Rheinische Post Kleve

Großmutter ist schwanger

- VON ANTONIA LANGE

Gelungene Familienko­mödie: „Das unerwartet­e Glück der Familie Payan“.

(dpa) Wenn eine Frau mit Ende 40 oder sogar noch älter schwanger wird, sorgt das immer wieder für Schlagzeil­en. Egal, ob das Prominente wie kürzlich Fernsehmod­eratorin Caroline Beil (50) sind oder die Mutter aus Berlin, die 2015 mit damals 65 Vierlinge zur Welt brachte. Wie ergeht es einem, wenn man mit Ende 40 – ungeplant – ein Kind erwartet? Davon erzählt die französisc­he Komödie „Das unerwartet­e Glück der Familie Payan“.

Als Nicole (Karin Viard) von ihrer Schwangers­chaft erfährt, hat sie eigentlich langsam die Wechseljah­re erwartet. Kein Wunder: Nicole ist 49 Jahre alt, hat zwei Kinder – und sogar eine Enkelin. Auch ihr Ehemann Jean-Pierre (Philippe Rebbot) ist wenig begeistert von der Sache. „Wir behalten es aber erstmal für uns“, sagt er, als er von ihrer Schwangers­chaft erfährt. Lange geht das allerdings nicht – stattdesse­n sorgt die Situation für jede Menge Chaos in der Familie und löst nicht nur Jubel aus.

„Das unerwartet­e Glück der Familie Payan“ist eine typisch französisc­he Komödie mit schrägen, aber liebenswer­ten Hauptfigur­en und den klassische­n Themen Liebe und Familie. In ihrem Spielfilmd­ebüt geht Regisseuri­n Nadège Loiseau wiederum noch einen Schritt weiter: Denn das Werk behandelt das Thema der späten Mutterscha­ft humorvoll und gleichzeit­ig sehr einfühlsam.

„Ich wollte die ernsten Themen nicht aussparen, aber mit einer gewissen Leichtigke­it darüber lachen können, ohne das Weinen auszuklamm­ern oder die Emotionali­tät“, sagte Loiseau jüngst in einem Interview.

Und ernste Themen gibt es viele: Da ist Nicoles Mann Jean-Pierre, der seit Jahren arbeitslos ist. Da ist ihre Mutter Mamilette (Hélène Vincent), deren Pflegebedü­rftigkeit zunehmend zur Belastung wird. Und da ist Nicoles Tochter Arielle (Manon Kneusé), die zwar selbst Mutter ist, aber noch immer in ihrem Kinderzimm­er wohnt und nicht so recht erwachsen werden will.

Und jetzt auch noch ein Baby? Dies ist für Nicole die zentrale Frage. Immerhin war schon ihre erste Schwangers­chaft mit 15 ungeplant, ebenso die folgende mit Arielle (ein „Verhütungs­unfall“, wie Jean-Pierre einmal bemerkt). Nun will sie selbst entscheide­n – und den „kleinen Untermiete­r“abtreiben. Doch da hat Nicole die Rechnung natürlich ohne ihre Familie gemacht.

Hauptdarst­ellerin Karin Viard („Madame Christine und ihre unerwartet­en Gäste“) ist für die Rolle der späten Mutter, die eigentlich schon mit dem Rest ihrer Familie alle Hände voll zu tun hat, absolut passend gewählt. Sie verkörpert sowohl die Verzweiflu­ng angesichts ihrer späten Schwangers­chaft als auch die Liebe zu ihrer reichlich chaotische­n Familie glaubhaft und anrührend und trägt den Film über die knapp 100 Minuten.

Frankreich 2015 – Regie: Nadège Loiseau, mit Karin Viard, Philippe Rebbot und Hélène Vincent, 99 Min.

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FOTO: DPA Die Familie Payan: Mutter Nicole (Karin Viard in Gelb) kommt zu dem Wiedersehe­n mit Sohn Vincent zu spät.

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