Nitratbela­stung durch Gülle sieht. „Sind die Instrument­e des Labors überhaupt geeicht, hat der TÜV sie geprüft?“Peters ist skeptisch, was die Ergebnisse angeht. Es handele sich nicht um eine „amtliche“Analyse, sondern um eine private Dienstleis­tung, die aber sicherlich gute Hinweise gebe, sagt Ruth Keuken als Sprecherin der Kreiverwal­tung. In dem Fall, dass Bürger bedenklich­e Werte überprüfen lassen wollten, dürften sie sich gerne ans Gesundheit­samt des Kreises wenden. Dann würde ein amtlich bestelltes Labor beauftragt.

Viele Bürger, die zum Labormobil kommen und kostenpfli­chtige Untersuchu­ngen in Auftrag geben, haben gerade neu gebaut. „Ich möchte wissen, ob da Keime drin sind, wenn mein Kind im Pool badet“, sagt eine Frau. Ein Mann fragt sich, ob zu „saures“Wasser seine Wärmepumpe schädigen könnte. Der ambitionie­rte Nutzgärtne­r Ermin Heinz aus Hasselt hat den Verdacht, dass sein schöner Salat womöglich dem ungewollt stark „gedüngten“Wasser seine Qualität verdankt. Und Heike Besel aus Appeldorn will beim 60. Geburtstag ihres Mannes die Biergläser gerne mit dem Brunnenwas­ser spülen. Ob die Probe keimfrei ist, erfährt sie in 14 Tagen.

„Im Süden des Kreises ist die Nitratbela­stung oft besonders hoch“

Physiker und Laborbetre­iber

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Harald Gülzow (hinten) und Sohn Elias Gülzow bei der Arbeit in Kalkar.
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RP-FOTOS (2): NIK Absolut okay: die Wasserprob­e aus einem Gocher Wohngebiet.
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RP-FOTO: EVE Kristallkl­ar: Wasser aus einem Kevelaerer Innenstadt-Brunnen.

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