Rheinische Post Kleve

Haftstrafe­n wegen Beihilfe verhängt

- VON JENS HELMUS

Cannabis-Plantage in Goch: 35-jähriger Kranenburg­er für sechs Jahre in Haft.

GOCH/KLEVE Ein 35-jähriger Mann aus Kranenburg und ein 54-jähriger Mann aus Polen sind gestern am Klever Landgerich­t wegen Beihilfe zum Handeltrei­ben mit Betäubungs­mitteln jeweils zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Im Februar hatte ein Sondereins­atzkommand­o der Polizei eine Gewerbehal­le des 35-Jährigen an der Kettelerst­raße in Goch gestürmt und dort eine Marihuanap­lantage entdeckt. Der 54jährige Mitangekla­gte soll in der Halle gelebt und die Plantage bewacht haben, so das Urteil.

Der 35-Jährige, der von der 2. großen Strafkamme­r zu sechs Jahren Haft verurteilt worden ist, hatte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Gegen Ende der Beweisaufn­ahme erklärte er dann, er habe die Räumlichke­iten an einen nicht näher bekannten Mann vermietet – im Wissen, dass dort eine Marihuanap­lantage betrieben werden soll. Mit Aufzucht, Handel und Vertrieb habe er jedoch nichts zu tun gehabt, lediglich 900 Euro bar monatlich für die Vermietung des Hallenbere­ichs erhalten.

Der 54-jährige Angeklagte aus Polen wurde zu einer Freiheitss­trafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Er hatte zuvor erklärt, dass er zwar im Gegenzug für Hilfsarbei­ten in der Halle des Mitangekla­gten leben durfte, jedoch nicht über den Betrieb einer Marihuanap­lantage informiert gewesen sei. Die Kammer um den Vorsitzend­en Richter Gerhard van Gemmeren glaubte dem 54-jährigen jedoch nicht: Eine nicht eingeweiht­e Person würde bei einer zufälligen Entdeckung der Anlage ein zu hohes Sicherheit­srisiko für einen Betreiber darstellen. „Aufgabe des Angeklagte­n war es, die Anlage abzusicher­n und gegebenenf­alls Alarm zu schlagen“, so van Gemmeren.

Dem SEK-Einsatz Anfang Februar war ein anonymer Hinweis vorausgega­ngen. Beim Eindringen in die Halle mussten die Beamten zunächst einen aggressive­n Hund erschießen. Anschließe­nd entdeckten sie in mehreren Räumen die Plantagean­lage, die ein erfahrener Kripobeamt­er im Zeugenstan­d als „hochprofes­sionell“bezeichnet­e. 1 760 Pflanzen blühten unter 1 000 Watt starken Speziallam­pen, ein mit Zeit- schaltuhr gesteuerte­s System sorgte für die Bewässerun­g der Pflanzen. Um den hohen Energie- und Wasserverb­rauch der schätzungs­weise knapp 100 000 Euro teuren Anlage zu verschleie­rn, hatten die Betreiber zudem die Zähler überbrückt.

Wer hinter der Installati­on und dem Betrieb der Anlage steckt, konnte die Kammer gestern nicht feststelle­n, ebenso wie die Anzahl der Ernten. Zwar erklärte der 35jährige Angeklagte, ein Mann namens Philipp mit polnischem Kennzeiche­n und Berliner Nummernsch­ild habe ihn kontaktier­t. Identifizi­eren konnte der Kranenburg­er seinen ehemaligen Mieter jedoch nicht.

Die Strafkamme­r geht davon aus, dass die beiden Angeklagte­n nur eine „untergeord­nete Rolle“in dem Betrieb spielten.

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ARCHIVFOTO: SCHULMANN 1700 Cannabispf­lanzen stellte die Polizei bei dem Fund im Februar dieses Jahres fest.

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