Rheinische Post Kleve

NS-Zeitzeugin berichtet vor 100 Schülern am KAG

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„Ihr werdet meine Zweitzeuge­n sein.“Mit dieser Botschaft trat Eva Weyl, Jahrgang 1935, vor die Schüler der Jahrgangss­tufe 10 des KonradAden­auer-Gymnasiums. Gebannt folgten etwa 100 Schüler dem Vortrag einer Frau, die bewegend aus ihrer Kindheit in der NS-Zeit berichtete. Weyls Familie floh schon 1933 vor den Nazis in die Niederland­e. Doch der Lauf der Geschichte sollte sie einholen. Erst verlor ihr Vater seine große Textilhand­lung in Kleve (heute steht an der Stelle die Galeria Kaufhof). Schließlic­h, mit dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederland­e, änderte sich alles. Im Januar 1942 ging dann alles ganz schnell. Die Familie packte das Nötigste zusammen und wurde mit tausenden Mithäftlin­gen im Kamp Westerbork (Provinz Drente) interniert. So bizarr es klingen mag, das Leben im Lager empfand die kleine Eva als „normal“. Natürlich durfte man das Lager nicht verlassen, aber es gab eine Schule, ein Krankenhau­s, Fabriken, sogar Theaterauf- führungen. Nichts sollte den Anschein erwecken, dass das Lager nur eine Durchgangs­station in die Todesfabri­ken des Ostens darstellte. Jede Woche fuhr ein Zug aus dem Lager nach Auschwitz, Sobibor oder Theresiens­tadt. Doch der Lagerallta­g spiegelte eine nahezu perfekte Illusion wider. Kaum ein Insasse vermutete, was sie im Osten zu erwarten hatten. 107.000 Menschen werden deportiert, keine 5.000 überleben. Nur mit viel Glück musste Familie Weyl die Reise in die Vernichtun­gslager nicht antreten. Ihre Geschichte – so betont sie – ist eine mit Happy End. Doch für so viele andere galt das nicht. Eindrückli­ch sprach sie zu den Schülern: „Euch trifft keine Schuld, aber ihr tragt Verantwort­ung für die Zukunft.“Gerade in der der heutigen Zeit gebe es auch Diskrimini­erung, Ausgrenzun­g und Rechtspopu­listen.

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FOTO: NN Blick auf den Zeitzeugen-Vortrag am KAG in Kellen.

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