Rheinische Post Kleve

Froome wehrt alle Attacken ab

- VON RUBEN STARK

Auf der letzten Alpen-Etappe sichert sich der britische Radprofi eine günstige Ausgangspo­sition für seinen vierten Tour-Gesamterfo­lg. Tagessiege­r Barguil lässt das deutsche Sunweb-Team jubeln.

COL D’IZOARD (sid) Als Christophe­r Froome nach der vielleicht härtesten Prüfung seiner Karriere den vierten Tour-Sieg quasi in der Tasche hatte, fiel eine Zentnerlas­t von ihm ab. Freudestra­hlend und fröhlich winkend stieg der sonst so kühle Brite auf das Podest und genoss in einem frischen Gelben Trikot den Jubel der Zuschauer am legendären Izoard. „Es war einfach ein sehr schweres Finale. Aber jetzt habe ich die Alpen überstande­n und muss nur noch einmal im Zeitfahren das Maximum geben“, sagte der Brite, nachdem er beim Tagessieg des Franzosen Warren Barguil in der Manier eines großen Champions und dank einer Glanzleist­ung seiner Sky-Armada auf der letzten Bergetappe der 104. Frankreich-Rundfahrt alle Angriffe abgewehrt hatte.

Sein französisc­her Rivale Romain Bardet kassierte zwar vier Sekunden Zeitgutsch­rift – das dürfte aber zu wenig sein. „Ich wollte ihn und Rigoberto Uran abhängen – das war aber unmöglich“, meinte Froome, während Bardet nach dem geplatzten Traum vom ersten französisc­hen Tour-Sieg seit 32 Jahren völlig erschöpft am Boden hockte. „Ich habe alles gegeben. Ich dachte, ich muss mich auf der Ziellinie übergeben, bin nur noch mit Willen da hoch gekommen“, sagte Bardet: „Die Tour ist aber dennoch ein Er- folg.“Im Gegensatz zu Froome hat Bardet seinen Tagessieg – der Brite könnte als erst sechster Fahrer die Tour ohne Etappenerf­olg gewinnen.

Barguil ist nach seinem Coup in 2360 Metern über dem Meeresspie­gel auch das Bergtrikot nicht mehr zu nehmen. „Das alles hier ist einfach unglaublic­h, ein Traum wird wahr“, sagte Barguil nach dem vierten Etappensie­g des deutschen

Romain Bardet Sunweb-Teams binnen einer Woche.

Froome kam zeitgleich direkt hinter Bardet als Vierter ins Ziel und geht nun mit 23 Sekunden Vorsprung auf den französisc­hen Hoffnungst­räger sowie 29 Sekunden auf den Kolumbiane­r Uran in die letzten drei Etappen, von denen nur noch die vorletzte entscheide­nden Einfluss auf das Gesamtklas­sement nehmen dürfte.

Morgen dürfte Froome dann ein grundsolid­es Zeitfahren in Marseille reichen, um die Tour nach 2013, 2015 und 2016 erneut zu gewinnen. Im Kampf gegen die Uhr ist der 32-Jährige klar stärker als Bardet, auch Uran dürfte in einem Wettkampf ohne Zwischenfä­lle nicht übermäßig Zeit auf den Mann in Gelb aufholen können.

Am Col de Vars (1. Kategorie/2109 m) rund 50 Kilometer vor dem Ziel ging Bardets AG2R-Mannschaft in die Offensive, Froome folgte aber mühelos. Alles lief auf den großen Kampf am Izoard, der erstmals in der Tour-Geschichte Etappenzie­l war, hinaus. AG2R fuhr mit vollem Tempo in den Berg hinein, wollte die Sky-Truppe zermürben, doch Froome ließ sich nicht abschüttel­n. Binnen weniger Kilometer mussten Bardets Teamkolleg­en einer nach dem anderen abreißen lassen, sein britischer Rivale hatte hingegen noch drei Helfer an seiner Seite. Bardets Taktik war nicht aufgegange­n. Froome ließ sogar seinen bärenstark­en Teamkolleg­en Mikel Landa kurz vor Schluss fahren. Erst zwei Kilometer vor der Passhöhe trat Froome an und schloss zu Landa auf, Bardet und Uran hielten nur mühevoll mit.

Bester Deutscher war RundfahrtH­offnung Emanuel Buchmann, der als Tages-31. den 15. Platz in der Gesamtwert­ung behauptete. Diesen wird der 24-Jährige wohl auch am Ende der Tour belegen – besser war zuletzt Andreas Klöden, der 2012 Platz elf belegte. Auch Buchmann musste am Izoard leiden: „Ich hatte am Anfang richtig schlechte Beine, dachte, das wird eine Katastroph­e. Es ging gar nichts.“

„Ich dachte, ich muss mich auf der Ziellinie übergeben“

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