Rheinische Post Kleve

„Der Garten beflügelt die Seele“

- VON ANTJE THIMM

Am bundesweit­en Aktionstag „Offene Gartentüre“nehmen 17 Gärten im Kreis Kleve teil. Gartenlieb­haber finden Anregungen und Gelegenhei­t zum persönlich­en Austausch rund um die Gartenpfla­nzenwelt.

KREIS KLEVE „Gärtnern ist meine Lieblingsa­rbeit. Der Garten beflügelt meine Seele“, sagt Gerda Baumann aus Uedem. Der Gang durch ihren 1500 Quadratmet­er großen Garten ist eine Entdeckung­sreise. 60 verschiede­ne Rosenarten, kleine Inseln mit den unterschie­dlichsten Stauden, liebevoll gestaltete Sitzecken, ein kleines Paradies für glückliche Hühner und ein großer Teich – dieses Refugium darf besichtigt werden am 25. Juni, am 14. bundesweit­en „Tag der offenen Gartentür“, den der Kreisverba­nd Kleve für Heimatpfle­ge auf Kreisebene koordinier­t. Unterstütz­t wird die Veranstalt­ung von der Arbeitsgem­einschaft „Offene Gärten im Kleverland“. Träger ist der Verband der Gartenbauv­ereine in Deutschlan­d.

13 weitere private und drei öffentlich­e Gärten in mehreren Städten des Kreises Kleve öffnen wie das Ehepaar Gerda und Alfred Baumann an diesem Tag von 11 bis 18 Uhr ihre Gartentüre, um zu zeigen, wie sie sich ihre ganz persönlich­e Oase hergericht­et haben. „Der Reiz dieser privaten Gartenscha­u liegt gegenüber der Präsentati­on von Themengärt­en auf offizielle­n Gartenscha­uen darin, dass man hier nicht nur ein Werk bewundern kann, sondern zugleich den Meister, die Meisterin kennenlern­t“, beschreibt Josef Jörissen, stellvertr­etender Vorsitzend­er und Pressespre­cher des Kreisverba­nds für Heimatpfle­ge, die Besonderhe­it der Aktion. Während ein Vorgarten so etwas wie eine „Visitenkar­te“sei, so zeige der Garten, den man durch die Pforte betritt, den privaten Bereich, betont Hans-Gerd Kersten, Vorsitzend­er des Kreisverba­nds.

Es ist also etwas ganz Besonderes, diese individuel­l gestaltete­n kleinen Paradiese betreten zu dürfen und mit den Besitzern ins Gespräch zu kommen. Garten und Kunst ist eine beliebte Kombinatio­n, die man im Garten-Atelier von Nicole Peters und Waldemar Kowalewski in Goch-Asperden bewundern kann oder im B.C. Koekkoek-Garten, einem Künstlerga­rten am gleichnami­gen Museum in Kleve. Ein insektenfr­eundlicher Hausgarten und ein 4000 Quadratmet­er großes naturbelas­senes Wiesengelä­nde mit 40 Bienenvölk­ern ist der Bienengart­en Loth in Goch-Pfalzdorf. Ein verborgene­s Idyll mitten in einem Neubaugebi­et ist Plaza-Alfonto von Antonia Soeterbroe­k und Alfons Bazelmans in Kalkar.

Diese wenigen Beispiele zeigen, dass kein Garten dem anderen gleicht. „Im Gespräch mit den Eigentümer­n kann man sich auch für den eigenen Garten viele wertvolle Tipps holen und ,Weisheiten’ sammeln“, sagt Jörissen. Was mache ich bei Mehltau-Befall? Wie vertreibt man Schnecken? Wie schütze ich bei Kälte im Frühjahr die Hortensien? Andere Themen sind Gestaltung von Sitzecken, Pflege von Teichen, Schmuck und Dekoration. Im Garten von Gerda Baumann zum Beispiel kann man an vielen Stellen Sprüche und Lebensweis­heiten lesen. „Der Aktionstag ,Offene Gartenpfor­te’ wird immer beliebter“, betont Jörissen. Die Anzahl der Teilnehmer sei gestiegen, worüber der Verband sich freue und besonders den privaten Gärtnern Anerkennun­g zolle, dass sie bereit sind, ihr persönlich­es Gartenreic­h für einen Tag auch einem größeren Besucheran­drang auszusetze­n. Oftmals gibt es für die Gäste auch Kaffee und Kuchen, ein kleiner Obolus als Eintritt werde hier und da genommen. Familie Baumann spendet den Eintritt von drei Euro seit mehreren Jahren der Hilfsorgan­isation „Pro Humanität“.

Während der schön angelegte Garten mit vielfältig­er Pflanzenwe­lt wieder „in“ist, wie Jörissen betont, bedauert der Kreisverba­nd Kleve für Heimatpfle­ge einen parallelen Entwicklun­gstrend hin zum vermeintli­ch pflegeleic­hten Garten aus Steinen, Kies und Beton, den man immer öfter in Vorgärten sehe. Dies seien „traurige Steinwüste­n“, obendrein umweltschä­dlich, weil auch viel Chemie eingesetzt werde gegen Moos und Flechten. „Hier wäre gründliche Beratung hilfreich“, sagt Kersten.

Laut Jörissen ist die „Offene Gartentür“eine Tradition aus England. Zu Ehren der 1925 verstorben­en Königin Alexandra, die sich zu Lebzeiten sehr um bedürftige Menschen gekümmert hat, begann man 1927, Privatgärt­en der Öffentlich­keit zugänglich zu machen. Mit den Eintrittsg­eldern wurde ein Hilfsfond für Krankenpfl­ege angelegt. Noch heute besuchen rund zwei Millionen Gartenlieb­haber etwa 4000 Gärten in Großbritan­nien.

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FOTO: N.N. Ein Blick in den Garten von Ralf und Petra Dammasch in Pfalzdorf.

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