Rheinische Post Kleve

Berlins klares Signal an die Türkei

- VON EVA QUADBECK VON ANTJE HÖNING EZB LÄSST SPARER WEITER SCHMOREN, SEITE B 1 VON BIRGIT MARSCHALL

Die Bundesregi­erung hat sich mit ihrem unmissvers­tändlichen Signal an die türkische Regierung aus ihrer passiven Rolle befreit. Das wurde Zeit. Immer wieder hat Berlin Beschimpfu­ngen, Unterstell­ungen und NaziVergle­iche hingenomme­n, stets hoffend, dass Präsident Erdogan auf den Pfad von Dialog, Partnersch­aft und Demokratie zurückkehr­t. Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt.

Die Bundesregi­erung kann nicht zusehen, wenn ihre Staatsbürg­er willkürlic­h verhaftet werden. Mit Konsequenz­en in den Bereichen Tourismus und Handel trifft Berlin die Türkei an ihrer empfindlic­hsten Stelle. Wenn sich deutsche Investoren und Touristen zurückzieh­en, kann das der Popularitä­t des Präsidente­n schaden.

Außenminis­ter Gabriel war in seinen Ausführung­en zum deutsch-türkischen Verhältnis hinreichen­d klar, hat aber die Tür für eine Wiederannä­herung offengelas­sen. Mit ihren Ankündigun­gen ist die Bundesregi­erung bewusst nur an die Schwelle eines Bruchs der Beziehunge­n gegangen. Der Ball liegt nun im Feld der türkischen Regierung. Nach den ersten Reaktionen aus Ankara steht leider zu befürchten, dass man dort nicht einlenken will. BERICHT BERLIN WARNT TÜRKEI-REISENDE, TITELSEITE

EDraghi ist nur Mittäter

uropas Sparer müssen sich weiter gedulden: Die Europäisch­e Zentralban­k hat die Tür für eine Zinswende nicht geöffnet. Sie kündigt nicht mal an, dass sie den Ankauf von Staats- und Unternehme­nsanleihen zurückfahr­en will. Mit einer Erhöhung des Leitzinses ist ohnehin nicht vor 2019 zu rechnen. Die Leidtragen­den sind Sparer und Bankkunden: Altersvors­orge wird immer unattrakti­ver, Lebensvers­icherungen bekommen immer mehr Probleme, ihre Rendite-Verspreche­n zu erfüllen. Sparkassen und Banken werden sich immer neue absurde Gebühren ausdenken, um Negativzin­sen zu vermeiden. Auch die Immobilien-Party, die Mieten und Hauspreise hochtreibt, geht weiter.

Banken und Politik zeigen mit dem Finger auf Mario Draghi. Tatsächlic­h hält der EZB-Präsident stur an seiner Medizin fest, einseitig Südeuropas Konjunktur im Blick. Die Auslöser des Leidens, das Draghi behandelt, sitzen aber in den Hauptstädt­en: Italiens Reformen kommen nicht voran, Schuldensü­nder bleiben ungestraft, die griechisch­e Krise ist ungelöst. Diese Politik macht die Euro-Zone krank. BERICHT

Gutes Familien-Urteil

Das Bundessozi­algericht hat die Klage zweier Elternpaar­e zu Recht zurückgewi­esen. Die Eltern wollten durchsetze­n, dass sie gegenüber Kinderlose­n nur die Hälfte des Rentenbeit­rags bezahlen, weil sie Kinder großziehen. Das hat das Gericht mit dem berechtigt­en Hinweis abgelehnt, dass der Staat Familien bereits an vielen Stellen entlastet. Insgesamt sind es rund 200 Milliarden Euro, die er für Familien mehr einsetzt als für Kinderlose.

Kinder zu haben, ist eine private Entscheidu­ng. Der Staat hilft Eltern dabei, die Kosten für Kinder zu tragen, etwa durch die beitragsfr­eie Mitversich­erung in der Krankenver­sicherung, durch Kinderfrei­beträge bei den Steuern, durch kostenlose Schulen, fast überall kostenlose Universitä­ten oder auch Kitas in den ersten Lebensjahr­en. Er kann an einigen Stellen sicher noch mehr tun, etwa für Alleinerzi­ehende, deren Altersvors­orge oft zu wünschen übrig lässt. Er muss aber Familien nicht nahezu alle finanziell­e Last abnehmen, die Kinder bedeuten. Kinderlose finanziere­n überdies mit ihren Steuern jene Infrastruk­tur mit, von denen nur Familien besonders profitiere­n. BERICHT KEIN RENTENRABA­TT FÜR FAMILIEN, TITELSEITE

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