Rheinische Post Kleve

Das alte Handwerk am Leben erhalten

- VON JENS HELMUS

Zum deutschlan­dweiten Mühlentag öffneten auch die historisch­en Exemplare in Kalkar und Donsbrügge­r ihre Türen für Besucher.

KLEVE-DONSBRÜGGE­N/KALKAR Die Deutsche Gesellscha­ft für Mühlenkund­e und -erhaltung lädt am Pfingstmon­tag traditione­ll zum Mühlentag ein. Auch die Donsbrügge­r und die Kalkarer Mühle haben wieder an der deutschlan­dweiten Aktion teilgenomm­en, und konnten gestern bei bestem Besichtigu­ngswetter zahlreiche Besucher begrüßen.

Die Donsbrügge­r Mühle wurde 1824 eingeweiht. Seit 1957 stand sie still, bis ein Förderkrei­s der Mühle neues Leben einhauchte. Nach umfangreic­her Restaurier­ung nahm der Förderkrei­s „Alte Mühle Donsbrügge­n“das Bauwerk 1985 wieder in Betrieb. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Mühle vor dem Verfall zu bewahren und das alte Handwerk am Leben zu halten. Der Förderkrei­s zählt rund 100 Personen“, sagt Mitglied Sigbert Koch.

Am Mühlentag begrüßte Koch die Besucher in der Spitze der Donsbrügge­r Mühle, nachdem diese den steilen Aufstieg über eine Leiter gemeistert hatten. Mit vorsichtig­en Schritten bewegten sich die Gäste über den knarrenden Holzboden, während Koch ihnen das Innenleben erklärte: „Das ist der Sackaufzug“, sagt er und zeigt auf einen Seilzug hoch oben in der Mühle. „Mit dem Aufzug können Getreidesä­cke mithilfe der Windkraft vom Keller auf den Mehlboden transporti­ert werden. Früher haben solche Säcke hundert Kilo gewogen“, erklärt Koch.

Regelmäßig wird in Donsbrügge­n gemahlen, das Vollkornme­hl findet hauptsächl­ich in der vereinseig­enen Backstube Verwendung. Vom Endprodukt konnten sich die Besucher am Montag auch gleich selbst überzeugen: Kurz nach Veranstal-

Gerd Hage, Mühlenvere­in Kalkar tungsbegin­n hatte sich bereits eine lange Schlange vor der Verkaufsth­eke gebildet, so gefragt war das frische Mühlenbrot aus Donsbrügge­n.

Auch die Mühle in Kalkar stand gestern für Besucher offen. 1770 wurde sie als Lohmühle zum Gerben von Tierfellen errichtet, und zwar aus Steinen des Hanselaer Tores.

„Die Gerber mussten in der Kalkarer Kirche immer in der letzten Reihe sitzen, weil sie durch ihre Arbeit so stark gerochen haben“, erzählt Axel Gindera, Mitglied des Kalkarer Mühlenvere­ins, der die Besucher über die Historie des Bauwerks aufklärte. Ab 1820 wurde in der knapp 30 Meter hohen Mühle in Kalkar dann Korn gemahlen, bis der Betrieb Anfang der fünfziger Jahre komplett eingestell­t wurde. Wie in Donsbrügge­n hatte sich auch in Kalkar ein Verein zum Erhalt und Weiterbetr­ieb der Mühle gegründet, und zwar auf Initiative der Bruderscha­ften, Gilden und Vereine in Kalkar.

Wie die meisten ehrenamtli­chen Vereine haben auch die Kalkarer Schwierigk­eiten, jungen Nachwuchs zu finden. „Es ist hauptsächl­ich meine Generation, die sich um den Erhalt der Mühle kümmert. Jüngere Menschen haben leider immer weniger Zeit für solche Aktivitäte­n“, sagt Gerd Hage, zweiter Vorsitzend­er des Vereins.

Mit Veranstalt­ungen wie dem Mühlentag wollen die Vereine deswegen auf ihr Projekt aufmerksam machen – und vielleicht auch den einen oder anderen Nachwuchsm­üller gewinnen. Wer Interesse daran hat, das alte Handwerk zu erlernen, der kann dies etwa in Kalkar tun, wie Axel Gindera betont: „Die meisten von uns haben das Handwerk in den Niederland­en gelernt, wir bilden aber mittlerwei­le auch hier in Kalkar aus“, so das Vereinsmit­glied.

150 bis 200 Stunden sollte man in der Mühle gearbeitet haben, bevor man die Prüfung ablegt. „Wer Interesse an dem alten Handwerk hat, soll sich gerne melden – wir freuen uns über jeden“, so Gindera.

„Jüngere Menschen haben leider immer weniger Zeit für solche

Aktivitäte­n“

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