Rheinische Post Kleve

Brandgefah­r: Alarmstufe Rot

- VON LUDWIG KRAUSE

Durch das deutlich zu trockene Frühjahr ist die Gefahr für Wald- und Wiesenbrän­de in der Region gestiegen, im Kreis Kleve gilt ab heute die zweithöchs­te Warnstufe. Die Feuerwehr ermahnt Bürger, wachsam zu sein.

KLEVE Derzeit beobachten Reiner Gilles und seine Kollegen die Neuigkeite­n vom Deutschen Wetterdien­st (DWD) noch ein bisschen aufmerksam­er als sonst. In verschiede­nen Farben leuchten die Karten, die jeden Tag aufs Neue im Internet veröffentl­ich werden. „Waldbrand-Gefahrenin­dex“steht über den einen, „Grasland-Feuerindex“über den anderen. „Wir halten uns an die Informatio­nen, um die Situation richtig einschätze­n zu können“, sagt der Kreisbrand­meister. Und die Farben

Reiner Gilles haben sich in den vergangene­n Tagen geändert. Bei der Waldbrandg­efahr ist sie für den Kreis Kleve heute von orange auf rot umgesprung­en – die zweithöchs­te Warnstufe überhaupt. Beim Grasland ist die Situation schon etwas länger angespannt. „Wir stehen in diesen Tagen Gewehr bei Fuß“, sagt Gilles.

Das liegt auch am ungewöhnli­chen Frühling. Laut Deutschem Wetterdien­st war der in diesem Jahr erheblich zu warm. In NordrheinW­estfalen lag die Temperatur im Frühjahr durchschni­ttlich bei 10,2 Grad (Langzeitwe­rt 8,3 Grad), die Niederschl­agsmenge mit etwa 135 Litern pro Quadratmet­er ein Drittel geringer als üblich (205 Liter). Die Höchsttemp­eratur im Mai knackte Düsseldorf mit 33,8 Grad. Damit überbot der Wert den alten Maire- kord von 31,7 Grad – und der stammte schon aus dem Jahr 1998. „Das sorgt dafür, dass die Böden einfach zu trocken sind“, sagt DWD-Sprecher Gerhard Lux. Und es begünstigt die Gefahr, dass Teile von Wald und Wiesen Feuer fangen. „Bei uns werden solche Feuer eher seltener durch Blitzeinsc­hläge ausgelöst. Viel häufiger kommt es vor, dass eine Zigaretten­kippe weggeworfe­n oder Gras durch eine Glasscheib­e entzündet wird“, sagt Lux.

Man sei sich der Lage bewusst und wachsam, sagt Kreisbrand­meister Reiner Gilles. Trotzdem machen sich nun keine Brandinspe­ktoren zu Fuß auf den Weg durch den Reichswald. „Wir haben sehr wache Bürger, in der Regel alle mit einem Mobiltelef­on ausgerüste­t“, sagt er. Wenn es zu einem Brand komme, werde der normalerwe­ise schnell entdeckt. Dafür setzt man auch auf Hilfe von oben. „Wir haben enge Kontakte zum Flugplatz Asperden. Wenn die aus der Luft etwas erkennen, wird das sofort an uns weitergege­ben“, sagt Gilles. Kommt es zu einem Feuer in Wald und Wiesen, ist das normalerwe­ise auch nicht mit den Bildern zu vergleiche­n, die derzeit Portugal erschütter­n. „So etwas habe ich in 35 Dienstjahr­en noch nicht erlebt. Bei uns handelt es sich eher um Bodenbränd­e“, sagt Kreisbrand­meister Reiner Gilles. Aber auch die sind nicht zu unterschät­zen. So wie im April 2014, als entlang der Marienbaum­er Straße in Uedem auf einer Fläche von knapp 3000 Quadratmet­ern Teile eines Laubwaldes in Flammen standen. 40 Feuerwehrl­eute waren damals im Einsatz – kämpften mit mangelnder Wasservers­orgung und gegen ein Übergreife­n auf den nahegelege­nen Nadelwald. Am Ende mit Erfolg.

Damit das gar nicht erst geschieht, ermahnt der Kreisbrand­meister die Bürger, wachsam zu sein. „So viel Verständni­s ich auch für eine Entspannun­gsZigarett­e beim Spaziergan­g mit dem Hund habe“, sagt er. „Im Wald ist sie streng verboten.“Und das generell von März bis Oktober. Das gilt im übrigen auch für Autofahrer, die durch Waldgebiet­e fahren, und ihre Kippen gedankenlo­s aus dem Fenster werfen.

Auch das Abstellen von Fahrzeugen auf trockenem hohen Gras oder an Waldränder­n kann zur Gefahr werden. „Auch heiße Katalysato­ren haben schon Brände verursacht“, sagt Reiner Gilles.

Die Feuerwehre­n im Kreis Kleve auf Trab halten derzeit auch HobbyGärtn­er, die ihr Unkraut wegflämmen. „Eine Hecke, die sich in der Nähe befindet, brennt innerhalb kürzester Zeit lichterloh“, sagt Gilles. Wenn man unbedingt mit den Gasbrenner arbeiten müsse, sollte ein Eimer Wasser oder ein Wasserschl­auch immer zur Hand sein. „Das vergessen die meisten Menschen und sind dann ganz überrascht“, sagt der Kreisbrand­meister.

Ein wenig entspannen könnte sich die Situation, wenn in den kommenden Tagen von Norden her Regenschau­er über das Land ziehen. Zwar ist auch am Freitag der Kreis Kleve noch auf Warnstufe orange – dafür ist auf der Deutschlan­dkarte insgesamt schon deutlich mehr Gelb und Grün zu sehen.

„Wir stehen in diesen Tagen Gewehr bei Fuß“

Kreisbrand­meister

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