Kreissynode interessiert am Dialog
KREIS KLEVE (RP) Viele Muslime wie Gülseren Yazaydin leiden darunter, dass sie in den Medien häufig nur als Terroristen oder religiöse Fanati- ker thematisiert werden. „Das bin nicht ich“, denkt sie dann, wenn Anschläge von Tätern mit dem Islam gerechtfertigt werden. Die 25-Jährige ist in Geldern geboren und berichtete in Issum während der 216. Synode des Evangelischen Kirchenkreises Kleve über ihre Erfahrungen als Muslima. Das Hauptthema der Sommersynode, der „Dialog mit Menschen muslimischen Glaubens“wird derzeit auf landeskirchlicher Ebene parallel diskutiert und ein Thema der Landessynode im Januar 2018 sein.
„Wer von ihnen hat regelmäßig Umgang mit Muslimen?“, fragte Yazaydin die Synodalen. Religiöser Dialog sei am besten möglich mit Menschen, die selber gläubig seien. Yazaydin entschied sich als Schülerin für den evangelischen Religionsunterricht, „ich fand den Lehrer damals cool“. Die Heranwachsende suchte nach Gemeinsamkeiten, „ich wollte nicht anders sein“. Trotzdem bleiben sichtbare Unterschiede: Sie trägt Kopftuch, trinkt keinen Alkohol, isst kein Schweinefleisch.
Dass der Islam in Deutschland zur Selbstverständlichkeit wird, dafür setzt sich Nigar Yardim ein. Die Erziehungswissenschaftlerin enga- giert sich im Beirat für islamischen Religionsunterricht in NordrheinWestfalen. Yardim sieht Unterschiede in den Generationen: Ihre Eltern gehörten zu den ersten Gastarbeitern in Deutschland. Sowohl sie wie auch die Gesellschaft gingen damals davon aus, dass sie nur eine begrenzte Zeit bleiben würden. Von beiden Seiten wurden darum keine großen Integrationsbemühungen angestellt – mit Folgen bis heute. „Junge Flüchtlinge hingegen, mit denen ich heute arbeitete, haben sich bewusst für Deutschland entschieden und wollen sich integrieren“, ist ihre Erfahrung.
„Wir müssen über unser Christsein in einem religiös pluralen Umfeld neu nachdenken“, forderte die Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Ilka Werner, in ihrem Vortrag. Eine spannende Frage für den Dialog und das Verhältnis zu den Muslimen sei die Trinität von Gott als Vater, Sohn und Heiligem Geist. Im christlichen Verständnis ist Jesus der fleischgewordene Sohn Gottes auf Erden. Muslime glauben jedoch, dass der Retter, der Prophet, noch kommt.
Nach den Vorträgen beschäftigten sich die 74 Synodalen in Arbeitsgruppen weiter mit dem Thema. Eine Synodenvorlage wurde diskutiert und nun zur weiteren Bearbeitung an den Kreissynodalvorstand gegeben. Die Synode wählte Birgit Schultz (Kerken) zur Vorsitzenden des Fachausschusses für Öffentlichkeitsarbeit. Als Stellvertretung bestimmte die Synode Dr. Wolfgang Ebert (Sonsbeck). Die nächste Kreissynode findet am 13. und 14. November im Gocher Kastell statt.