Politik muss mehr tun für Inklusion
Die Mutter eines der gefilmten Kinder sagte es sehr deutlich: „Ich bin froh, ,nur’ Mutter zu sein und ohne Bedenken schimpfen und mich beschweren zu können.“Das ist zum Beispiel für die Schulaufsicht ganz anders, denn Schulräte sind Landesbeamte. Auch für Schulleiter ist es schon schwierig, klare Kante zu reden, weil sie ihrem Dienstherrn gegenüber loyal sein müssen. Den gegenwärtigen Stand der Inklusion als mangelhaft zu bewerten setzt inzwischen allerdings keinerlei Mut mehr voraus – über die erheblichen Mängel des Systems herrscht Einigkeit. Und zwar über Parteigrenzen hinweg. Das (bisher) grüne Schulministerium wäscht seine Hände jedoch in Unschuld – es könne ja nichts dazu, wenn die künftigen Förderlehrer erst noch ausgebildet werden müssen. Was den derzeit betroffenen Kindern, Eltern und Lehrern allerdings nichts nutzt. Auch sie haben einen Anspruch auf bestmöglichen Unterricht an Förderoder Regelschulen. Für die neue Regierungskoalition in Düsseldorf, die ja schon emsig Pflöcke einschlägt, wird die Bildungspolitik mitsamt ihrer Fallstricke, zu denen G 8 / G 9, Unterrichtsausfall und Inklusion gehören, eine von vielen Bewährungsproben darstellen. Mit der Schulpolitik lassen sich leichter Feinde als Blumentöpfe gewinnen. Größtmöglicher Einsatz für die Entwicklung der Bürger von morgen ist aber unumgänglich.
ANJA.SETTNIK@RHEINISCHE-POST.DE