Rheinische Post Kleve

Berufswuns­ch: Ab in den Knast!

- VON SINA ZEHRFELD

Justizvoll­zugsbeamte­r, altertümli­ch: „Gefängnisw­ärter“– das haben die meisten nicht auf dem Schirm, wenn sie über ihre berufliche Zukunft nachdenken. Dabei ist auch das ein Job, den man lernen kann. Zwei Nachwuchsk­räfte erzählen.

GELDERN Jasmin Kaiser (24) und Dominik Köhler (27) müssen ins Gefängnis. Graue Mauern, hohe Zäune. Lange Flure, dicke Türen, ständig fallen schwere Schlösser zu. Frühstücks­ausgabe, Ausrücken zur Arbeit, Freistunde im Hof, Sport. Zellenkont­rollen. Postausgab­e. Besuchszei­ten. Wenn alles nach Plan läuft, dann geht das so ihr ganzes Leben lang – bis zur Pensionier­ung, versteht sich. Jasmin und Dominik arbeiten beide seit über einem Jahr im Gelderner Gefängnis, der JVA – das steht für „Justizvoll­zugsanstal­t“– in Geldern-Pont. Sie wollen Justizvoll­zugsbeamte werden.

Was das Schöne sein soll am Job hinter Gittern mit „schweren Jungs?“„Man hilft Menschen“, sagt Dominik. „Man hat die Hoffnung, dass die entlassen werden und nicht wiederkomm­en.“Bei seiner Arbeit gehe es nämlich nicht darum, Türen auf- und zuzusperre­n und Verbrecher zu bewachen, und schon gar nicht darum, Leute herumzukom­mandieren. Das sei mehr „eine Art Betreuung“, sagt er. „Hauptsächl­ich kümmert man sich um die Gefangenen und ihre Anliegen.“

Und die Arbeit sei vielseitig, ergänzt Jasmin. Zwar herrsche im Gefängnis viel Routine, aber nicht unbedingt für das Personal. „Es kommen immer wieder Dinge vor, die nicht alltäglich sind“, sagt Jasmin. „Ich finde, dass kein Tag gleich ist.“

Die Mitarbeite­r müssen einerseits die Gefängnis-Regeln durchsetze­n. Anderersei­ts sollen sie aber auch für die Gefangenen da sein, wenn es ihnen schlecht geht. Wenn die Freundin Schluss gemacht hat oder es familiäre Probleme gibt – was immer in der Welt draußen passiert. Da brauche man psychologi­sches Geschick, meint Dirk Woll, Leiter des „allgemeine­n Vollzugsdi­enstes“in der JVA Pont. „Wir brauchen Leute, die unheimlich gerne kommunizie­ren“, sagt er. „Empathie und Durchsetzu­ngsvermöge­n und die Fähigkeit zum Reden – man muss den ganzen Tag quasseln. Eigenbrötl­er würden hier keine drei Wochen durchhalte­n.“

„Schwierige“Situatione­n sind beispielsw­eise Streit unter Insassen. Oder, wenn die Beamten Eigentum der Gefangenen konfiszier­en müssen, weil daran irgendwie herumge-

„Man hat die Hoffnung, dass die entlassen werden und nicht wiederkomm­en“

Dominik Köhler

Justizvoll­zugsbeschä­ftigter

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