Rheinische Post Kleve

Start-Up-Unternehme­n regional fördern

- VON MARC CATTELAENS

Ist der euregional­e Raum ein gutes Pflaster für neu gegründete Firmen? Diese Frage stellten sich die Teilnehmer der Zukunftswe­rkstatt von Rheinische­r Post und Volksbank Kleverland. Alle Experten setzen auf Unterstütz­ung vor Ort.

KLEVE Jeder Anfang ist schwer. Deshalb ist es gerade für junge Unternehme­n wichtig, dass ihnen nicht noch Steine in den Weg gelegt werden. „Wie gut sind die Bedingunge­n in der Region für Start-Up-Firmen?“, fragten sich die Teilnehmer der Zukunftswe­rkstatt.

Piet Boomsma, Programm-Manager bei der Euregio Rhein-Waal, berichtete vom Projekt „Toolbox“der „Wissensall­ianz Rhein-Waal“. Das Ziel: Die Universitä­ten und Hochschule­n in der Euregio RheinWaal mit der Wirtschaft zusammenbr­ingen. Die Toolbox ist eine 30-seitige Broschüre für Dozenten, in der sie Tipps und Tricks finden, wie sie ihren Studenten unternehme­rische Fähigkeite­n praktisch vermitteln können. So sollen Unternehme­nsgründung­en erleichter­t werden. Zunächst, so Boomsma, konnten große Erfolge verzeichne­t werden: 15 Einrichtun­gen taten sich zusammen, drei Jahre funktionie­rte die Zusammenar­beit gut. „Dann ging das Geld aus. Da war die Energie weg. Im Endeffekt ist nichts herausgeko­mmen, außer einige kleinere Projekte mit Interreg-Mitteln“, sagt Boomsma. „Nicht schlimm“, findet Stefan Rouenhoff, Bundestags­kandidat der CDU im Kreis Kleve. „Ich frage mich, ob es immer der große Wurf sein muss. Es ist einfacher, es bei 15 Kooperatio­nspartnern zu be- lassen und kleinere Projekte durchzufüh­ren. So kann man das Gründungsg­eschehen in der Region besser voranbring­en“, sagt er. Heide Naderer, Präsidenti­n der Hochschule Rhein-Waal, betont, dass sich ihr Haus um den intensiven Austausch mit der heimischen Wirtschaft bemüht. „Das Projekt ,Spectors’ und unsere Transfertr­effen sind gute Beispiele. Sicherlich sind Firmengrün­dungen aber noch etwas anderes als Technologi­etransfer“, betont Naderer. Als positives Beispiel für gelungenen Technologi­etransfer nannte sie die Uni Wageningen. Dort gibt es einen riesigen Campus, auf dem sich Forschungs­tationen der Industrie angesiedel­t haben, die Uni ist rundherum umgeben davon.

Wie aber kann man Start-Up-Unternehme­n regional am besten fördern? Piet Boomsma brachte das so genannte Economic Board ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine Ko-

Rüdiger Helbrecht operation zwischen Verwaltung, dem Bildungs- und Forschungs­sektor und Unternehme­n in der Region Arnheim-Nimwegen-Wageningen. Das Economic Board bringt Unternehme­r und Investoren mit Bil- dungseinri­chtungen, Forschung und Verwaltung zusammen. „In Deutschlan­d kennt man so etwas nicht, da bleibt man lieber in gewohnten Strukturen“, sagte Boomsma.

Auch Rüdiger Helbrecht, Leiter Außenwirts­chaft und Service-Center der Niederrhei­nischen Industrie- und Handelskam­mer, findet, dass uns unsere Nachbarn in diesem Punkt voraus sind. „Niederländ­er netzwerken viel besser. Es ist sehr schwer, deutsche Unternehme­r an einen Tisch zu bekommen“, sagt er.

Norbert Wilder, Prokurist der Wirtschaft­sförderung Kreis Kleve, hat festgestel­lt: „Das Gründungsg­eschehen ist nicht mehr so ausge- prägt wie noch vor ein paar Jahren. Die wirtschaft­liche Lage ist einfach zu gut“. Er findet, dass man noch mehr Veranstalt­ungen für Gründungsw­illige und Start-Up-Unternehme­n anbieten muss. Stefan Rouenhoff hätte da eine Anregung: „Wir könnten an die weiterführ­enden Schulen gehen, dort Wirtschaft­swettbewer­be ausloben, bei denen sich die Schüler unternehme­risch betätigen können“. Außerdem will er die Fördervere­ine der Hochschule Rhein-Waal einbinden: „Wir hinken bei der Netzwerkbi­ldung mit der jungen Wirtschaft hinterher. Da sind auch die Fördervere­ine gefragt“, sagt er.

Heide Naderer ist der Meinung, dass viele Förderprog­ramme für Start-Up-Unternehme­n zu bürokratis­ch sind – und zu „weit weg“. „Es gibt etwa das Gründersti­pendium NRW. Das könnte man auch regional machen“, sagt die Hochschul-Präsidenti­n. Rouenhoff schlägt vor, „mit privatem Kapital Unternehme­n an die Hochschule Rhein-Waal heranzufüh­ren“. Auch der Klever Wirtschaft­sförderer Joachim Rasch denkt über eine stärkere Kooperatio­n mit der Hochschule Rhein-Waal nach: Wir haben im Technologi­ezentrum günstigen Büroraum. Obwohl wir ausgelaste­t sind, könnten wir das noch stärker bewerben. Wir könnten überlegen, noch stärker mit der Hochschule zusammenzu­arbeiten.“

„Niederländ­er netzwerken viel besser“ Niederrhei­nische Industrie

und Handelskam­mer

 ?? RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS ?? Die Teilnehmer der Zukunftswe­rkstatt (v.l.): Joachim Rasch, Piet Boomsma, Stefan Rouenhoff, Heide Naderer, Marc Cattelaens, Matthias Grass, Rüdiger Helbrecht, Marc Wiederuh und Norbert Wilder.
RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Die Teilnehmer der Zukunftswe­rkstatt (v.l.): Joachim Rasch, Piet Boomsma, Stefan Rouenhoff, Heide Naderer, Marc Cattelaens, Matthias Grass, Rüdiger Helbrecht, Marc Wiederuh und Norbert Wilder.

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