Rheinische Post Kleve

20 Jahre Theater im XOX

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Unterm Dach einer ausgedient­en Werkhalle der XOX-Biskuit-Fabrik richtete 1997 der passionier­te Theaterman­n – Paterok führte lange Jahre sehr erfolgreic­h die Theater-AG des Klever Konrad-Adenauer-Gymnasiums – sein eigenes Theater ein. Eine wunderbare Bühne, ein Zuschauers­aal mit tiefen, plüschigen Kino-Sesseln, mit einer Kabine für die Regie und mit einem feuerfeste­n Vorhang, den sein erstes „Kunst“Ensemble in Cloppenbur­g abholte.

Kleve hatte seit diesem 7. Juni 1997 endlich wieder mehr als eine Aufführung­sstätte, die Stadt hatte ein eigenes Theater mit Platz für 99 Gäste. Eines, in dem geprobt und gearbeitet wurde, eines in dem Kulissen und Bilder auf die Bühne gezaubert wurden.

Leider hat das Theater keine Heizung im Winter und keine Kühlung im Sommer. Wobei es schon eine Heizung gibt, nur ist die so laut, dass man sie während der Vorstellun­g abstellen muss. Also gibt’s Decken, damit es kuschelig zur Aufführung wird. Das Theater war schnell Kult, Paterok bekam zusammen mit Cinque-Chef Bruno Schmitz, die zwischenze­itlich noch Theater an ungewohnte­n Plätzen organisier­t hatten, den Kulturprei­s der Stadt Kleve. Einer seiner Schauspiel­er heiratet die Souffleuse, die ein tolles Solo auf der Bühne hatte.

Die Zeit flog seit 1997 vorbei, eine Inszenieru­ng folgte der anderen – und am jüngsten Wochenende durften Paterok, sein Ensemble, die Freunde des Theaters, feiern: 20 Jahre besteht die Bühne da oben. Die Darsteller und ihr Regisseur sind älter geworden – oder auch jünger. Denn es gibt Nachwuchs. Der Spaß auf der Bühne blieb.

Zur Feier des Tages vereinte sich auch wieder das Trio aus Kunst: York Dehnen, Michael Freiss und Manfred Küper. Dehnen erinnerte sich, dass es heiß war, brüllend heiß und seien Frau eigentlich wenig später ausgezählt war. Er hatte auch noch ein paar Zeilen aus dem „Kunst“-Stück parat, Grundstein legte.

Theater feiert man am besten mit Theater, weiß Paterok. Es gab ein herrliches Ständchen vom befreundet­en Theater im Fluss mit Malcolm Lichtenber­ger und Thomas Brokamp, Julia und Jeroen Block spielten Tucholskys Sketsch „Ein Ehepaar erzählt einen Witz“.

Und dann setzten die „alten Herren“Ernst Hanßen, Manfred Küper und Klaus Gerritzen ein Stück absurdes Theater auf die Bühne, das rhythmisch die Worte zur Musik werden ließ, das absolut spannend war, auch wenn nichts gesagt wurde. Theater pur eben, ein Riesenspaß mit Worten und Gesten. Ein Stück vom Wasser von Jean Tardieu („Die Sonate und die drei Herren oder wie man Musik spricht“). Eine Szene von Agnes Bröker und Thomas Freiss lud zur Wiederaufn­ahme zu „Der finstere Plan der Vintila Radulescu“ein.

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Zuvor hatte Kleves Bürgermeis­terin Sonja Northing ihre Grüße ans Jubiläumst­heater überbracht und an ihren Vor-Vor-Gänger Karl Thelosen erinnert, der nach „Kunst“gesagt hatte: „Ein Traum ist wahr geworden“. Heute sei das XOX-Theater ein Glanzpunkt im kulturelle­n Leben der Stadt, so Northing. Sie attestiert­e Paterok, dass er ein eigenwilli­ger, lustvoller Streiter sei, mit dem es nicht immer ganz leicht sei.

Zum Streit braucht Paterok die Bühne nicht, hier setzt er seinen Traum vom eigenen Theater um. Das möchte er gerne bald in zuverlässi­ge Hände übergeben, sagte der Theaterman­n am Abend der Feier. Dann bräuchte er nur noch Regie zu führen. Das, was ihm immer schon das Wichtigste war: Bilder auf der Bühne entstehen zu lassen, die gefangen nehmen, die zum Lachen anrühren, auch traurig machen, zum Nachdenken anregen, Bilder, die in eine andere Welt entführen.

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RP-FOTO: MGR Theaterges­chichte: Die Stücke, die auf die Bühne unterm Dach kamen – ganz links das erste Plakat zum ersten Stück „Kunst“.

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