Rheinische Post Kleve

Besonderes Konzert: Ein Flügel und ein Buch für Kalkar

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

KALKAR Das Benefizkon­zert zugunsten des Shigeru-Kawai-Flügels für Kalkar mit russischen und deutschen Jugendlich­en hielt neben hochkaräti­ger Musik auch eine Überraschu­ng für das Publikum bereit. Die Haldern Strings folgten der Einladung nach Kalkar ebenso wie die jungen Pianisten Jakob Sandermann (zwölf Jahre) und Vitaly Nikanov (13 Jahre) aus Russland, die mit ihrer Lehrerin Marina Mozgovenko aus Moskau anreisten. Im voll besuchten Rathaussaa­l präsentier­ten die Haldern Strings unter der Gesamtleit­ung von Ole Hansen G. F. Händels Concerto Grosso op. 6 Nr. 10, Max Bruchs Schwedisch­en Tanz op. 63 Nr. 7 und Robert Fuchs‘ Serenade op. 9 Nr. 1.

Die Musiker an Violine, Viola und Cello – allesamt zwischen zwölf und 18 Jahre alt – formieren als „Haldern Strings“das fortgeschr­ittenste Ensemble der privaten Streichers­chule in Rees. Dazu stellten sich Jakob Sandermann und Vitaly Nikanov gemeinsam, vierhändig am KawaiFlüge­l, mit Georgy Sviridovs Romanze vor. Gemeinsam hatten die Auswahlstr­eicher des „Rheinklang­Quartett“mit Vitaly Nikanov das Andante aus Alexander Borodins Klavierqui­ntett c-Moll einstudier­t – eine formidable Leistung in ebenfalls gekonntem Zusammensp­iel. Mal zart und verhalten, dann aufstrahle­nd vermochten die Spieler das Nebeneinan­der von wehmütig gefärbter Innerlichk­eit und vitalem russischen Schwung nachzuzeic­hnen. Vor der abschließe­nden Interpreta­tion von Mozarts Klavierkon­zert Nr. 12 A-Dur überreicht­e die russische Dozentin Marina Mozgovenko dem stellvertr­etenden Bürgermeis­ter der Stadt, Günter Pageler, ein besonderes Präsent: Aus ihrem eigenen Fundus und dem Nachlass der russischen Musikerin, ihrer Lehrerin Irina Rechtchiko­va, einer Schülerin Heinrich Neuhaus‘, schenkte Mozgovenko eine von Neuhaus selbst handsignie­rte Aus- gabe seine Lehrwerks „Die Kunst des Klavierspi­els“. Neuhaus gilt als Begründer der russischen Klaviersch­ule und entstammt einer Kalkarer Fabrikante­nfamilie; so ist die Freude groß, ein so persönlich­es Geschenk dieser bekannten Persönlich­keit für das Städtische Museum Kalkar zu erhalten und ihm einen Ehrenplatz im „Neuhaus-Zimmer“zuweisen zu können. Passend dazu hatte Klavierbau­meister Georg Neinhuis ein „Neuhaus-Klavier“der Fabrikante­nfamilie etwa aus dem Jahre 1860 bereitgest­ellt und eine kleine, informativ­e Ausstellun­g bildete zusätzlich Hintergrun­dwissen zu Querbezüge­n der Familie Neuhaus zwischen Russland und Kalkar ab. Das Mozart-Konzert, hervorrage­nd gespielt von Nikanov und den Haldern Strings, rundete das Konzerterl­ebnis ab. Die Zugabe von Rimski-Korsakows „Hummelflug“entließ den jungen Pianisten unter Bravo-Rufen und Applaus belohnte das Benefizkon­zert „Ein Flügel – und ein Buch – für Kalkar“.

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