Die Bundesliga schaut nur zu
Vier europäische Topklubs kämpfenin Köln im Final 4 der Champions League um die wertvollste Vereinstrophäe im Handball. Seit 2010 findet die Endrunde in Köln statt. Erstmals qualifizierte sich keine deutsche Mannschaft.
KÖLN Uwe Schwenker gab sich gelassen. „Jetzt sind halt mal andere dran. Das belebt das Geschäft“, sagte der Präsident der Handball-Bundesliga. Wenn ab heute vier Teams um die Siegestrophäe der Champions League kämpfen, ist erstmals, seitdem das Final 4 in Köln stattfindet (2010), kein deutscher Klub dabei. Vier der ersten fünf Auflagen gewannen THW Kiel (2), HSV Hamburg und SG Flensburg-Handewitt. Diesmal scheiterte der alte und neue Deutsche Meister Rhein-Neckar im Achtelfinale an Kiel. Der Rekordmeister schied dann gegen Barcelona im Viertelfinale aus wie auch Flensburg-Handewitt, das in beiden Spielen gegen Mazedoniens Meister Vardar Skopje chancenlos war.
Nur eine Momentaufnahme? Oder doch ein Trend? Läuft die Bundesliga Gefahr, von erheblich finanzstärkeren Klubs abgehängt zu werden? Die sich gerne als stärkste Liga der Welt feiernde Spielklasse bekommt zu spüren, dass die von Mäzenen oder von einer großen Fußballabteilung (Barcelona) gepushten Rivalen sich anschicken, ihren Topmannschaften den Rang abzulaufen.
Im Handball-Europa ist es leichter, mit Geld ganz nach oben zu kommen, als etwa im Fußball. Das erkennen immer mehr Investoren, wobei die Beispiele von Atletico Madrid und AG Kopenhagen das Risiko zeigen. Als die Geldquellen versiegten, war das Ende der Final 4-Teilnehmer besiegelt. Die Einnahmen aus der Champions League sind überschaubar. 665.000 Euro kann der Sieger, der dann 20 Spiele (1200 Minuten) bestritten hat, maximal kassieren. Allein 500.000 gibt es für den Erfolg im Finale. Die weiteren Prämien: 250.000/Zweiter, 150.000/ Dritter, 100.000/Vierter. Zum Vergleich: In der Königsklasse des Fußballs kassiert der Gewinner eines Gruppenspiels (90 Minuten) mal eben 1,5 Millionen Euro. Davon können die Handballer noch nicht einmal träumen, diese Summen sind und bleiben utopisch.
In der Breite ist die Qualität der Bundesliga, deren Vereine ihre Einnahmen vor allem aus dem Ligabetrieb erwirtschaften, unerreicht – und dies wird auch so bleiben. Dass ein Abstiegskandidat wie kürzlich Lemgo einen Spitzenklub wie Kiel besiegt, ist in Frankreich, Spanien, Ungarn oder Mazedonien nahezu undenkbar. Ausverkaufte Hallen, tolle Stimmung, noch immer auch gut dotierte Verträge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich im Ausland bei weitaus weniger Aufwand, da die körperlichen und mentalen Belastungen in der Liga viel geringer sind, mindestens genauso viel verdienen lässt.
Vor wenigen Jahren noch befürchteten Experten, dass in Köln nur Bundesligisten um den europäischen Thron wetteifern würden. Nun drücken viele ihre Zuversicht aus, dass demnächst gewiss auch deutsche Klubs wieder dabei beim Turnier sein werden, das noch bis mindestens 2020 in Köln stattfindet.
Diesmal sind nur drei Deutsche auf dem Spielfeld in Aktion: Linksaußen Uwe Gensheimer, der nach dem Wechsel von den Rhein-Neckar Löwen zu Paris St. Germain bereits nationaler Pokalsieger und Meister geworden ist und erstmals auch die Champions League gewinnen will, dazu die Schiedsrichter Lars Geipel und Marcus Helbig, die als Nutznießer des schwachen Abschneidens der Bundesligisten morgen das Endspiel leiten dürfen.
Einen Favoriten gibt es nicht. Vielleicht Paris, das mit sieben Weltmeistern und vier Welthandballern nach Köln kommt. Barcelona stellt die Mannschaft mit der größten Erfahrung. Ungarns Titelträger Veszprem ist zum vierten Mal in Folge dabei und will das Debakel des Vorjahres vergessen machen, als man gegen Kielce mit neun Toren führte, in den noch zu spielenden 14 Minuten den Ausgleich kassierte und im Siebenmeterwerfen verlor. Debütant Skopje, seit Sommer 2013 vom russischen Klubchef Sergej Samsonenko finanziell gefördert und mit Topleuten verstärkt, kommt auch nicht nach Köln, um nur zu lernen.