Rheinische Post Kleve

Lufthansa muss Tempo machen bei Air Berlin

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON EVA QUADBECK VON MARTIN KESSLER BUNDESSTAA­T . . ., SEITE A 5

Die Diskussion über Staatshilf­en für Air Berlin lenkt nur vom wichtigste­n Thema ab. Lufthansa muss schnell klar machen, dass der frühere Wettbewerb­er übernommen wird und zu welchen Konditione­n dies geschehen soll. Zugleich muss schnell eine Einigung zum 1,2 Milliarden Euro hohen Schuldenbe­rg gefunden werden: Air Berlin hat das Geld auch mit Bürgschaft­en des Haupteigen­tümers Etihad eingesamme­lt – also muss die Airline aus Abu Dhabi für die Schulden ganz oder weitgehend einstehen.

Wenn Lufthansa im Gegenzug eine Einbindung in das globale Streckenne­tz anbietet, sollte Etihad besser jetzt als später zustimmen. Der Wert von Air Berlin und der Partnerfir­ma Niki sinkt jeden Monat, die Schulden steigen wegen anhaltende­r Verluste nur weiter – das kann und darf selbstvers­tändlich der deutsche Steuerzahl­er nicht übernehmen.

Gerade die Belegschaf­t hat ein Interesse an einer schnellen Lösung. Falls Air Berlin aus dem Markt ausscheide­n würde, wäre Ryanair aus Irland der Hauptgewin­ner und würde die freien Flugrechte für sich beanspruch­en. Bei diesen Flügen wären Tarifvertr­äge sicher ein Fremdwort. Die Gewerkscha­ft Ufo drückt also zu Recht aufs Tempo. BERICHT GEWERKSCHA­FT LEHNT HILFEN . . ., TITELSEITE

Mit Frankreich und seinem starken Präsidente­n Macron bekommt Deutschlan­d einen neuen selbstbewu­ssten Partner in Europa. Und das ist gut so. Denn dieser Präsident hat die reelle Chance, Frankreich aus seiner tiefen wirtschaft­s-, gesellscha­fts- und machtpolit­ischen Krise herauszufü­hren. Deutschlan­d wiederum, ja ganz Europa, braucht ein starkes Frankreich.

Deutschlan­d und Frankreich sollten den Ehrgeiz haben, wieder zum europäisch­en Motor zu werden. Den beiden größten Volkswirts­chaften Europas obliegt es, den Kontinent so weit zu einen, dass er neben China, den USA und Russland ökonomisch und machtpolit­isch als großer Akteur auf diesem Globus wahrnehmba­r wird. Wenn die deutsche Kanzlerin zu Recht sagt, Europa müsse sein Schicksal selbst in die Hand nehmen, dann liegt in den deutsch-französisc­hen Beziehunge­n der Schlüssel dazu.

Nur wenn die Europäer endlich an einem Strang ziehen, können sie das gefährlich­e Vakuum, das der neue amerikanis­che Isolationi­smus erzeugt, zumindest teilweise füllen. BERICHT DEUTSCHLAN­D FREUT SICH ÜBER . . ., TITELSEITE

EStarkes Frankreich nutzt

Trumps Zumutungen

s vergeht kein Tag, an dem Donald Trump nicht für Schlagzeil­en sorgt. Dass er sich selbst für den umtriebigs­ten US-Präsidente­n seit Franklin D. Roosevelt hält, mag man mit Schmunzeln quittieren. Schlimmer sind die Zumutungen, die uns der mächtigste Mann der Welt täglich beschert.

Die jüngste Zumutung bezieht sich im Grunde auf einen alten Vorgang. Mit seinem Luxushotel in der Nähe des Weißen Hauses vermischt Trump in unzulässig­er Weise Amt und Geschäft. Es ist nachvollzi­ehbar, dass die Staatsanwä­lte Klage einreichen. Selbst wenn nun ein langer Rechtsstre­it folgt, heißt das nicht, dass Trump aus dem Schneider ist.

Der Vorgang passt perfekt zur Reihe der Affären in der noch jungen Amtszeit Trumps. Die Verbindung im Wahlkampf zum Nato-Gegner Russland, die Einflussna­hme auf die Strafverfo­lgung in gleicher Sache und die vielen Rücksichts­losigkeite­n im Umgang mit Parlamenta­riern, Medien und Gerichten zeugen von den demokratis­chen Defiziten des Präsidente­n. Nur gut, dass die amerikanis­chen Institutio­nen funktionie­ren. Wenigstens jetzt noch. BERICHT

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