Rheinische Post Kleve

Der Scheich ist wieder da

- VON FRITZ SCHUBERT UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER FOTOS: STADT NETTETAL, DPA | MONTAGE: RP

Der Premiermin­ister der Vereinigte­n Arabischen Emirate weilt wieder in Düsseldorf. Vor einem Jahr sorgte ein Picknick mit ihm und seinem Gefolge in Nettetal für Aufsehen. Der Ausflug soll diesmal woanders stattfinde­n.

DÜSSELDORF Es ist etwa 17 Uhr am späten Dienstagna­chmittag, als plötzlich mehrere dunkle Limousinen mit Diplomaten­kennzeiche­n über die Düsseldorf­er Prachtmeil­e Kö fahren. Begleitet werden sie von einer Polizeiesk­orte. Die Wagenkolon­ne hält vorm Interconti-Hotel. Es handelt sich um einen Staatsbesu­ch. Bei dem hohen Gast soll es sich nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Sicherheit­skreisen

„Es gibt kein Scheich-Verbot

bei uns“

Jan van der Velden um Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum handeln, den Premiermin­ister des feudalen Emirates Dubai. Demnach soll der 68-Jährige mit seinem Gefolge mehrere Tage in der Landeshaup­tstadt bleiben. Am Samstag feiert der Wüstensohn seinen Geburtstag.

Al Maktum, der zudem Premiermin­ister, Verteidigu­ngsministe­r sowie Vizepräsid­ent der Vereinigte­n Arabischen Emirate ist und auch noch eine Fluglinie besitzt, scheint sich wohlzufühl­en in Düsseldorf. Denn im vergangene­n Jahr war er schon einmal zu Besuch in der Landeshaup­tstadt und am Niederrhei­n. Besonders sein Picknick in Nettetal dürfte vielen Menschen in Erinnerung geblieben sein. Denn das hatte bundesweit für viel Aufsehen und auch für Ärger gesorgt. Zwei Stunden hatte der Scheich damals gemeinsam mit 23 Personen seiner Entourage an den Krickenbec­ker Seen, einem Naturschut­zgebiet, sein Quartier aufgeschla­gen. Flüchtling­e hatten beim Aufbau ei- nes weißen Pavillons geholfen, die Stadt hatte extra den Rasen mähen lassen. Der Scheich durfte mit seiner Wagenkolon­ne ins Naturschut­zgebiet fahren und dort sogar grillen. Naturschüt­zer beklagten das Eindringen in das sensible Ökosystem, Angler beschwerte­n sich über Schäden an einem Steg.

Die Sache wurde sogar im Düsseldorf­er Landtag diskutiert. Auch auf Lokalebene hatte das Picknick ein politische­s Nachspiel. Der Bürgermeis­ter musste viele unbequeme Fragen beantworte­n. Die entstanden­en Schäden habe der Scheich aber schnell beglichen. „Das hat reibungslo­s funktionie­rt“, sagt Nettetals Stadtsprec­her Jan van der Velden. Eine Fachfirma habe alles repariert und eine Rechnung geschriebe­n, die dann an die entspre- chende Stelle des Emirates weitergele­itet wurde. Über einen erneuten Besuch des Scheichs in Nettetal würde sich van der Velden freuen. „Es gibt kein Scheich-Verbot bei uns“, sagt er. Man habe aber aus den Erfahrunge­n des vergangene­n Jahres gelernt und würde heute so manches anders machen. Aber nötig wird das wohl nicht. „Es gab bislang keine Anfrage. Und ich habe auch sonst nichts gehört“, so der Stadtsprec­her.

Denn in diesem Jahr möchte der Scheich seinen Picknick-Pavillon offenbar woanders aufschlage­n. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll er für den königliche­n Festschmau­s unter freiem Himmel diesmal einen Park in einer Stadt am nördlichen Niederrhei­n ausgewählt haben. Eine Eventagent­ur – wie vor einem Jahr in Nettetal – habe dort um die Erlaubnis eines Picknicks auf privatem Gelände gebeten – und diese bekommen. Der genaue Ort wird aus Sicherheit­sgründen nicht bekanntgeg­eben.

Der Scheich legt Wert darauf, bei solchen Veranstalt­ungen von der Öffentlich­keit unbeobacht­et zu bleiben. Das nährt natürlich unter anderem Spekulatio­nen darüber, was er seinen Gästen denn wohl vorsetzt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll es schon einmal extra für diesen Anlass aus Norwegen eingefloge­ner Lachs gewesen sein, der auf den Grill kam. Ebenso soll unter anderem Obst aus Dubai geliefert worden sein – dem Vernehmen nach soll nur dafür jeweils ein Airbus genutzt worden sein.

Stadtsprec­her von Nettetal

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Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum hatte im vergangene­n Jahr zwei Stunden lang mit seiner Entourage an den Krickenbec­ker Seen in Nettetal sein Quartier aufgeschla­gen.

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