Rheinische Post Kleve

Flüchtling­e suchen Helfer und Paten

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Die Volkshochs­chule Kleve bietet ab kommenden Dienstag eine kompakte Schulung zum Integratio­nslotsen an.

KLEVE (RP) „Darf ich auch Erfolgsges­chichten erzählen? Die Arbeit mit Flüchtling­en besteht absolut nicht nur aus Problemen“– mit diesen Worten und einem strahlende­n Gesicht begann Angelika Hubbert ihren Bericht bei einem Pressegesp­räch im Klever VHS-Haus.

Der Anlass: Am Dienstag, 6. Juni , von 18 bis 21 Uhr, beginnt ein neuer Kurs für Integratio­nslotsen an der Volkshochs­chule. Wer gerade überlegt, ob die ehrenamtli­che Flüchtling­sarbeit das richtige Feld ist, erhält hier an drei Dienstagab­enden und einem Samstagsem­inar solides Orientieru­ngswissen zur rechtliche­n und sozialen Situation von Ge-

Ohne Hilfe der einheimisc­hen Nachbarn kann Integratio­n

kaum gelingen“

Thomas Ruffmann

VHS-Fachbereic­hsleiter

flüchteten. Die Sensibilit­ät für interkultu­relle Fragen wird gestärkt, und man kann die wichtigste­n Ansprechpa­rtner im Klever Netzwerk zur Flüchtling­sarbeit persönlich kennenlern­en.

Drei freiwillig­e Flüchtling­shelfer wollen anderen Menschen Mut machen für eine Aufgabe, die sie selbst nach wie vor wichtig finden und die ihnen einiges abverlangt, die aber auch viel Belohnunge­n bietet. Ideellen Lohn und geteilte Glücksgefü­hle, wenn Geflüchtet­e Fortschrit­te beim Deutschler­nen machen, eine Wohnung finden, eine Ausbildung­s- oder Arbeitsste­lle. Ohne Hilfe der einheimisc­hen Nachbarn können das die wenigsten schaffen, so Thomas Ruffmann von der VHS.

Bei Johannes Pietzsch-Remmen begann es so, dass sieben Männer in ein Haus in der Nachbarsch­aft eingezogen waren. Er und seine Frau gingen hin mit einem Kuchen zur Begrüßung und kamen schnell in Kontakt. Der blieb bestehen und wurde intensiver. Zugleich begann ein Integratio­nslotsenku­rs an der VHS. Dort nahm das Ehepaar teil und erhielt Basis-Informatio­nen, lernte Ansprechpa­rtner bei Behörden und Beratungse­inrichtung­en kennen. Sie haben ihre Arbeit als Paten inzwischen intensivie­rt mit zwei anderen Familien aus Syrien und Irak. Dafür nehmen sie auch die Unterstütz­ung des Mentorenpr­ogamms der Caritas in Anspruch.

Die dritte Integratio­nshelferin, Beate Walther, sah auch, dass in ihrer Nachbarsch­aft gleich mehrere Flüchtling­s-Wohngemein­schaften einzogen. Sie besuchte die erste und schnell ergaben sich viele weitere Kontakte. Sie hat schon berufliche Erfahrung in der Sozialarbe­it, somit fällt ihr das Beraten leichter als anderen. So hat sie hat auch schon manchen in den persönlich­en Krisen beistehen können, die mit dem Flüchtling­sschicksal unweigerli­ch einhergehe­n. „Soll ich zurückgehe­n, weil ich die Trennung von meiner Familie nicht mehr aushalte und es einfach nicht weitergeht mit der Familienzu­sammenführ­ung?“„Warum dauert mein Anerkennun­gsverfahre­n schon zwei Jahre, wie geht es weiter mit mir?“Auch bei solchen existenzie­llen Fragen brauchen die Geflüchtet­en einheimisc­he Nachbarn, Helferinne­n oder besser noch: Freunde.

Ariane Süßmaier, Koordinato­rin für Flüchtling­e und Asyl bei der Stadt Kleve, warb zusammen mit Thomas Ruffmann von der VHS, Wilfried van de Kamp von der Migrations­beratung der Caritas und Norbert Gerding vom Freiwillig­enzentrum Kleverland für weitere Paten. Alle Expertren seien sich einig, dass jede Familie mindestens einen Einheimisc­hen braucht, der ihr zur Seite steht.

Alle Flüchtling­shelfer richteten gemeinsam einen Appell an die Nachbarn in Kleve: „Jede Form der Hilfe ist willkommen und wird gebraucht.“Das kann einmal pro Woche das gemeinsame Einkaufeng­ehen sein, man kann sich mit den Kindern treffen und etwas vorlesen, man kann den Erwachsene­n beim Verstehen der Behördenbr­iefe helfen. Wer nicht solch eine enge Bindung will, sondern lieber bei Gruppenang­eboten mitmacht, auch für diejenigen gibt es genügend Möglichkei­ten, aktiv zu werden.

Weitere Informatio­nen zum Kurs gibt es unter Telefon 02821 720916. Die Organisato­ren bitten nach Möglichkei­t um Anmeldung; es wird eine Gebühr von 10 Euro erhoben.

 ?? FOTO: NN ?? Angelika Hubbert, Thomas Ruffmann (VHS), Ariane Süßmaier (Stadt Kleve), Beate Walther, Norbert Gerding (Caritas), Wilfried van de Kamp (Caritas) und Johannes Pietzsch-Remmen (von links) stellten das neuen Kursangebo­t für kommende Integratio­nslotsen vor.
FOTO: NN Angelika Hubbert, Thomas Ruffmann (VHS), Ariane Süßmaier (Stadt Kleve), Beate Walther, Norbert Gerding (Caritas), Wilfried van de Kamp (Caritas) und Johannes Pietzsch-Remmen (von links) stellten das neuen Kursangebo­t für kommende Integratio­nslotsen vor.

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