Der Scheich ist wieder da
Der Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate weilt wieder in Düsseldorf. Vor einem Jahr sorgte ein Picknick mit ihm und seinem Gefolge in Nettetal für Aufsehen. Der Ausflug soll diesmal woanders stattfinden.
DÜSSELDORF Es ist etwa 17 Uhr am späten Dienstagnachmittag, als plötzlich mehrere dunkle Limousinen mit Diplomatenkennzeichen über die Düsseldorfer Prachtmeile Kö fahren. Begleitet werden sie von einer Polizeieskorte. Die Wagenkolonne hält vorm Interconti-Hotel. Es handelt sich um einen Staatsbesuch. Bei dem hohen Gast soll es sich nach Informationen unserer Redaktion aus Sicherheitskreisen
„Es gibt kein Scheich-Verbot
bei uns“
Jan van der Velden um Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum handeln, den Premierminister des feudalen Emirates Dubai. Demnach soll der 68-Jährige mit seinem Gefolge mehrere Tage in der Landeshauptstadt bleiben. Am Samstag feiert der Wüstensohn seinen Geburtstag.
Al Maktum, der zudem Premierminister, Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate ist und auch noch eine Fluglinie besitzt, scheint sich wohlzufühlen in Düsseldorf. Denn im vergangenen Jahr war er schon einmal zu Besuch in der Landeshauptstadt und am Niederrhein. Besonders sein Picknick in Nettetal dürfte vielen Menschen in Erinnerung geblieben sein. Denn das hatte bundesweit für viel Aufsehen und auch für Ärger gesorgt. Zwei Stunden hatte der Scheich damals gemeinsam mit 23 Personen seiner Entourage an den Krickenbecker Seen, einem Naturschutzgebiet, sein Quartier aufgeschlagen. Flüchtlinge hatten beim Aufbau ei- nes weißen Pavillons geholfen, die Stadt hatte extra den Rasen mähen lassen. Der Scheich durfte mit seiner Wagenkolonne ins Naturschutzgebiet fahren und dort sogar grillen. Naturschützer beklagten das Eindringen in das sensible Ökosystem, Angler beschwerten sich über Schäden an einem Steg.
Die Sache wurde sogar im Düsseldorfer Landtag diskutiert. Auch auf Lokalebene hatte das Picknick ein politisches Nachspiel. Der Bürgermeister musste viele unbequeme Fragen beantworten. Die entstandenen Schäden habe der Scheich aber schnell beglichen. „Das hat reibungslos funktioniert“, sagt Nettetals Stadtsprecher Jan van der Velden. Eine Fachfirma habe alles repariert und eine Rechnung geschrieben, die dann an die entspre- chende Stelle des Emirates weitergeleitet wurde. Über einen erneuten Besuch des Scheichs in Nettetal würde sich van der Velden freuen. „Es gibt kein Scheich-Verbot bei uns“, sagt er. Man habe aber aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres gelernt und würde heute so manches anders machen. Aber nötig wird das wohl nicht. „Es gab bislang keine Anfrage. Und ich habe auch sonst nichts gehört“, so der Stadtsprecher.
Denn in diesem Jahr möchte der Scheich seinen Picknick-Pavillon offenbar woanders aufschlagen. Nach Informationen unserer Redaktion soll er für den königlichen Festschmaus unter freiem Himmel diesmal einen Park in einer Stadt am nördlichen Niederrhein ausgewählt haben. Eine Eventagentur – wie vor einem Jahr in Nettetal – habe dort um die Erlaubnis eines Picknicks auf privatem Gelände gebeten – und diese bekommen. Der genaue Ort wird aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.
Der Scheich legt Wert darauf, bei solchen Veranstaltungen von der Öffentlichkeit unbeobachtet zu bleiben. Das nährt natürlich unter anderem Spekulationen darüber, was er seinen Gästen denn wohl vorsetzt. Nach Informationen unserer Redaktion soll es schon einmal extra für diesen Anlass aus Norwegen eingeflogener Lachs gewesen sein, der auf den Grill kam. Ebenso soll unter anderem Obst aus Dubai geliefert worden sein – dem Vernehmen nach soll nur dafür jeweils ein Airbus genutzt worden sein.
Stadtsprecher von Nettetal