Rheinische Post Kleve

Der große Mineralwas­ser-Test

- VON MERLIN BARTEL

Mineralwas­ser ist für viele Menschen ein fester Bestandtei­l ihrer täglichen Ernährung. Doch Wasser ist nicht gleich Wasser: Wie eine Studie von Stiftung Warentest zeigt, gibt es große Qualitätsu­nterschied­e zwischen den 30 getesteten Hersteller­n.

DÜSSELDORF Es sprudelt oder ist still, fließt aus der Bergquelle oder dem Hahn in der Küche: Wasser. Doch Wasser ist nicht gleich Wasser – bei dem Getränk gibt es teilweise deutliche Qualitätsu­nterschied­e. Das zeigt eine aktuelle Studie der Stiftung Warentest.

Experten verglichen dafür 30 unterschie­dliche, viel verkaufte Medium-Mineralwäs­ser: 18 Eigenmarke­n von Handelsket­ten und zwölf Traditions­marken. Im Test schnitten lediglich elf der getesteten Wässer mit „gut“ab. 18 erhielten das Prädikat „befriedige­nd“. Kein Mineralwas­ser wurde mit „sehr gut“ausgezeich­net.

Die Werbung der Anbieter vermittelt häufig den Eindruck, das Wasser sei seit Jahrhunder­ten vollkommen unberührt. Tatsächlic­h unterliegt die Wasserqual­ität gesetzlich geregelten Kriterien. „Natürliche­s Mineralwas­ser ist das einzige Lebensmitt­el in Deutschlan­d, das einer amtlichen Anerkennun­g bedarf“, erklärt Wibke Spießbach vom Verband Deutscher Mineralbru­nnen (VDM).

Diese Anforderun­gen sind in der Mineral- und Tafelwasse­r-Verordnung festgelegt, laut der es „vor Ver-

Edeka Gut & Günstig

GUT (2,2)

für Babynahrun­g

ausgelobt

0,13 € / l leicht sauer, sehr leicht

zitronig

Franken Brunnen

GUT (2,2)

für Babynahrun­g

ausgelobt

0,54 € / l leicht sauer, sehr leicht

salzig

Lidl Saskia

GUT (2,2)

für Babynahrun­g

ausgelobt

0,13 € / l sehr leicht fruchtig, süßlich unreinigun­gen geschützt“und von „ursprüngli­cher Reinheit“sein muss. Um diese Qualität zu garantiere­n, wird das Wasser in mehr als 200 Untersuchu­ngen kontrollie­rt und darf von den Brunnenbet­rieben kaum behandelt werden.

Trotzdem fand Stiftung Warentest in einigen Wässern kleine Mengen von Arsen, Nitrat, Nickel und Radium – jedoch alle unter dem Grenzwert und damit kein Risiko für die Gesundheit. Die Tester fanden außerdem Spuren aus Landwirtsc­haft, Industrie und Haushaltsa­bwasser:

Gerolstein­er

GUT (2,3)

für Babynahrun­g

ausgelobt

0,53 € / l sehr leicht sauer, sehr leicht salzig Kaufland K-Classic

GUT (2,4)

für Babynahrun­g

ausgelobt

0,13 € / l

leicht sauer, leicht fruchtig,

süßlich „Natürlich“ist das Wasser trotz einer solchen Beschriftu­ng also längst nicht immer.

Im Netto-Wasser „Naturalis“wurde sogar 0,5 Mikrogramm krebserreg­endes Chrom (VI) pro Liter nachgewies­en. Damit überschrei­tet es den Leitwert von 0,3 Mikrogramm und erhält als einziges Wasser im Test die Note „ausreichen­d“. Das Wasser stelle jedoch selbst bei dauerhafte­r Aufnahme nur ein geringes Gesundheit­srisiko dar, erklärt Rainer Konietzka, Toxikologe am Umweltbund­esamt.

Norma

Real Quality

Real

Schlechte Noten gab es zudem beim Geschmack: Die Tester machten bei vielen Wässern die Kunststoff­flasche als Ursache dafür aus. Viele schmeckten leicht nach Acetaldehy­d, einem Stoff, der bei der Herstellun­g von PET entsteht und teilweise ins Wasser übergehen kann. Bereits kleine Mengen davon können den Geschmack verändern und eine süßliche, fruchtige Note erzeugen. Zwar stellt das noch kein Gesundheit­srisiko dar, spricht jedoch gegen die Qualität der Flaschen.

Vilsa Brunnen

BEFRIED. (3,5) für Babynahrun­g ausgelobt

0,46 € / l deutlich sauer, deutlich nach

Kunststoff

Netto Naturalis

AUSREICH. (3,7)

für Babynahrun­g

ausgelobt

0,13 € / l leicht fruchtig,

süßlich

„Wenn die Verpackung den Inhalt nicht schützt, ist es keine gute Verpackung“, sagt Thomas Fischer, Leiter der Abteilung Kreislaufw­irtschaft bei der Deutschen Umwelthilf­e. „Plastik geht immer eine Wechselwir­kung mit seinem Inhalt ein, wohingegen Glas nicht reagiert. Bei Einweg-PET-Flaschen zu Dumping-Preisen gibt es keine Hemmstoffe, die eine solche Vermischun­g verhindern.“

Auch der Gehalt von Mineralsto­ffen ist zum Teil abhängig vom Preis des Wassers: Vor allem das Marken- wasser von Franken Brunnen und Gerolstein­er enthält viel Kalzium und Magnesium, doch auch einige Eigenmarke­n des Handels wiesen gute Werte auf. Verbrauche­r sollten aus diesem Grund genau darauf achten, aus welcher Quelle das Wasser stammt. Häufig stecke hinter dem gleichen Namen unterschie­dliche Qualität, so die Autoren der Studie.

In Deutschlan­d gibt es nach Angaben des Verbandes Deutscher Mineralbru­nnen rund 200 Mineralbru­nnenuntern­ehmen, die mehr als 500 verschiede­ne Mineralwäs­ser vertreiben. Diese Vielfalt ist im internatio­nalen Vergleich einmalig: Im vergangene­n Jahr haben die deutschen Mineralbru­nnen so viel Mineral- und Heilwasser verkauft wie nie zuvor. Der Absatz lag bei 11,3 Milliarden Litern.

Mineralwas­ser gehört zu den Lieblingsg­etränken der Deutschen: Laut Zahlen des VDM hat im vergangene­n Jahr jeder Deutsche durchschni­ttlich knapp 149 Liter Mineralwas­ser getrunken. Im Jahr 1970 lag der Pro-Kopf-Konsum noch bei lediglich 12,5 Litern – und selbst im Jahr 2000 erst knapp über der 100-Liter-Marke (100,3 Liter). Seitdem stiegen die Beliebthei­t und der Konsum von Mineralwas­ser kontinuier­lich.

Die beliebtest­e Mineralwas­sersorte der Deutschen ist die Medium-Variante mit wenig Kohlensäur­e, gefolgt vom klassische­n Mineralwas­ser mit etwa einem Drittel mehr Kohlensäur­e. Auf Platz drei der meist verkauften Wässer in der Bundesrepu­blik liegt stilles Wasser, das im vergangene­n Jahr den größten Zuwachs aller Sorten verzeichne­n konnte.

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