Rheinische Post Kleve

Schäuble plant bis 2021 ohne neue Schulden

- VON JAN DREBES

Die Einnahmen und Ausgaben des Staates steigen Regierungs­kreisen zufolge auf 356,8 Milliarden Euro an.

BERLIN Trotz vieler Krisen weltweit, einer drohenden Zinswende und unerwartet­en Mehrkosten, etwa für die Rückzahlun­g der Atomsteuer: Der ausgeglich­ene Bundeshaus­halt steht bis 2021. Zumindest, wenn es nach dem Plan von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geht. Dieser sieht nach Informatio­nen aus Regierungs­kreisen für 2018 Einnahmen wie Ausgaben in Höhe von 337,5 Milliarden Euro vor. Bis 2021 sollen diese auf 356,8 Milliarden anwachsen. Neue Schulden will Schäuble nicht aufnehmen.

Im März wurden bereits die Eckwerte für den Bundeshaus­halt 2018 beschlosse­n. In der kommenden Woche will Schäuble seinen Regierungs­entwurf ins Kabinett bringen und offiziell vorstellen. Die Abgeordnet­en des aktuellen Bundestage­s, die laut Verfassung die Hoheit über den Etat der Bundesregi­erung haben, werden sich damit aber nicht mehr beschäftig­en. Nach der Bundestags­wahl im September wird ein neuer Haushalt aufgestell­t, die Planung Schäubles könnte aber – je nach künftiger Regierungs­koalition – als Grundlage dienen.

Neu daran ist, dass Schäubles Finanzexpe­rten bereits jetzt einen Steuerspie­lraum ausweisen und genau beziffern. Demnach sollen für den Zeitraum von 2019 bis 2021 insgesamt 14,8 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, über deren Verwendung die neue Regierung entscheide­n muss.

Nicht zu verwechsel­n ist die Summe jedoch mit den von Wahlkämpfe­r Schäuble in Aussicht gestellten 15 Milliarden Euro an Steuerentl­astungen, zumal diese nicht allein vom Bundeshaus­halt getragen werden müssten. Auch die Länder müssten für derlei Entlastung­en auf Einnahmen verzichten. Denkbar wäre also, dass der von den Ministeriu­msbeamten ausgewiese­ne Spielraum in Teilen für die Steuerentl­astungen eingesetzt wird – vorausgese­tzt, die Union ist Teil der nächsten Regierung und kann sich damit in der Koalition durchsetze­n. Aus dem Finanzplan ist diese Summe jedoch nicht ersichtlic­h.

Trotz des seit 2014 ausgeglich­enen Haushalts verletzte Deutschlan­d bisher die Maastricht-Kriterien zum Schuldenst­and. Den erlaubten Höchstwert von 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s wird Deutschlan­d der Planung zufolge erstmals 2020 knapp unterschre­iten. 2014 lag die Schuldenqu­ote noch bei knapp 75 Prozent vom BIP.

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