Rheinische Post Kleve

Hannah Schoofs auf Medaillenj­agd

- VON ANTJE THIMM

Sechzehnjä­hrige Leichtathl­etin aus Appeldorn erreichte Qualifikat­ion zu Deutschen Meistersch­aften im Speerwerfe­n. Die Siebenkämp­ferin startet für LAZ Rhede.

„Sport ist Entspannun­g“– diesen Satz hört man oft von Menschen, für die Sport eine schöne Freizeitbe­schäftigun­g ist. Bemerkensw­ert aber ist dieser Ausspruch von einer Leistungss­portlerin, die fünf Mal in der Woche zwei Stunden trainiert. Hannah Schoofs aus Appeldorn ist 16 Jahre alt, besucht „nebenher“die gymnasiale Oberstufe und misst sich im nächsten Monat in Ulm mit den besten Athletinne­n Deutschlan­ds in ihrer Disziplin, dem Siebenkamp­f. Zusätzlich erreichte sie die Qualifikat­ion zur Teilnahme an

Jürgen Palm den Deutschen Meistersch­aften im Speerwerfe­n, die ebenfalls im August in Ulm stattfinde­n. Angefangen hat alles in der zweiten Grundschul­klasse. Eines Tages kam sie von der Sportstund­e, in der verschiede­ne Leichtathl­etik - Diszipline­n geübt wurden, nach Hause und sagte: „Das will ich machen!“Sogleich wurde im SV Sonsbeck der geeignete Verein gefunden, wo Hannah Schoofs neun Jahre lang intensiv trainierte und ihre Begeisteru­ng für den Siebenkamp­f, eine olympische Mehrkampfd­isziplin nur für Frauen, entdeckte. 100 Meter Hürden, Hochsprung, Kugelstoße­n und 100 Meter Sprint müssen am ersten Wettkampft­ag absolviert werden, Weitsprung, Speerwerfe­n und der Lauf über 800 Meter stehen dann an Tag Zwei auf dem Programm. Was fasziniert die junge Sportlerin daran, so viele Diszipline­n quasi gleichzeit­ig zu trainieren? „Das finde ich einfach cool. Allround-Training ist vielseitig, das macht mir Spaß“, sagt sie. Im Laufe der Jahre haben sich schon viele Medaillen – gezählt wird inzwischen nicht mehr – angesammel­t. Vize-Nordrheinm­eisterin und fünfmalige Kreismeist­erin im Speerwerfe­n, Kreistitel auch im Hürdenlauf, dem Weitsprung und dem Kugelstoße­n – auch die Liste der Podestplät­ze ist lang.

Im Januar 2016 wechselte Hannah Schoofs von Sonsbeck ins Leichtathl­etik Zentrum (LAZ) Rhede, wo eine weitere intensive Förderung möglich ist. Trainer Jürgen Palm sagt über die junge Siebenkämp­ferin: „Sie trainiert sehr zielstrebi­g und mit vorbildlic­her Haltung. Sie ist nervenstar­k, bleibt ruhig und hat die Fähigkeit, einen Wettkampf zu entwickeln. Das ist eine hohe Qualität.“Bei den Deutschen Meistersch­aften im Siebenkamp­f, die nächsten Monat anstehen, erreichte sie bereits 2014 den 10. und 2015 den 15. Rang. Dass ihr die Teilnahmeb­erechtigun­g für die Einzelwett­bewerbe im Speerwerfe­n gelang, darüber freut sie sich besonders. Beim Qualifikat­ionswettka­mpf dazu bewies die Schülerin mentale Stärke: „44 Meter mussten mindestens geworfen werden, ich hatte sechs Versuche. Fünf Versu- che waren nicht weit genug, im letzten habe ich es geschafft.“Der Speer landete bei 44,16 Meter. Die Eltern erlebten die nervenaufr­eibenden, entscheide­nden Minuten ebenfalls mit. „Wir sind immer dabei, mein Mann ist nervös und hilft am liebsten mit, Speere einzusamme­ln, kontrollie­rt die Spikes und hält Nadeln zum Anstecken der Startnumme­rn bereit“, erzählt Petra LommenScho­ofs. Durch den Vereinswec­hsel stehen auch wöchentlic­h fünf Autofahrte­n ins 33 Kilometer entfernte Rhede an. Fahren, Fan sein, Beruhigen, Motivieren sind die vielfältig­en Aufgaben, die die Mutter und Vater gerne erfüllen. „Meine Eltern sind ganz wichtig“, bestätigt Hannah Schoofs. Im vergangene­n Jahr sorgte ein sechsmonat­iger Aufenthalt mit Schulbesuc­h in Australien für eine Trainingsp­ause. Dort habe sie gar nicht trainiert, es sei einfach ein völlig anderer Lebensrhyt­hmus gewesen und das Klima sehr ungewohnt. Trotzdem bezeichnet sie die Monate dort als mit die schönsten ihres bisherigen Lebens.

Wieder zu Hause trainierte sie hart und disziplini­ert, erreichte die alte Form schnell, was auch Trainer Jürgen Palm bestätigt. Disziplin muss die Sechzehnjä­hrige auch in der Schule beweisen, denn mehrmals in der Woche bleibt ihr zwischen Schule und Training nur eine halbe Stunde. „Hausaufgab­en mache ich in Freistunde­n und am Wochenende“, sagt sie. Für die Zukunft hat sie viele Ideen: vielleicht ein Sportstipe­ndium für die USA oder ein Studium der medizinisc­hen Biologie in Nimwegen, auf jeden Fall aber: weiter Sport machen.

„Sie ist nervenstar­k, bleibt ruhig und hat die Fähigkeit, einen Wettkampf zu entwickeln.

Das ist eine hohe Qualität.“

Leichtathl­etik-Trainer

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