„Sir Erich“wird 80
Erich Ribbeck führte Deutschland als Bundestrainer in den Confed-Cup 1999.
DÜSSELDORF Ohne Erich Ribbeck hätte es das Sommermärchen nie gegeben. Daran hat der ehemalige Fußball-Bundestrainer zu Beginn des Jahres noch mal erinnert. Der wesentliche Grund für die Vergabe der Endrunde 2006 war weder, dass die ganze Welt Franz Beckenbauers Charme erlag, noch dass er, wie neuerdings vermutet wird, in Beziehung zu dunklen Mächten stand. Nein. Deutschland bekam das Sommermärchen, weil die DFB-Auswahl 1999 zum Confed-Cup nach Mexiko reiste. „Wenn wir nicht angetreten wären, wäre Deutschland niemals in den Topf mit den Bewerbern gekommen“, sagt Ribbeck. Heute wird der Mann, den sie wegen seiner guten Manieren „Sir Erich“nennen, 80 Jahre alt.
Die Geschichte um seine Opferbereitschaft erzählt er immer noch. „Wenn es nur um den sportlichen Wert gegangen wäre, hätten wir am Turnier gar nicht teilnehmen dürfen“, erklärt der gebürtige Wuppertaler. Seine Nationalmannschaft war 1999 zwar amtierender Europameister, aber bereits führend in jener Sportart, für die der Begriff Rumpelfußball ersonnen wurde. Ribbeck gilt als Erfinder dieser Sportart, die seine Elf selbst in Bestbesetzung betrieb. Zum ConfedCup begab sich die B-Besetzung der Elf, die im Jahr darauf bei der EM in Belgien und den Niederlanden kläg- lich in der Vorrunde scheiterte. In Mexiko gab es eine 0:4-Packung gegen Brasilien, ein 0:2 gegen die USA, damals ein Exot im Weltfußball, und ein 2:0 gegen Neuseeland. „Wir waren die Deppen der Nation“, sagt Ribbeck.
„Sir Erich“betreute die wahrscheinlich schlechteste Nationalmannschaft der großen DFB-Geschichte. Das Scheitern bei der EM 2000 war zugleich der Startschuss für ein umfangreiches Renovierungsprogramm im Verband, das zur Gründung der Nachwuchsleistungszentren und letzten Endes wohl zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 führte. Man muss Ribbeck einfach dankbar sein – auch dafür, dass er 2000 edelmütig auf alle Vertragsgespräche beim DFB verzichtete.
Deutlich erfolgreicher als auf der Bank der Nationalelf war er als Vereinstrainer. Der große Hennes Weisweiler holte ihn als Assistent zu Borussia Mönchengladbach, Cheftrainer war Ribbeck bei Rot-Weiss Essen, Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund und Bayern München. Den größten Erfolg feierte er mit Bayer Leverkusen. 1988 wurde er mit der Werkself Uefapokal-Sieger. Den tollsten taktischen Einfall hatte er aber bei den Bayern. Da wies er Olaf Thon beim Gastspiel in Leverkusen die Rolle des linken Verteidigers zu. Es war vermutlich eine Geste der Dankbarkeit für schöne Jahre bei Bayer. Leverkusen gewann 2:1.