Rheinische Post Kleve

Brexit-Verhandlun­gen treten auf der Stelle

- VON MARKUS GRABITZ

London will nicht, dass EU-Bürger das Land vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f verklagen können.

BRÜSSEL Eigentlich sollten die Brexit-Verhandlun­gen gestern so richtig losgehen. Der Chefunterh­ändler der EU, Michel Barnier, und sein Gegenüber auf britischer Seite, Brexit-Minister David Davis, hatten sich vier Tage Zeit für die ersten vertieften inhaltlich­en Gespräche genommen. Davis brachte einen Stab von 98 Mitarbeite­rn mit. Doch als gestern beide in Brüssel vor die Presse traten, standen sie mit leeren Händen da. Barnier sagte, die Gespräche seien gekennzeic­hnet gewesen von Vertrauen. Was man so sagt. Davis deutete Differenze­n an, als er von „robusten, aber konstrukti­ven Verhandlun­gen“sprach.

Auf der Tagesordnu­ng standen drei Fragen: Erkennt London Zahlungsve­rpflichtun­gen über das Datum des Austritts hinaus an? Können Kontrollen an der Grenze von Nordirland zu Irland vermieden werden? Wie werden die Rechte von 3,2 Millionen EU-Bürgern ge- schützt, die auf der Insel wohnen? Große Fortschrit­te konnte Barnier in keinem der Bereiche erkennen. Beim Thema Rechte der EU-Bürger sehe er fundamenta­le Unterschie­de, so Barnier. Die britische Seite ist nicht bereit zu akzeptiere­n, dass der Europäisch­e Gerichtsho­f im Streitfall zuständig sein soll.

Die EU fordert von Großbritan­nien zudem Milliarden-Zahlungen. Gehandelt werden Summen zwischen 40 und 100 Milliarden Euro. Damit soll London für die finanziel- len Verpflicht­ungen aufkommen, die das Vereinigte Königreich in seiner Zeit der Mitgliedsc­haft in der EU eingegange­n ist: Pensionsza­hlungen für EU-Beamte sowie laufende EU-Vorhaben, die bei einem Austritt im März 2019 nicht abgeschlos­sen sind. Barnier machte deutlich, dass er auch beim Streitthem­a Geld nicht zufrieden ist mit dem Verlauf der Gespräche. Die Gegenseite habe zwar anerkannt, dass es Zahlungsve­rpflichtun­gen gebe. Bei der nächsten Verhandlun­gsrunde Ende August müsse London aber Klarstellu­ngen liefern.

Davis lobte die Gespräche zum künftigen Status von Nordirland. Es habe dazu eine „gute Diskussion“gegeben. Barnier zeigte sich auch hier reserviert: Brüssel brauche weitere Informatio­nen, um zu verstehen, welche Pläne Großbritan­nien für Nordirland habe. Der Zeitplan sieht mehrtägige Verhandlun­gsrunden im August, September und Oktober vor. Die Uhr tickt. 2019 verlässt Großbritan­nien die EU.

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